Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
Vom Netzwerk:
den verschiedensten Vorstellungen hingegeben. Bei einer hatte sie geweint und sich daran erinnert, daß Jesus den christlichen Frauen verboten hatte, diesen Akt außerhalb der Ehe zu vollziehen. Wie in einer Heiligenlegende hatten dann ihre Tränen sein Mitleid erweckt, und er hatte sie aus Güte nach Hause geschickt. In einem anderen Tagtraum hatte sie, weil sie gezwungen war, den Ehemann zu retten, den sinnlichsten körperlichen Orgasmus ihres Lebens kennengelernt, eine Beglückung durch einen einmaligen Liebhaber, der sie erwählt hatte, obwohl er über die allerschönsten Frauen Persiens verfügen konnte. Die Wirklichkeit hatte keinerlei Ähnlichkeit mit ihren Phantasien. Alã wendete sich ihren Brüsten zu, berührte die Warzen; vielleicht hatten die Höfe eine ihm ungewohnte Farbe. Die kühle Luft hatte ihre Brüste hart gemacht, aber er verlor bald das Interesse an ihnen. Als er sie zur Matratze drängte, flehte sie stumm die Hilfe der heiligen Mutter Gottes an, deren Namen sie trug. Sie war kein aufnahmebereites Gefäß, so daß sie aus Angst und aus Widerwillen gegenüber diesem Mann, der beinahe den Tod ihres Ehemannes beschlossen hätte, trocken blieb. Sie vermißte die süßen Liebkosungen, mit denen Rob sie erfreute und die sie in seinen Händen zu Wachs werden ließen. Statt senkrecht wie ein Stock zu sein, hing Alãs Glied schräg herab, und er hatte Schwierigkeiten, in sie einzudringen. Deshalb griff er zu Olivenöl, das er aber gereizt auf sie goß statt auf sich. Endlich zwängte er sich in sie, und sie hielt die Augen geschlossen.
    Sie war gebadet worden, entdeckte aber, daß er sich nicht gereinigt hatte. Er war alles andere als kraftvoll und wirkte fast gelangweilt, während er leise grunzend zustieß. Nach wenigen Augenblicken erschauerte er für einen so großen Mann ganz unköniglich schwach, und er stöhnte angewidert. Dann zog sich der König der Könige mit einem leise-schmatzenden, öligen Geräusch aus ihr zurück und verließ Jen Raum ohne ein Wort oder einen Blick.
    Sie blieb klebrig und erniedrigt liegen und wußte nicht, was sie als nächstes tun sollte. Mit Gewalt hielt sie ihre Tränen zurück. Schließlich wurde sie von den anderen Frauen wieder abgeholt und zu ihrem Sohn gebracht. Sie kleidete sich eilig an und nahm Rob James in die Arme. Die Frauen schickten sie nach Hause und stellten einen Sack mit grünen Melonen in die Sänfte. Als sie mit dem Sohn die Jehuddijeh erreichte, wollte sie die Melonen schon auf der Straße stehen lassen. Es erschien ihr jedoch einfacher, sie nach Hause mitzunehmen und die Sänfte zu verabschieden.
    Als Rob aus Idhaj zurückkehrte, aß er von den grünen Melonen, die köstlicher schmeckten als alle, die er bisher gekostet hatte.

Das Beduinenmädchen
    Merkwürdig. Rob mußte noch immer den Atem anhalten, und sein Herz klopfte heftig, wenn er den maristan betrar und ihm die schnatternden Studenten wie Gänseküken ihrer Mutter folgten. Sie folgten ihm, und dabei war er noch vor kurzer Zeit anderen gefolgt. Ibn Sina drängte ihn, Vorlesungen zu halten, und wenn er sich dazu entschloß, kamen auch Studenten von anderen Fächern, um ihn zu hören. Aber er fühlte sich nie vollkommen sicher, wenn er ordentlich schwitzte und sich über ein Thema verbreitete, das er sorgfältig in den Büchern nachgelesen hatte. Ihm war bewußt, wie er auf sie wirken mußte, denn er war größer als die meisten, und seine englische Nase war gebrochen. Auch wußte er, wie seine Stimme klang, denn jetzt sprach er das Persische so fließend, daß ihn sein Akzent störte. Ebenso verfaßte er auf Ibn Sinas Wunsch eine kurze Abhandlung über die Wundbehandlung mit Wein. Er mühte sich mit diesem Aufsatz ab, hatte aber keine rechte Freude daran, auch nicht, als er fertig, übertragen und im Haus der Gelehrsamkeit hinterlegt war. Rob wußte, daß er sein Wissen und Können weitergeben mußte, wie fliese Erfahrungen an ihn weitergegeben worden waren, aber Mirdin hatte sich dennoch geirrt: Rob wollte nicht alles tun. Er wollte sich Ibn Sina nicht zum Vorbild nehmen. Er hatte nicht den Ehrgeiz, auch noch als Philosoph, Erzieher und Theologe zu wirken, er empfand nicht das Bedürfnis, zu schreiben oder zu predigen. Er mußte lernen und forschen, um zu wissen, was er zu tun hatte, sobald er handeln mußte Für ihn kam die Stunde der Wahrheit jedesmal, wenn er die Hände eines Patienten hielt. Es war der gleiche unheimliche Zauber, den er zum erstenmal empfunden hatte, als er neun

Weitere Kostenlose Bücher