Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
Vom Netzwerk:
jeder alles ausprobieren kann.
    Doch Vorsicht mit den Pauschalurteilen. Denn die Kreativwirtschaft – fasst man sie etwas weiter – entwickelt nämlich doch erhebliche Wirtschaftsmacht. Und zwar nicht nur in den angesagten Metropolen, sondern bundesweit.
    „Die Kultur- und Kreativwirtschaft hat gegen den allgemeinen Trend im Jahr 2008 positive Wachstumszahlen geschrieben“, sagt Dagmar Wöhrl, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. „Mit einem Beitrag zur Bruttowertschöpfung in Höhe von 63 Milliarden Euro und einer Million Erwerbstätigen gehört sie auch im Branchenvergleich zu den Schwergewichten unserer Volkswirtschaft.“ Diese Dynamik gehe insbesondere auf das Konto der kleinen Unternehmen. Im Vergleich zu den wichtigsten deutschen Wirtschaftsbranchen liegt die Kultur- und Kreativwirtschaft mit einem Wertschöpfungsanteil von 2,6 Prozent am Bruttoinlandsprodukt ungefähr zwischen der Chemischen Industrie (2,1 Prozent) und der Automobilindustrie (3,1 Prozent). Der Umsatz ist auf 132 Milliarden Euro, die Zahl der Selbstständigen und Unternehmen von 2007 auf 2008 um 4,3 Prozent gestiegen. Insgesamt sind in diesem Bereich 238000 Unternehmen und 763000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tätig. Wöhrl fordert denn auch: „Dieses Potenzial für Arbeitsplätze müssen wir unbedingt weiter stärken. Auch die kreativen Kleinunternehmen brauchen einen noch besseren Zugang zu den klassischen Fördermaßnahmen für den Mittelstand.“  

Soll ich gehen oder bleiben?
    Jochen Mai, Ressortleiter „Beruf und Erfolg“ bei der Wirtschaftswoche , gilt als Deutschlands führender Experte in Sachen Karriereplanung. Sein Buch „Die Karrierebibel“ ist ein Bestseller, seine gleichnamige Website wird täglich von Tausenden Menschen angesteuert, die neueste Studien und Nachrichten rund ums berufliche Fortkommen suchen. Im Spätsommer 2009, die Wirtschaftskrise war noch auf dem Höhepunkt, machte Mai mal wieder eine Umfrage unter seinen Nutzern, wie er das regelmäßig tut. Doch diesmal war der Experte vom Ergebnis wirklich überrascht: Rund 70 Prozent der Leser waren bereit, ihren Job zu wechseln – 33 Prozent sogar lieber heute als morgen. Ein weiteres Drittel hätte den Schritt in Erwägung gezogen, wenn sie sich dabei verbesserten. Nur ein Viertel war mit seinem Job zufrieden. Bemerkenswert an der Umfrage für Mai: Kaum jemandem schien der Wechselschritt in der aktuellen Wirtschaftslage zu riskant. Sein erstes Fazit: „Offenbar dominiert durchweg das Motiv Jobzufriedenheit. Und um die ist es derzeit alles andere als gut bestellt.“ Ich wollte vom Karriereprofi wissen, wie er vor dem Hintergrund solcher Zahlen die Berufswelt von morgen einschätzt:

    Herr Mai, erstaunlich viele Menschen waren selbst auf dem Höhepunkt der Krise bereit, ihren Job aufzugeben. Was sagt uns das über die Jobzufriedenheit in Deutschland, was über die Risikobereitschaft der Menschen?
    Jochen Mai: Mit solchen Zahlen muss man vorsichtig sein: Die Bereitschaft zum Jobwechsel heißt noch nicht, dass die Leute tatsächlich wechseln. Sie spielen mit dem Gedanken – was allerdings in Krisenzeiten nichts Ungewöhnliches ist. Eine Langzeitstudie der R+V Versicherung etwa bescheinigt, dass der Arbeitsplatzverlust 2009 der größte Angstmacher der Deutschen ist. Das spricht nicht gerade für eine erhöhte Risikobereitschaft. Was man jedoch beobachten konnte, ist, dass sich tatsächlich einige Menschen selbstständig gemacht haben. Das waren aber vor allem hoch spezialisierte Fachkräfte mit langjähriger Berufserfahrung. Die erleben seit rund zehn Jahren, wie ihre bisherigen Arbeitgeber durch zwei heftige Krisen schlidderten. Und ich meine wirklich „schliddern“: Kaum ein Management brillierte dabei durch planende Voraussicht, strategische Weitsicht, mutige Visionen oder innovativen Esprit. Jene Eigenschaften, die die Manager zwar oft von ihren Topleuten verlangen, ohne sie aber selbst vorzuleben. Kein Wunder, wenn sich die wahren Talente dann abkehren und lieber ihr eigenes Ding machen – schlicht, weil sie es können.  

    Ist die Zeit der großen Selbstverwirklichung im Job angebrochen? Oder gilt das nur für wenige Berufsfelder und eine kleine Avantgarde?
    Mai: Auch wenn die Antwort unbequem ist: Ich glaube, das gilt nur für eine Avantgarde. Die – und das ist die gute Nachricht – wächst allerdings in Deutschland. Zwei Entwicklungen sind dafür verantwortlich: Als Einwohner

Weitere Kostenlose Bücher