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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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wissen müssen, daß es perfekte Lösungen, die jeden befriedigen, nie gibt.«
    R.J. bewunderte Susans Offenheit. Sie wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte; vor kaum mehr als einem Jahr hatte sie selbst noch ganz ähnliche Illusionen gehabt »Auch ich mag Sie, Susan, und ich hoffe, daß ihr beide, Sie und mein Vater, ein gemeinsames Leben aufbaut. Und wenn das klappt, werden wir uns regelmäßig und öfter treffen«, sagte R.J.
    Als sie an diesem Mittag das Krankenzimmer ihres Vaters betrat, legte er sein Kreuzworträtsel weg. »Hallo!«
    »Hallo!«
    »Was gibt's Neues?«
    »Neues? Nicht viel.«
    »Hast du dich heute morgen mit Susan unterhalten?«
    Aha. Sie hatten also darüber geredet, bevor Susan ihr den Vorschlag gemacht hatte. »Ja, habe ich. Ich habe ihr gesagt, daß das sehr lieb von ihr sei, daß ich aber selbst eine Praxis habe.«
    »Um Himmels willen, R.J.! Das ist eine phantastische Chance«, sagte er gereizt.
    Ihr kam der Gedanke, daß möglicherweise ihre persönliche Ausstrahlung die Leute dazu verleitete, ihr Ratschläge zu erteilen, wie und wo sie leben sollte. »Du mußt lernen, mich nein sagen zu lassen, Dad«, erwiderte sie rahig. »Ich bin vierundvierzig Jahre alt und durchaus in der Lage, meine eigenen Entscheidungen zu treffen.«
    Er wandte sich ab. Aber kurz darauf drehte er sich wieder zu ihr um. »Weißt du was?«
    »Was, Dad?«
    »Du hast vollkommen recht.«
    Sie spielten Gin-Rommee, und er gewann ihr zwei Dollar fünfundvierzig Cent ab und machte dann ein Nickerchen.
    Als er wieder aufwachte, erzählte sie ihm von ihrer Arbeit. Er freute sich, daß die Praxis so schnell gewachsen war, und lobte ihre Entscheidung, ab fünfzehnhundert Patienten keine neuen mehr anzunehmen. Aber es weckte seinen Unmut, als sie ihm erzählte, daß sie in Kürze den Rest des Bankkredits, für den er gebürgt hatte, zurückzahlen würde.
    »Du mußt doch nicht die ganzen Schulden in zwei Jahren tilgen! Ich finde nicht gut, wenn du auf Sachen verzichtest, die du vielleicht brauchst.«
    »Ich verzichte auf gar nichts«, sagte sie und ergriff seine Hand.
    Ruhig und souverän streckte er ihr auch die andere hin. Für sie war es ein beängstigender Augenblick, doch die Botschaft, die seine Hände ihr vermittelten, zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie beugte sich zu ihm hinüber, um ihn zu küssen, und in dem kurzen Lächeln, das er ihr schenkte, erkannte sie seine Erleichterung.
    An Thanksgiving ließen R.J. und Susan sich Tabletts mit Klinickost ins Krankenzimmer bringen.
    »Ich bin heute vormittag Sumner Kellicker begegnet«, berichtete Susan. »Er ist sehr zufrieden mit deinem Zustand und sagt, er hoffe, dich in zwei oder drei Tagen entlassen zu können.«
    R.J. wußte, daß sie allmählich wieder zu ihren Patienten zurückkehren sollte. »Wir werden jemanden engagieren müssen, der in der ersten Zeit bei dir in der Wohnung bleibt.«
    »Nichts da!« sagte Susan. »Er wird bei mir wohnen. Nicht wahr, Robert?«
    »Ich weiß nicht, Susan. Dein Patient will ich eigentlich nicht sein.«
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß wir alles füreinander sind«, sagte sie, und schließlich war er einverstanden, zu ihr zu ziehen.
    »Ich habe eine gute Köchin, die die Woche über das Abendessen zubereitet. Wir werden auf Roberts Diät achten und dafür sorgen, daß er genau das richtige Maß an Bewegung bekommt. Um diesen Mann brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, sagte Susan, und R.J. versprach, dies nicht zu tun.
    Am nächsten Tag nahm sie die Abendmaschine nach Hartford.
    Als sie über dem Bradley Airport kreisten, verkündete der Pilot »Die Temperatur am Boden beträgt minus vier Grad. Willkommen in der normalen Welt!«
    Die Nachtluft war scharf und beim Einatmen beißend, New-England-Luft im Spätherbst. Sie fuhr langsam heim, nach Massachusetts hinein und hinauf in die Hügel.
    Als sie in ihre Zufahrt einbog, spürte sie, daß irgend etwas anders war. Sie hielt einen Augenblick an und musterte ihr dunkles Haus an der Grenze, aber alles schien unverändert. Erst als sie am nächsten Morgen aus dem Fenster sah und ihr Blick auf den Pfosten mit dem Hausschild fiel, merkte sie, daß die Haken unter ihrer Tafel leer waren.

Die Aussaat
    Frost lag in der Dunkelheit kurz vor Sonnenaufgang, als der Wind von den Hügeln herunterblies und über ihre Wiese fegte, um an ihrem Haus zu rütteln. Ira Halbschlaf und in der behaglichen Wärme des Bettes mochte R.J. die Geräusche des Windes. Das Licht des anbrechenden

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