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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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oben lag. »Mach eine Faust, aber strecke dabei den brandigen Finger aus!« befahl Rob, umwickelte die Hand mit Leinenstreifen und band sie fest, damit die gesunden Finger nicht im Weg waren.
    Er holte sich drei kräftige, herumstehende Müßiggänger: zwei, um den Jungen festzuhalten, und einen, um das Brett zu fixieren. Er hatte ein dutzendmal zugesehen, wie der Bader selbst dermaßen vorgegangen war, und hatte die Amputation zweimal selbst unter des Baders Aufsicht vorgenommen, aber allein hatte er es noch nie versucht. Das Wesentlichste war, den Schnitt entfernt genug von der brandigen Stelle zu legen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, zugleich aber einen möglichst großen Stumpf übrigzulassen. Er ergriff das Messer und schniu in das gesunde Fleisch. Der Patient brüllte auf und versuchte aufzuspringen. »Haltet ihn fest!«
    Er schnitt kreisförmig um den Finger herum und unterbrach einen Augenblick, um die Blutung mit einem Lappen aufzusaugen, bevor er den gesunden Teil des Fingers auf beiden Seiten aufschlitzte und vorsichtig die Haut bis zum Knöchel abschälte, so dass zwei Hautlappen entstanden.
    Der Mann, der das Brett festhielt, ließ es los und erbrach. »Nimm das Brett«, befahl Rob dem Mann, der die Schultern gehalten hatte. Der Wechsel war nicht schwierig, denn der Patient hatte inzwischen das Bewusstsein verloren.
    Knochen ließen sich leicht durchtrennen, und die Säge erzeugte ein beruhigendes Geräusch, als er den Finger abnahm. Er schnitt die beiden Hautlappen zurecht und formte einen ordentlichen Stumpf, wie er es gelernt hatte, weder zu eng, was Schmerzen verursacht hätte, noch zu lose, weil das später Schwierigkeiten bereiten würde.
    Dann nahm er Nadel und Faden und setzte kleine, enge Nähte. Etwas Blut sickerte hervor, das er abwusch, indem er Universal-Spezificum über den Stumpf goß. Rob half dann, den stöhnenden Jungen in den Schatten eines Baumes zu tragen, wo er sich erholen konnte.
    Danach verband er rasch einen verstauchten Knöchel, versorgte einen tiefen Sichelschnitt im Arm eines Kindes, verkaufte einer Witwe, die von Kopfschmerzen geplagt wurde, drei Flaschen Spezificum und ein weiteres halbes Dutzend Flaschen einem Mann, der an Gicht litt. Da erblickte er plötzlich den abgetrennten Finger auf dem Fußboden. Er hob ihn auf, wickelte ihn in einen Lappen, trug ihn dorthin, wo der Junge unter dem Baum zu sich gekommen war, und legte ihn in seine gesunde Hand.
    Verwirrt blickte er Rob an. »Was soll ich damit anfangen?«
    »Die Priester sagen, dass man abgetrennte Körperteile bestatten muss, damit sie einen auf dem Friedhof erwarten, so dass man am Tag des Jüngsten Gerichts wieder vollständig im Fleische auferstehen kann.«
    Der junge Mann dachte darüber nach, dann nickte er. »Ich danke dir, Baderchirurg.«

Waffen
    Der Bader kam nicht auf die Idee, dass er und Rob je streiten könnten.
    Der ehemalige Lehrling unterschied sich auch mit seinen siebzehn Jahren nicht von dem arbeitsamen, gefälligen Jungen, der er früher gewesen war.
    Nur feilschte er wie ein Fischweib.
    Am Ende seines ersten Gesellenjahres verlangte er einen Anteil von einem Zwölftel statt einem Zwanzigstel. Der Bader knurrte, erklärte sich aber dann damit einverstanden, weil er einsah, dass Rob ein höherer Lohn zustand.
    Der Bader bemerkte auch, dass Rob von seinem Lohn kaum etwas ausgab, und er wusste, dass er sparte, um Waffen zu kaufen. In einer Winternacht versuchte ein Gärtner in der Kneipe von Exmouth Rob einen Dolch zu verkaufen.
    »Was sagt Ihr dazu?« fragte Rob und reichte diesen dem Bader.
    Es war die Waffe eines Gärtners. »Die Klinge ist aus Bronze und wird brechen. Der Griff geht vielleicht, aber ein so dick bemalter Griff könnte Mängel verbergen.«
    Rob gab die billige Waffe zurück.
    Als sie sich im Frühjahr auf den Weg machten, fuhren sie die Küste entlang, und Rob suchte die Hafenkais nach Spaniern ab, denn die besten stählernen Klingen kamen aus Spanien. Aber er hatte immer noch keine Waffe, als sie ins Landesinnere fahren mußten.
    Im Juli waren sie im oberen Mercia. In der Gemeinde Blyth fanden sie eines Morgens Tatus steif und leblos auf dem Boden. Rob blickte traurig auf das tote Pferd, während der Bader seinen Gefühlen durch Fluchen Luft machte.
    »Glaubt Ihr, dass er an einer Krankheit gestorben ist?« Der Bader zuckte mit den Achseln. »Gestern haben wir zwar noch kein Anzeichen bemerkt, aber er war alt. Er war schon nicht mehr jung, als ich ihn vor langer

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