Meconomy
tun soll“, gestand mir der Marketingchef eines bekannten deutschen Konzerns, „ich habe meinem Team angeboten, einen Tag pro Woche zu Hause zu arbeiten oder im Sommer gern mal ein Meeting im Park zu machen. Dann würden sie auch mal auf andere Ideen kommen. Aber keiner hat Interesse daran.“ Der Mann war verzweifelt. Er glaubte an die Vorteile neuer, flexibler und mobiler Arbeitsformen. Aber seine Mitarbeiter waren – so sah er das – zu träge, um mitzuziehen.
Die Lösung für sowohl den vereinsamten Freiberufler als auch für die kreativitätsgehemmten Festangestellten heißt Coworking. Das ist ein neuer Begriff, der für Orte steht, an denen wildfremde Menschen sich treffen, um gemeinsam zu arbeiten. Klingt eigenartig? Fragen wir Sebastian Sooth, den Mitgründer des Berliner „Hallenprojektes“ und einen der Vordenker des Coworking in Deutschland, was das Ganze soll.
Sebastian Sooth: Coworking ist das gemeinsame Arbeiten an einem Ort. Coworking ist das produktive Arbeiten mit Gleichgesinnten in inspirierender, motivierender Atmosphäre im halböffentlichen Raum zwischen Großraumbüro, Home-Office und Café. Beim Coworking geht es nicht in erster Linie darum, an denselben Sachen zu arbeiten. Im Fokus steht das Schaffen einer Arbeitsumgebung, in der man selbstbestimmt gerne arbeitet und einfach soziale Kontakte mit anderen, ähnlich arbeitenden Menschen herstellen kann. Mit Coworking-Spaces entstehen Orte, die genau dafür eingerichtet sind.
Sind das Treffpunkte nur für Freiberufler und gelangweilte Heimarbeiter?
Sooth: Das Hallenprojekt verbindet Coworker, Coworking-Orte und Menschen, die Plätze für Coworking schaffen oder anbieten wollen. Auf Hallenprojekt.de kann man diese Orte finden, andere Coworker treffen und sehen, wer gerade wo und woran arbeitet. Das Hallenprojekt versteht sich als Plattform für alle, die gerne mobil arbeiten – und wissen wollen, wer das da am Nachbartisch ist und woran er arbeitet. Für alle, die keine Lust haben, alleine im Home-Office zu sitzen. Für alle, die keine Lust haben, jeden Tag am selben Ort mit denselben Leuten zu arbeiten. Für alle, die gerne mehr Zeit- und Ortsautonomie beim Arbeiten haben. Egal, ob Freiberufler oder Angestellte. Egal, ob Einzelkämpfer oder Projektteam.
Da Arbeit auch in Unternehmen immer mobiler und flexibler wird – wäre ein deutschland- oder sogar weltweites Netz von Coworking-Spaces die Zukunft der Arbeit? Können wir bald überall arbeiten, wo wir wollen?
Sooth: Wir befinden uns gerade in einer Übergangsphase. Weltweit entstehen einzelne Coworking-Spaces, auch in Deutschland gibt es eine Menge entstehender Ansätze. Alleine in Berlin gibt es mit dem selfhub, dem Betahaus, dem BusinessClassNet und der upstream-Halle verschiedene Ansätze für Coworking-Spaces, dazu eine Menge Desksharing-Angebote bei größeren und kleineren Firmen. Die Zusammenarbeit der einzelnen Orte steht noch ganz am Anfang.
In Zukunft wird man so selbstverständlich zum Arbeiten in einen Coworking-Space gehen, wie man heute ins Büro, in die Kneipe, in den Club geht. Coworking wird wie eine Art „Carsharing für Arbeitsplätze” funktionieren. Die Zusammenarbeit in virtuellen und realen Räumen wird an solchen Orten neu verbunden.
In den USA und Kanada haben die Betreiber verschiedener Coworking-Orte kürzlich die Aktion Coworking Visa gestartet – eine Wikiseite, auf der man sehen kann, wie man als zahlendes Mitglied eines Ortes auch an anderen Orten arbeiten kann. Mittlerweile nehmen daran Spaces in sechs Ländern teil.
Ist so eine weltweite Mobilität überhaupt für viele Menschen realistisch und wünschenswert?
Sooth: Ein Vorteil bei weltweiter Mobilität ist, dass sie mir auch lokale Mobilität gibt. Wenn ich in meiner Stadt oder in meinem Landkreis mehrere Orte zur Auswahl habe, an denen ich arbeiten kann, gibt mir das auch in meinem ganz konkreten Lebensumfeld ganz neue Freiheiten, um zu arbeiten, wann und wie ich will. Außerdem spare ich mir mit einem Coworking-Space in meiner Nachbarschaft lange Pendlerwege ins Büro und vereinsame nicht im Home-Office ohne soziale Kontakte.
Wie könnte ein solches Netzwerk konkret aussehen, und wie könnten auch Unternehmen sich beteiligen / davon profitieren?
Sooth: 80 Prozent der Deutschen würden gerne einen oder mehrere Tage in der Woche nicht im Büro arbeiten, sondern sich ihre Arbeitszeit freier einteilen können. Für „klassische Unternehmen” ist da das Angebot für Mitarbeiter, an
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