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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Zeit kaufte.«
    Rob verbrachte einen halben Tag damit, eine Grube aufzuhacken und zu schaufeln, denn sie wollten nicht, dass Incitatus von Hunden und Krähen gefressen wurde. Während Rob die große Grube aushob, ging der Bader auf die Suche nach einem Ersatz. Er brauchte den ganzen Tag, und er wollte nicht sparen, denn ein Pferd war für sie lebenswichtig. Schließlich kaufte er eine dreijährige, noch nicht voll erwachsene braune Stute mit weißer Blesse.
    »Sollen wir sie auch Incitatus nennen?« fragte er, aber Rob schüttelte den Kopf, und sie nannten sie einfach Stute. Sie war leichtfüßig, doch gleich am ersten Morgen verlor sie ein Hufeisen, und sie kehrten nach Blyth zurück, um sie frisch beschlagen zu lassen. Der Schmied hieß Durman Moulton, und sie trafen ihn dabei an, wie er an einem Schwert arbeitete, bei dessen Anblick ihre Augen zu glänzen begannen.
    »Was kostet es?« fragte Rob, allzu eifrig, nach der Meinung des Baders.
    »Es ist bereits verkauft«, erklärte der Schmied, erlaubte ihnen aber, es in die Hand zu nehmen und seine Ausgewogenheit zu prüfen. Es war ein breites englisches Schwert, vollkommen glatt, scharf, zuverlässig und zudem eine schöne Schmiedearbeit. Wenn der Bader jünger und nicht so klug gewesen wäre, hätte er in Versuchung geraten können, es zu erwerben.
    »Wieviel verlangt Ihr für genau das gleiche Stück und einen dazu passenden Dolch?«
    Der Gesamtpreis war höher als Robs Jahreslohn. »Und Ihr müßt eine Hälfte des Preises hinterlegen, wenn Ihr es bestellt«, sagte Moulton. Rob ging zum Wagen und kam mit einem Beutel zurück, aus dem er das Geld unverzüglich bezahlte. »In einem Jahr kommen wir wieder, um die Waffen zu holen und den Rest zu bezahlen«, kündigte er an. Der Schmied nickte und versprach, dass beides fertig sein würde.

    Obwohl sie Tatus verloren hatten, wurde es eine erfolgreiche Saison, doch als sich diese dem Ende zuneigte, verlangte Rob ein Sechstel vom Erlös.
    »Ein Sechstel von meinem Einkommen! Für einen grünen Jungen, der kaum siebzehn Jahre alt ist?« Der Bader war richtiggehend empört, doch Rob ertrug den Ausbruch gelassen und sagte nichts mehr.
    Als der Tag ihrer alljährlichen Vereinbarung herankam, war es der Bader, der unruhig wurde und sich Sorgen machte, denn ihm war klar, wie sehr sich seine Lage dank seines Gesellen gebessert hatte.
    Im Dorf Sempringham hörte er, wie eine Patientin ihrer Freundin zuflüsterte: »Stell dich beim jüngeren Bader an, Eadburga, denn man erzählt sich, dass er einen hinter dem Wandschirm berührt. Er hat angeblich heilende Hände.«
    Sie sagen auch, dass er eine Unmenge von dem Scheißspezificum verkauft, erinnerte sich der Bader schmerzlich.
    Aber es störte ihn nicht, dass vor dem Wandschirm des Jüngeren für gewöhnlich längere Menschenschlangen warteten. Rob war für einen Dienstgeber ein wahres Goldstück.
    »Ein Achtel«, bot er Rob am entsprechenden Tag schließlich an.
    Obwohl es ihm gegen den Strich ging, wäre er auch auf ein Sechstel hinaufgegangen, aber zu seiner Erleichterung nickte sein Geselle.
    »Ein Achtel, das ist gerecht«, meinte Rob.

    Der >Alte< war des Baders Gehirn entsprungen. Da er den unterhaltenden Teil der Vorstellung verbessern wollte, erfand er einen alten Lüstling, der das universelle Spezificum trinkt und daraufhin jeder Schürze nachläuft, die er sieht. »Und du musst ihn spielen.«
    »Ich! Ich bin doch zu groß. Und auch zu jung.«
    »Nein, du wirst ihn spielen«, sagte der Bader eigensinnig. »Denn ich bin so dick, dass jeder auf den ersten Blick sehen würde, um wen es sich handelt.«
    Sie beobachteten lange alte Männer, wie sie sich unter Schmerzen bewegten, welche Kleidung sie trugen, und sie hörten genau zu, wenn alte Leute sprachen.
    »Stell dir vor, wie es ist, wenn du spürst, dass dein Leben zu Ende geht«, sagte der Bader. »Du glaubst, dass du bei einer Frau immer einen Steifen kriegen wirst. Denk daran, dass du alt wirst und es nicht mehr tun kannst.«
    Sie fertigten eine graue Perücke und einen falschen grauen Schnurrbart an. Sie konnten keine Falten in Robs Gesicht zaubern, aber der Bader bedeckte es mit Salbe und täuschte eine gealterte, im Lauf der Jahre durch Sonne und Wind trocken und rissig gewordene Haut vor. Rob beugte seinen langen Körper vor und legte sich einen hinkenden Gang zu, indem er das rechte Bein nachzog. Wenn er sprach, ließ er seine Stimme höher klingen, und er redete stockend, als hätte ihm das Leben schon ein wenig

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