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Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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denn je erfinden – und zerstören – können als jemals zuvor – denn die Kosten von Start-ups sinken dramatisch schnell. Richard Freeman, Arbeitsexperte des amerikanischen National Bureau of Economic Research, sagt, „es wäre das Beste für die aktuelle Wirtschaftssituation, wenn diese blitzschnellen, aggressiven Studenten von Eliteunis wie Harvard jetzt Gründer würden, neue Geschäftsmodelle finden“. Warum nicht auch in Deutschland?
    Der nächste Punkt, den das große US-Nachrichtenmagazin für die Zukunft der Arbeit als relevant ansieht, dürfte uns in Deutschland bekannt vorkommen: Wir werden alle später in den Ruhestand gehen. Bei uns wurde das Rentenalter bereits auf 67 angehoben, um die marode Rentenversicherung über die Runden zu bekommen. Schon heute arbeiten Männer bis zum Eintritt in den Ruhestand so lange wie seit 31 Jahren nicht mehr. 2008 gingen Männer in Westdeutschland im Schnitt erst mit 63,5 Jahren in die Altersrente, laut Rentenversicherung der höchste Wert seit 1978. Im Osten waren es 63 Jahre, der höchste Stand seit 1993. Doch angesichts der demografischen Entwicklung und der stetig seltener werdenden lebenslangen Festanstellungen fehlt es in Zukunft zunehmend an Einzahlern. Immer weniger Junge müssen das Geld für immer mehr Rentner aufbringen. Kaum ein Experte glaubt darum, dass es bei 67 als Renteneinstiegsalter bleibt. Nur wenn alle länger zahlen und später (und kürzer) beziehen, kann das System weiter bestehen. Was wir eines Tages ausgezahlt bekommen, ist dabei unklar. Die Renten werden wohl irgendwann sinken müssen. Löchrige Erwerbsbiografien tun das Übrige. Laut einer aktuellen Studie von Bernd Raffelhüschen vom Forschungszentrum für Generationenverträge der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat die Hälfte der Versicherten zwischen 20 und 35 Jahren lediglich einen Rentenanspruch von weniger als 958 Euro zu erwarten.
    Doch es gibt auch Gruppen, die von dieser Entwicklung profitieren werden. Für Frauen klingt die berufliche Zukunft in der Meconomy zum Beispiel vielversprechend. Sie werden öfter und länger als heute arbeiten, denn Mütter werden – zusammen mit den Vätern – Familie und Job besser unter einen Hut bekommen. Gleichzeitig werden die spezifisch weiblichen Eigenschaften im Berufsleben immer wichtiger, einmal vorausgesetzt, diese existieren tatsächlich. Time ist davon überzeugt: „Frauen sind auf eine positive Art weniger konkurrenzbetont. Sie suchen den Konsens, vermitteln und kollaborieren, und sie stehen für einen sogenannten transformativen Führungsstil: stark engagiert, motivierend, perfekt geeignet für die derzeit entstehenden weniger hierarchischen Arbeitsumfelder.“ Schon heute schaffen weibliche Pioniere und kluge Unternehmen Arbeitsumgebungen, in denen es auf Ergebnisse ankommt, nicht auf die Zeit, die jemand an seinem Schreibtisch verbringt. Auf Effizienz statt auf Kollegentratsch. Darauf, den Job auf die beste Art zu erledigen – ob mit einer Dreitagewoche, abends, wenn die Kinder im Bett sind, oder mit dem Laptop von Starbucks aus. Für viele konkrete Beispiele dieser neuen Arbeitswelt empfehle ich wiederum die Lektüre von „Morgen komm ich später rein“.

Die wachsende Bedeutung der Kreativwirtschaft
    Es klingt wie ein Klischee, aber es ist ja wahr: In der Berufswelt von morgen können wir alle kreativ sein – und müssen es sogar. Modemacher und Künstler, Webdesigner und Journalisten, Entwicklungsingenieure und Marketingmanager – sie alle handeln mit Waren, deren Hauptwert nicht in den Atomen besteht, aus denen sie gemacht, sondern in den Ideen, aus denen sie entstanden sind. Die Kreativwirtschaft ist also wie vielleicht kaum eine andere Branche geeignet, als Vorreiter der Meconomy zu gelten, denn ihre Vertreter leben ja davon, dass sie sich nicht auf ausgetretenen Pfaden bewegen, dass sie sich ständig neu erfinden, dass sie – hoffentlich jedenfalls – ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben. Zugegeben, Kreativität ist ein schwammiger Begriff, und was so unter dem Begriff der Digitalen Boheme verhandelt wird, der Lifestyle von Berlin Mitte, wo amerikanische Maler, französische Barkeeper, schwäbische Köche und niedersächsische Blogger ein Biotop aus Spaß, Selbstverwirklichung und neuen Geschäftsmodellen zelebrieren, hat mit dem Rest der Republik nicht viel zu tun, und irgendwie mag man auch nicht mehr hören, dass im Café St. Oberholz das WLAN umsonst ist und die Mieten insgesamt so niedrig, dass hier

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