Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
Vom Netzwerk:
Gedanken gemacht, der Erfinder der modernen „Stämme“, den wir bereits am Anfang des Buches kennengelernt haben. In fünf oder zehn Jahren, so seine Prognose, werden Arbeitgeber uns gar nicht mehr dafür bezahlen, dass wir zu einem Gebäude fahren und dort etwas in den Computer tippen. Unter dem Druck einer unsicheren Wirtschaftslage werden die Bosse Arbeit an den niedrigsten Bieter versteigern, das heißt, die Jobs werden „erheblich stressiger sein. Sie werden kaum noch etwas damit zu tun haben, Worte oder Zahlen zu bearbeiten (das Internet kann das übernehmen). Es wird auch kaum noch Bedarf für Sachbearbeiter, Assistenten oder Rezeptionisten geben“, so Godin. „Der Fokus wird vielmehr darauf liegen, die unersetzlichen Mitarbeiter zu finden und den Rest auszusourcen.“
    Wer ist unersetzlich? Godin glaubt: Menschen, die Kundenbeziehungen pflegen, digitale Communitys organisieren. Brillante Designer, energetische Erfinder und strenge Labortechniker. All diese Experten werden immer weniger in Büros mit ihren anonymen Fluren, Einzelzimmern und geschlossenen Türen antreten. Diese Struktur ist „zu teuer und zu langsam. Ich schicke meinem Mitarbeiter, der in einer anderen Zeitzone sitzt, lieber am Ende meines Arbeitstages ein Dokument und habe die Antwort auf meinem Rechner, wenn ich morgens aufwache. Wir treffen uns vielleicht nie, aber wir erledigen beide unersetzliche Arbeit.“
    Die Kehrseite: Was gemessen werden kann, wird gemessen werden. Der Chef und der Rest des Teams werden wissen, wann wir uns im Firmennetz anmelden, was wir tippen, welche Dokumente wir bearbeiten. Das Internet macht Teamarbeit an einem gemeinsamen Ziel einfacher und produktiver denn je. „Aber man weiß auch sofort, wenn ein Teammitglied Schwierigkeiten hat“, so Godin, „denn das bremst alle aus.“ Manche Menschen werden diese sehr stressige, sehr schnelle und sehr flexible Arbeitsweise verstehen und lieben, in der sie wechseln zwischen ein paar Tagen alleine zu Hause und hochintensiven Teamsitzungen, die manchmal Mensch zu Mensch stattfinden, oft aber einfach online. „Andere werden sich die guten alten Zeiten zurückwünschen“, so Godin, „als man im Stau stand, im Büro saß, Memos tippte, eine lange Mittagspause machte und wieder im Stau stand.“
    Der Experte selbst lässt keinen Zweifel daran, dass er zur ersteren Gruppe gehört. Dass er sich auf die neue Arbeitswirklichkeit freut, die Chancen darin sieht und sie eigentlich schon heute praktiziert: „Arbeit wird darin bestehen, einen Stamm zu organisieren, eine Bewegung aufzubauen und in Teams gemeinsam die Welt zu verändern. Alles darunter wird outgesourct werden an jemanden, der erheblich billiger und weniger privilegiert ist als Sie oder ich.“

Vorsicht: Vereinsamung: die Coworking-Lösung
    Wir gehen also bald immer weniger in Büros und arbeiten immer mehr mit Webtools, Videokonferenzen und in digitalen Workflows. Eines der größten Probleme wird dann die soziale Isolation sein, wenn man eigentlich nur noch im Heimbüro, am Flughafen oder im Hotel arbeitet. Es fehlen die Kollegen, es fehlt der kreative Austausch – und kurz gesagt fehlt auch auf die Dauer jede Menschlichkeit. Man wird zum griesgrämigen Eigenbrötler, der nur noch ungern vor die Tür geht und seine Freizeit mit Facebook, Twitter und dem Durchschauen nahezu endloser DVD-Boxen verbringt, vor allem, weil diese ihm eine Gemeinschaft vorgaukeln, die er so nicht mehr hat. Ich weiß, wovon ich spreche: Ich habe nach dem Beginn meines Experiments der Easy Economy ein paar Monate meines Lebens damit zugebracht, viele Staffeln amerikanischer Serien wie Lost, Entourage oder The Wire durchzuschauen, und mein Kommunikationsbedürfnis auf halbstündlich abgesetzte Twitterkommentare beschränkt, bis meine Freundin mir die Leviten las, iPhone-Abhängigkeit bescheinigte und mich zu einigen Bieren mit echten Freunden in echten Kneipen verdonnerte. Sie hatte recht, ich musste mal wieder unter Menschen.
    Ein ganz anderes Problem, für das es aber erstaunlicherweise dieselbe Lösung gibt, haben manche Manager großer Unternehmen: Sie würden gerne sehen, dass ihre Mitarbeiter moderne Arbeitsweisen ausprobieren, also auch mal mit dem Laptop ins Café gehen oder sich interdisziplinär mit anderen Berufsgruppen kreativ austauschen. Allein – die Mitarbeiter wollen gar nicht. Sie finden es klasse, jeden Tag für acht Stunden ins Büro zu gehen und um fünf Feierabend zu haben. „Ich weiß nicht mehr, was ich

Weitere Kostenlose Bücher