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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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ist gut.«
    »Wir dürfen die Tiere nicht zuviel auf einmal trinken lassen, sonst werden sie lahmen«, warnte Loeb.
    Sie tränkten die Tiere mit Vorsicht und banden sie an Bäume, dann tranken sie selbst, rissen sich die Kleider vom Leib und legten sich ins Wasser, um sich im Schilf durchtränken zu lassen.
    »Habt Ihr in der Dasht-i-Lut Leute verloren?« fragte Rob.
    »Wir haben meinen Vetter Calman verloren«, sagte Lonzano. »Er war damals zweiundzwanzig Jahre alt.«
    »Ist er durch eine Salzkruste gebrochen?«
    »Nein. Er hat die Beherrschung verloren und sein Wasser auf einmal ausgetrunken. Dann ist er verdurstet.«
    »Möge er in Frieden ruhen«, sagte Loeb.
    »Wie sehen die Symptome aus, wenn ein Mensch verdurstet?«
    Lonzano war sichtlich ungehalten. »Ich will nicht mehr daran denken.«
    »Ich frage, weil ich Arzt werden will, nicht aus Neugier«, erklärte Rob, und Arieh starrte ihn voll Widerwillen an. Lonzano überlegte kurz, dann nickte er. »Mein Vetter Calman war von der Hitze verwirrt und trank hemmungslos, bis nichts mehr von seinem Wasser übrig war. Wir hatten uns verirrt, und jeder teilte sich sein Wasser selbst ein. Wir durften nicht teilen. Nach einer Weile begann er zu erbrechen, aber es kam keine Flüssigkeit. Seine Zunge wurde ganz schwarz, und sein Gaumen war weißlichgrau. Seine Gedanken verwirrten sich, und er glaubte, er sei im Haus seiner Mutter. Seine Lippen waren eingeschrumpft, man sah seine Zähne, und sein Mund stand offen wie bei einem Tier. Er keuchte und schnarchte abwechselnd. In dieser Nacht setzte ich mich im Schutz der Dunkelheit über die Abmachung hinweg, goß ein wenig Wasser auf einen Lappen und drückte ihn über seinem Mund aus. Aber es war zu spät. Nach dem zweiten Tag ohne Wasser starb er.« Sie lagen schweigend in dem braunen Wasser.
    »Ai, di-di-di-di-di-di, ai, di-di-di-di!« sang Rob schließlich. Er blickte Lonzano in die Augen, und sie grinsten einander vielsagend an. Auf Loebs ledrige Wange setzte sich ein Moskito, und er schlug sich ins Gesicht. »Jetzt können die Tiere mehr Wasser vertragen«, meinte er. Sie verließen den Tümpel und kümmerten sich wieder um ihre Tiere.

    Am nächsten Tag saßen sie bei Sonnenaufgang auf ihren Eseln, und zu Robs großer Freude kamen sie bald an zahlreichen kleinen Seen vorbei, die von Wiesen umgeben waren. Die Seen heiterten ihn auf. Das Gras reichte einem bis ans Knie und duftete köstlich. Es war voller Heuschrecken und Grillen, aber auch voller kleiner Mücken, deren Stiche brannten und sofort juckende Schwellungen hinterließen. Ein paar Tage zuvor hätte er sich gefreut, überhaupt ein Insekt zu sehen, doch jetzt schenkte er nicht einmal den großen, herrlichen Schmetterlingen auf den Wiesen einen Blick, während er auf die Quälgeister schlug und alle Mücken und Moskitos verfluchte. »O Gott, was ist das?« rief Arieh.
    Rob folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger und erblickte im vollen Sonnenlicht eine riesige Wolke, die sich im Osten erhob. Er beobachtete mit zunehmender Besorgnis, daß sie näher kam, denn sie sah wie jene Staubwolke aus, die über sie gekommen war, als der heiße Wind sie in der Wüste überraschte.
    Doch aus dieser Wolke drang deutlich das Geräusch von Hufen, als würde eine große Armee auf sie zusprengen.
    »Die Seldschuken?« flüsterte Rob, doch niemand antwortete ihm. Blaß und angstvoll warteten sie, während die Wolke näher kam und der Lärm ohrenbetäubend wurde.
    In einer Entfernung von etwa fünfzig Schritten klapperten die Hufe, als hätten tausend geübte Reiter auf einen Befehl hin gleichzeitig angehalten.
    Zuerst konnten sie nichts erkennen. Dann legte sich der Staub, und sie erblickten zahllose Wildesel, die sich in bestem Zustand befanden und eine präzise Ordnung einhielten. Die Esel starrten die Männer aufmerksam und neugierig an, und die Männer starrten zurück. »Hai!« schrie Lonzano, und schon machte die gesamte Herde kehrt und zog weiter, diesmal nach Norden.
    Sie kamen auch an kleineren Eselherden und riesigen Rudeln von Gazellen vorbei, die manchmal gemeinsam grasten und offensichtlich selten gejagt wurden, weil sie den Menschen wenig Beachtung schenkten.
    Bedrohlicher wirkten die Wildschweine, die es im Überfluß gab.
    Gelegentlich erblickte Rob eine behaarte Bache oder einen Eber mit gefährlichen Hauern, und er hone von allen Seiten die Tiere grunzen, während sie im hohen Gras raschelten und wühlten. Nun sangen sie alle, wenn Lonzano es vorschlug, um die

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