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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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unzählige Holzflöße von einer Drittelmeile Länge vorbeizogen. Wenn die Flößer und Holzfäller Geld in der Tasche hatten, ging es in dem Hotel laut und manchmal gewalttätig zu. Nick Holden hatte Vorkehrungen getroffen, die ebenso kostspielig wie diskret waren: eine Suite mit zwei Schlafzimmern und einem dazwischen liegenden Speise- und Wohnzimmer. Die Damen waren Cousinen, beide mit dem Namen Dawber, und sehr davon angetan, dass ihre Gastgeber Akademiker waren. Nicks Kandidatin hieß Lettie, die von Rob Virginia. Sie waren zierlich und keck wie Spatzen, aber beide legten eine Durchtriebenheit an den Tag, die Rob skeptisch machte. Lettie war Witwe. Virginia erzählte ihm, sie habe nie geheiratet, doch als er dann ihren Körper kennenlernte, sah er, dass sie Kinder geboren hatte. Als sich die vier am nächsten Morgen zum Frühstück trafen, steckten die Frauen die Köpfe zusammen und kicherten. Virginia musste Letti von dem Präservativ erzählt haben, das Rob Old Horny nannte, und Lettie hatte es dann sicher Nick erzählt, denn als sie nach Hause ritten, erwähnte Nick das Kondom und lachte. »Wozu benützen Sie denn diese blöden Dinger?«
    »Na ja, wegen Krankheiten«, antwortete Rob sanft. »Und zur Verhütung.«
    »Das verdirbt doch den Spaß.«
    Aber hatte es wirklich so viel Spaß gemacht? Rob musste sich eingestehen, dass er an Körper und Seele gelöster war als zuvor, und als Nick sagte, er habe die Gesellschaft genossen, erwiderte Rob, er ebenfalls, und stimmte ihm zu, dass sie wieder einmal auf Geißenjagd gehen müssten.
    Als Rob J. das nächstemal am Anwesen der Schroeders vorbeiritt, sah er Gus auf einer Wiese. Der Farmer schwang trotz der amputierten Finger eine Sense, und die beiden grüßten sich. Rob war in Versuchung, an der Hütte Sarah Bledsoes einfach vorbeizureiten, weil die Frau ihm zu verstehen gegeben hatte, dass sie ihn als Eindringling betrachte, und der Gedanke an sie ihn aus der Fassung brachte. Doch im letzten Augenblick lenkte er das Pferd auf die Lichtung und stieg ab.
    Er wollte gerade anklopfen, hielt aber die Hand zurück, denn von drinnen drangen deutlich vernehmbar das Jammern eines Kindes und die heisernen Schmerzensschreie einer Erwachsenen an sein Ohr. Das verhieß nichts Gutes. Er drückte die Klinke und fand die Tür unverschlossen. Der Gestank in der Hütte traf ihn wie ein Keulenschlag, und im trüben Licht konnte er Sarah Bledsoe auf dem Boden sehen. Neben ihr hockte der kleine Junge, das tränennasse Gesicht starr vor Entsetzen über den Anblick dieses riesigen Fremden, den Mund zu einem tonlosen Schrei geöffnet. Rob J. wollte das Kind auf den Arm nehmen und trösten, doch als die Frau wieder schrie, wusste er, dass er sich um sie kümmern musste.
    Er kniete nieder und berührte ihre Wange. Kalter Schweiß. »Was haben Sie, Madam?«
    »Es ist der Krebs. Au!«
    »Wo tut es Ihnen weh, Mrs. Bledsoe?« Ihre Hände huschten wie zwei Spinnen zu ihrem Unterleib. »Ein scharfer oder ein dumpfer Schmerz?«
    »Stechend! Bohrend, Sir! Es ist schrecklich!«
    Er nickte. »So schrecklich, dass Ihre Blasenfunktion gestört ist und Sie den Urin nicht mehr halten können.« Sie schloss die Augen. Der Beweis ihrer beständigen Inkontinenz stach ihm mit jedem Atemzug in Nase und Lunge. Er hatte Fragen, auf die er Antworten brauchte, und er wusste, was zu tun war. »Ich muss Sie untersuchen.«
    Sie hätte sich zweifellos geweigert, doch als sie die Lippen öffnete, kam nur ein Schmerzensschrei über sie. Sarah Bledsoe war steif vor Anspannung, doch gerade noch so beweglich, dass er sie in eine halb auf dem Bauch liegende, halb seitliche Position bringen und ihr das rechte Knie an den Körper drücken konnte. In seiner Tasche hatte er einen kleinen Behälter mit frischem, weißem Schweineschmalz, das er als Gleitmittel benutzte. »Bitte bleiben Sie ganz ruhig. Ich bin Arzt«, sagte er, doch sie weinte mehr vor Scham denn vor Schmerz, als der Mittelfinger seiner Linken in ihre Vagina eindrang und seine rechte Hand ihren Unterbauch abtastete. Er versuchte, aus seiner Fingerspitze ein Auge zu machen, mit dem Finger zu sehen. Zuerst konnte er nichts feststellen, doch als er sich tastend dem Schambein näherte, fand er, was er erwartet hatte. Und dann wurde er noch einmal fündig.
    Sanft zog er den Finger wieder heraus, gab ihr einen Lappen, damit sie sich abwischen konnte, und ging nach draußen, um sich am Bach die Hände zu waschen.
    Um mit ihr zu reden, führte er sie nach draußen und

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