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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Betrachter entgegenwölbte.
    Der Elefant wurde von einem feingliedrigen Inder betreut, der eine graue Tunika und dazu einen weißen Turban, eine weiße Schärpe und eine weite Hose trug. Auf Robs Frage sagte er, er heiße Harsha und sei der mahout oder Elefantenwärter. Der Elefant sei Alã-al-Dawlas persönliches Reittier im Kampf und heiße Zi, die Abkürzung für Zi-al-Quarnayn, der Zweihörnige, zu Ehren der gefährlichen, vorstehenden Zähne, die gebogen und so lang waren, wie Rob groß war, und aus dem Oberkörper des Ungeheuers herausragten.
    »Wenn wir in die Schlacht ziehen«, erzählte der Inder stolz, »trägt Zi einen eigenen Panzer, und an seinen Stoßzähnen sind lange, scharfe Schwerter befestigt. Er ist für den Kampf geschult, und wenn Seine Exzellenz auf seinem trompetenden Kriegselefanten angreift, lassen dessen Anblick und dieser Laut das Blut jedes Feindes erstarren.« Der mahout ließ die Diener ununterbrochen Eimer mit Wasser bringen. Diese wurden in ein großes Goldgefäß geleert, aus dem das Tier Wasser in seine Schlangennase saugte, das es dann in seinen Mund spritzte.
    Rob blieb beim Elefanten, bis ein Wirbel von Trommeln und Zimbeln die Ankunft des Schahs verkündete, dann kehrte er mit den anderen Gästen in den Garten zurück. Alã Shahansha trug im Gegensatz zu den Gästen, die wie für einen Staatsakt gekleidet waren, einfache, weiße Kleidung. Er erwiderte den ravi zemin mit einem Nicken und nahm auf einem prächtigen Stuhl, der erhöht über den Kissen der anderen Gäste stand, Platz. Die Belustigung begann mit einer Darbietung der Schwertfechter, die ihre Krummsäbel mit solcher Kraft und Anmut schwangen, daß die Zuschauer gebannt den abgezirkelten Bewegungen einer Kampfübung folgten, die so ritualisiert war wie ein Tanz. Rob bemerkte, daß der Krummsäbel leichter war als das englische Schwert und schwerer als das französische; er erforderte beim Stoß die Geschicklichkeit eines Duellanten, beim Schlagen aber starke Handgelenke und Arme. Die aufregende Darbietung war für Rob viel zu früh zu Ende. Akrobatische Zauberer zogen als nächste eine große Schau ab. Sie pflanzten einen Samen in die Erde, bewässerten ihn und bedeckten ihn mit einem Tuch. Hinter einer Wand von durcheinanderwirbelnden Körpern, genau auf dem Höhepunkt ihrer akrobatischen Darbietung, zog einer von ihnen heimlich das Tuch weg, stieß einen belaubten Zweig in den Boden und bedeckte ihn wieder; Sowohl die Ablenkung als auch die Täuschung waren für Rob klar ersichtlich, weil er auf sie gewartet hatte, und so war er belustigt, als das Tuch schließlich entfernt wurde und die Zuschauer >dem magisch wachsenden Baum< Beifall spendeten.
    Alã Shahansha war sichtlich unruhig, als die Ringkämpfe begannen. »Meinen Langbogen«, rief er. Als der Bogen gebracht wurde, spannte und entspannte er ihn und zeigte seinen Höflingen, wie leicht er die schwere Waffe handhaben konnte. Die Menschen in seiner Umgebung bewunderten murmelnd seine Kraft, während andere die entspannte Stimmung nutzten und plauderten. Nun erst erfuhr Rob den Grund, weshalb er eingeladen war: Als Europäer stellte er wie die Tiere oder die Artisten eine zur Schau gestellte Kuriosität dar, und die Perser bestürmten ihn mit Fragen.
    »Besitzt Ihr in Eurem Land - wie heißt es doch? - auch einen Schah?«
    »Es heißt England. Ja, wir haben einen König. Er heißt Knut.«
    »Sind die Männer Eures Landes Krieger und Reiter?« fragte ein alter Mann mit klugen Augen neugierig. »Ja, ja, große Krieger und hervorragende Reiter.«
    »Wie ist das Wetter und das Klima?«
    »Kälter und feuchter als hier.«
    »Und die Nahrung?«
    »Anders als die Eure, nicht so stark gewürzt. Wir kennen keinen pilaw .«
    Darüber waren alle entsetzt. »Keinen pilaw !« wiederholte der Alte verächtlich.
    Sie umringten ihn, aber eher aus Neugierde als aus Zuneigung, und er fühlte sich in ihrer Mitte allein.
    Alã Shahansha erhob sich. »Laßt uns zu den Pferden gehen!« rief er ungeduldig, und die Menge strömte hinter ihm auf das nahe Feld, obwohl die Ringer immer noch knurrend miteinander kämpften.
    »Ball-und-Stock, Ball-und-Stock!« rief jemand und wurde sofort mit Beifall belohnt.
    »Laßt uns spielen!« stimmte der Schah zu, wählte drei Männer als seine Mannschaft aus und vier Männer als ihre Gegner.
    Ihre Pferde, die auf das Feld geführt wurden, waren zähe Ponys, die ein ganzes Stück kleiner waren als die verwöhnten weißen Hengste. Als alle aufgesessen

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