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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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vor der Tür.
    Die Praxis war abgeschlossen und dunkel, aber sie benutzte ihren Schlüssel und schaltete das Licht an. Dann legte sie ihren Mantel ab und ließ an allen Fenstern die Rolläden herunter - mit einer Nervosität, als wäre sie eine Drogensüchtige, die sich einen Schuß setzen wollte.
    Sie suchte sich eine sterile Butterfly-Nadel, die sie unkompliziert an sich selbst ansetzen konnte, befestigte ein Laborröhrchen daran und band sich mit einem Stauschlauch den linken Arm ab. Sie rieb sich die Armbeuge mit einem alkoholgetränkten Wattebausch ab und machte eine Faust Es war nicht leicht, sich selbst Blut abzunehmen, aber schließlich fand sie die Vena mediana cubiti und zapfte die dunkle, rotbraune Flüssigkeit.
    Sie mußte die Zähne benutzen, um den Stauschlauch zu lösen.
    Dann zog sie die Nadel von dem Röhrchen, verschloß es und steckte es in einen braunen Umschlag. Sie zog den Mantel wieder an, schaltete die Lichter aus, sperrte die Tür zu und ging mit dem Umschlag zum Auto.
    Anschließend fuhr sie wieder den Mohawk Trail entlang, doch diesmal den ganzen Weg bis nach Greenfield.
    Das Blutlabor im Untergeschoß des Krankenhauses hatte vierundzwanzig Stunden geöffnet. Eine einzelne Laborantin bestritt die Nachtschicht.
    »Ich bin Dr. Cole. Ich möchte gerne eine Blutprobe bei Ihnen abgeben.«
    »Natürlich, Doctor. Ist es ein dringender Fall? Zu dieser Tageszeit machen wir Sofortanalysen nur in Notfallen.«
    »Es ist kein Notfall. Lediglich ein Schwangerschaftstest«
    »Also, ich nehme die Probe an, und der Test wird dann morgen durchgeführt. Haben Sie das Formular schon ausgefüllt?«
    »Nein.«
    Die Laborantin nickte und zog aus einer Schublade ein Formular. Einen Augenblick lang war R.J. in Versuchung, hinter Patient einen falschen Namen einzutragen und nur als behandelnde Ärztin mit ihrem richtigen Namen zu unterschreiben.
    Doch noch während sie dies überlegte, wurde sie wütend auf sich selbst und schrieb ihren Namen zweimal: zum einen als Patientin, zum anderen als Ärztin.
    Sie gab der Laborantin das Formular zurück und registrierte das bemüht ausdruckslose Gesicht der jungen Frau, als die denselben Namen zweimal las.
    »Würden Sie mich bitte zu Hause anrufen, nicht in der Praxis, wenn das Ergebnis da ist?«
    »Natürlich, Dr. Cole, sehr gerne.«
    »Vielen Dank!« Sie ging zum Auto und fuhr langsam nach Hause, als wäre sie eben sehr weit gelaufen.
    »Gwen?« sagte sie in den Hörer.
    »Ja. R.J.?«
    »Ja. Ich weiß, es ist eigentlich schon zu spät für einen Anruf...«
    »Nein, wir sind noch wach.«
    »Hast du morgen Zeit, mit mir zu Abend zu essen? Ich muß mit dir reden.«
    »O nein, ich bin gerade beim Packen. Ich brauche noch vierzehn Weiterbildungspunkte für die Erneuerung meiner Zulassung, und ich mache es genauso wie du. Ich fahre morgen nach Albany zu einem Kongreß über Kaiserschnittgeburten.«
    »Ach so ... Gute Idee.«
    »Ja. In den nächsten paar Tagen kommt keine meiner Patientinnen nieder, und Stanley Zinck übernimmt meine Vertretung. Hör mal, hast du ein Problem? Willst du jetzt darüber reden? Oder soll ich den Kongreß sausenlassen? Ich muß nicht unbedingt dorthin.«
    »Nein, auf keinen Fall. Es ist eigentlich nichts.«
    »Sonntag abend komme ich zurück. Wie wärs, wenn wir uns Montag nach der Arbeit zu einem frühen Abendessen treffen?«
    »Klingt gut, das machen wir... Und du, fahr vorsichtig! Ja?«
    »Mach ich, Schätzchen. Gute Nacht, R.J.!«
    »Gute Nacht!«

Entdeckungen
    Eine schlaflose Nacht. Am Donnerstag morgen stand sie früh auf, doch sie war gereizt und spürte den Schlafmangel. Das Frühstücksmüsli schmeckte wie Pappe. Vom Labor würde sie noch Stunden nichts hören. Es wäre einfacher gewesen, wenn sie an diesem Tag nicht frei gehabt hätte; die Arbeit wäre vermutlich eine gute Ablenkung gewesen. Sie beschloß, sich statt dessen um den Haushalt zu kümmern, und begann mit Andy als Zuschauer im Vorraum den Boden zu putzen. Sie mußte kräftig schrubben, um den angetrockneten Schmutz und die Flecken zu lösen, aber nach einer Weile glänzte das alte Linoleum wieder.
    Als sie auf die Uhr sah, war erst eine Dreiviertelstunde vergangen.
    Die zwei Feuerholzkisten waren fast leer. Sie schleppte schwere Scheite, immer drei oder vier auf einmal, aus dem Holzschuppen ins Haus und warf sie in die große Kieferkiste neben dem Kamin und in die Kirschholzkiste neben dem Küchenherd. Danach fegte sie Späne und Sägemehl zusammen. Kurz nach halb elf Uhr holte

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