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Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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Angestellte weitergegeben.

    Kann wirklich jeder dank der Infrastruktur des App-Stores aus dem Stand zum globalen Unternehmer werden?  
    Schweizer: Der App-Store hat die Einstiegshürde so klein gemacht, dass man sich kaum noch eine Verbesserung vorstellen kann. Der Weg zum Kunden wird einem komplett von Apple abgenommen. Ein Eldorado, wie manche glauben, ist der App-Store dennoch nicht. Bei mehr als 50000 Anwendungen ist es keine einfache Aufgabe, auch bemerkt zu werden. Es ist also wirklich leicht, zum globalen Unternehmer zu werden. Aber zu einem erfolgreichen Unternehmer? Das ist eine andere Frage.

    Welche weiteren Ursachen für eine neue Gründerkultur sehen Sie?
    Schweizer: Das Internet hat die Wichtigkeit von zwischengeschalteten Distributoren stark schrumpfen lassen und in manchen Fällen komplett zum Verschwinden gebracht. Seit den Anfängen des Internets ist es immer einfacher geworden, Kunden zu erreichen. Für die Abwicklung des Geldverkehrs gibt es Dienstleister. Das Anmieten von Serverkapazitäten ist von Jahr zu Jahr günstiger geworden; bis hin zu extrem leistungsfähigen und skalierbaren Lösungen wie Amazons sogenanntem „elastic cloud computing“. Open-Source-Software für Blogs und Internetforen ermöglicht es, schnell und günstig Inhalte zu verbreiten. Sowohl die Werkzeuge zur Softwareentwicklung als auch das Wissen, wie man es anstellt, sind über das Internet zu bekommen. Clevere junge Leute müssen keine teuren Kurse oder Lehrgänge besuchen. Um die sogenannte „Ruby-on-Rails“-Technologie, mit der moderne Web-Anwendungen entwickelt werden können, ist eine ganze Kultur entstanden mit vielen Firmen, die auf agilen Prozessen basierend und in enger Zusammenarbeit mit den Ideengebern ihre Entwicklungsarbeit anbieten.

    Was bisher nur Konzerne konnten, wird also zunehmend für kleine und kleinste Unternehmen möglich: Online-Services machen es möglich, alle Produktionsstufen von der Herstellung über den Vertrieb bis zu Buchhaltung, Servern und Callcentern virtuell outzusourcen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind diese Dienstleistungen zudem deutlich günstiger einzukaufen – ein idealer Zeitpunkt, zum globalen Unternehmer zu werden. Überall auf der Welt entstehen sogenannte „Mom and Pop Multinationals“ – kleine Firmen, die oft nur aus einer oder wenigen Personen bestehen, aber einen weltweiten Markt bedienen.  
    Niemand verkauft von seinem Wohnzimmer aus Autos. Aber zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel, Mode oder Software. Sogar das gute alte Handwerk kann in diesem Kontext ein technologisch befördertes Comeback erfahren: „Wir erleben den Aufstand des Selbermachens gegen eine anonyme industrielle Massenproduktion“, sagen die Autoren Holm Friebe und Thomas Ramge in ihrem Buch „Marke Eigenbau“: Die Vorboten dieser „listenreichen und verstreuten Revolution“ seien „boomende Webplattformen für Handgemachtes, neue Märkte für hochwertige und ökologische Produkte zu fairen Preisen sowie die Renaissance der Manufakturen“. Auch wenn bei dieser vielleicht ein wenig zu rosig gezeichneten Sozialutopie ein wenig der Wunsch Vater des Gedankens sein mag, ist eine Grundprämisse dieser These doch unstrittig: Der neue Unternehmer braucht heute an Produktions- und Vertriebsmitteln oftmals nur noch einen Laptop.

Eine Generation von Gründern
    Die neu gewonnene Faszination, die die Selbstständigkeit für viele plötzlich bietet, muss vor dem Hintergrund eines breiteren kulturellen Wandels gesehen werden, der „Unternehmertum in den Mainstream gebracht hat“, so der Economist . „Eine Aktivität, die einst als peripher, vielleicht sogar verwerflich betrachtet wurde, ist cool geworden, wird von Politikern gerühmt und von der nachwachsenden Generation begeistert angenommen.“
    Auf der ganzen Welt beginnen Wirtschaftswissenschaftler, sich mit dieser Entwicklung zu befassen. Das ist neu. In fast der gesamten Nachkriegszeit waren Gründer und Erfinder nur selten Gegenstand akademischer Betrachtung. Forscher interessierten sich mehr für die traditionellen Produktionsfaktoren: Land, Arbeit und Kapital sowie den Preismechanismus. Joseph Schumpeter war nahezu der einzige Ökonom, der die Meinung vertrat, nicht niedrigere Preise, sondern neue Ideen seien die beste Waffe im Wettbewerb.
    Heute haben die Wissenschaftler erkannt, dass Gründergeist in einer wissensbasierten Wirtschaft eine wichtige Rolle dabei spielt, neue Unternehmen zu schaffen, neue Ideen zu

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