Meconomy
eines Hochlohnlands haben deutsche Arbeitnehmer nur eine Chance, im internationalen Wettbewerb Schritt zu halten – sie müssen besser ausgebildet sein. Diese gefragten Spezialisten sind dann durchaus in der Lage, ihre Arbeitgeber und Arbeitsinhalte auszuwählen beziehungsweise mitzubestimmen. Die zweite Entwicklung hängt mit der zunehmenden Vernetzung bei den Dienstleistungsberufen zusammen. Breitbandinternet und immer leistungsstärkere mobile Rechner flexibilisieren die Arbeitswelt. Auch davon profitieren wiederum die Hochqualifizierten. Für einen Fahrzeugingenieur ist es schlicht egal, ob er das neue Supersparelektroauto daheim, im Büro oder in einer Palmenhütte mit Internetanschluss zusammen mit einem vernetzten Team entwickelt. Um im Bild zu bleiben: Der gering qualifizierte Monteur am Band hat diese Option allerdings nicht. Er muss in der Produktionsstraße stehen – und die wird sich dahin verlagern, wo die Löhne wettbewerbsfähig sind.
Jobanforderungen ändern sich ständig, es heißt, die in zehn Jahren wichtigsten Berufe seien heute noch gar nicht erfunden. Was bedeutet das für Fortbildung, Karriereplanung, lebenslanges Lernen?
Mai: Das heißt vor allem, dass man heute nicht davon ausgehen kann, in zehn Jahren noch denselben Job zu machen wie heute. Je nach Naturell ist das für manche ein Bedrohungsszenario – für andere eine große Erleichterung. Letztere haben alle Karrierevorteile auf ihrer Seite. Denn tatsächlich geht es künftig darum, neue – auch mobile – Arbeitsweisen und Techniken möglichst rasch zu adaptieren, um so wettbewerbsfähig zu bleiben. Das klingt für Arbeitnehmer zunächst ungewöhnlich. Ich glaube aber, dass die Berufsform des „angestellten Unternehmers“ die künftig vorherrschende Form ist: Wir alle sind dann mehr und mehr selbst dafür verantwortlich, in unsere persönliche Weiterentwicklung zu investieren – sei es durch Coaching oder E-Learning. Ich glaube nicht, dass die Arbeitgeber die permanente Personalentwicklung noch lange als ihre Kernaufgabe ansehen werden, schon aus Kostengründen.
Dieses E-Learning wird einfacher und günstiger. Ein Feld, das jeder zunehmend beherrschen muss?
Mai: So, wie die Bedeutung des sogenannten Wissensarbeiters steigt, gewinnt auch die Wissensgenerierung an Gewicht. Und dazu gehört das Kommunizieren und Vernetzen auf allen möglichen Kanälen: an den Unis, in Social Networks, in Fachgruppen, in Blogs. Überall dort wird Wissen ausgetauscht und weiterentwickelt. Das bedeutet aber zweierlei: Um Teil dieser Gruppen zu sein, kann man nicht nur Wissen einseitig absaugen, man muss eigenes Wissen auch mit anderen teilen. Präsentieren, diskutieren und vermitteln zu können sind daher mindestens ebenso wichtige Anforderungen für den Arbeitnehmer der Zukunft wie das Verstehen, Vernetzen und Lernen.
Was uns zum Selfbranding bringt. Gilt das überhaupt für Angestellte – braucht heute jeder Blog, Twitteraccount, Website? Was ist das Minimum, das man bedienen muss?
Mai: Jeder braucht sicher nicht alles. Und bei Weitem nicht jeder Arbeitnehmer muss zum Internetpopstar mutieren. Woran aber keiner künftig vorbeikommt, ist, im Netz präsent zu sein – oder anders gesagt: auffindbar. Schon heute sondiert jeder zweite Personaler Bewerber über deren Onlineprofile. Und ich gehe fest davon aus, dass es schon bald 80 bis 90 Prozent sein werden. Der sprichwörtliche erste Eindruck, den wir von einem anderen Menschen bekommen, findet heute meist im Internet statt. Und da es für den bekanntermaßen keine zweite Chance gibt, sollten wir alle genau darauf achten, welchen Eindruck wir dort vermitteln – professionell wie privat. Welche Seiten der Einzelne dafür wählt – ob Facebook, Twitter, Xing, Blog & Co. –, hängt dann individuell davon ab, was derjenige beruflich macht und wo ihn seine Zielgruppe vor allem sucht beziehungsweise erwartet zu finden. Xing ist in Deutschland eines der wichtigsten Businessnetzwerke, international ist es eher LinkedIn. Ein Blog wiederum lohnt sich eher für Leute, die tatsächlich etwas zu sagen und Lust am Schreiben haben. Twitter wiederum ist ein erstklassiges Instrument, um Wissen zu teilen, auf dem Laufenden zu bleiben oder neue Kontakte zu knüpfen. Ich bin ein großer Twitterfan.
Kann ich in dieser Arbeitszukunft mithalten?
Wer wird in dieser zukünftigen Arbeitswelt, die schon heute beginnt, noch gebraucht, und wer wird nicht damit zurechtkommen? Darüber hat sich Seth Godin
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