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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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mehrere.«
    »Verstehe«, sagte R.J. leichthin mit einer Stimme, die sie immer benutzte, wenn sie Patienten nicht beunruhigen wollte. »Gibt es noch andere Symptome?«
    »Übelkeit und Erbrechen«, sagte Sarah. »Man kann es wohl morgendliche Übelkeit nennen.«
    »Erkundigst du dich für eine Freundin? Möchte sie vielleicht einmal zu mir in die Praxis kommen?«
    Sarah nahm ein Rosinenbrötchen in die Hand und schien sich zu überlegen, ob sie hineinbeißen sollte oder nicht. Nach kurzem Zögern legte sie es auf den Teller zurück. Sie sah R.J. auf ganz ähnliche Art an, wie sie das Gebäck angesehen hatte. Als sie dann sprach, schwang in ihrer Stimme nur eine kaum Bitterkeit mit und nur ein sehr leises Zittern.
    »Ich erkundige mich nicht für eine Freundin.«

Dritter Teil
Herzsteine

Sarahs Bitte
    Sarah trug ihre Haare in diesem Jahr nach dem Vorbild vieler schicker junger Models und Schauspielerinnen in langen, wirren Ringellocken. Ihre sanften, melancholischen Augen wirkten hinter den dicken Brillengläsern noch größer und glänzender. Ihre vollen Lippen bebten leicht, und die hochgezogenen, angespannten Schultern schienen die strafenden Schläge eines rachsüchtigen Gottes zu erwarten. Die Pickel auf ihrem Kinn waren wieder aufgeblüht, und in der Furche an der Nasenwurzel war auch einer zu sehen. Selbst jetzt, obwohl sie nur mit Mühe ihre Verzweiflung unterdrücken konnte, sah sie ihrer toten Mutter sehr ähnlich, deren Fotos R.J. so verstohlen gemustert hatte, nur daß Sarah etwas größer war und einige von Davids Gesichtszügen geerbt hatte. In dem Mädchen schlummerte das Versprechen einer Schönheit, die noch interessanter war als die Natalies, soweit sie in den Schnappschüssen zum Vorschein kam.
    Auf R.J.s behutsames Nachfragen gestand Sarah ein, daß es sich bei den »mehreren ausgebliebenen Perioden« um drei handelte. »Warum bist du nicht schon früher zu mir gekommen?« fragte R.J.
    »Meine Periode ist sowieso immer ziemlich unregelmäßig, und ich habe mir immer gedacht, die kommt schon noch.« Und außerdem, sagte Sarah, habe sie sich nicht entscheiden können, was sie tun wolle. Babys seien doch etwas so Wunderbares. Sie sei oft auf ihrem Bett gelegen und habe sich die süße Weichheit und die warme Hilflosigkeit eines solchen Sprößlings vorgestellt.
    Wie hatte das gerade ihr passieren können? »Habt ihr irgendwelche Verhütungsmittel benutzt?«
    »Nein.«
    »Sarah! Und das nach all dem, was man euch in der Schule über Aids beigebracht hat!« sagte R.J. und konnte ihre Verärgerung kaum verbergen.
    »Wir haben gewußt, daß wir nicht Aids bekommen.«
    »Und wie wollt ihr das gewußt haben?«
    »Wir hatten es noch nie mit jemandem gemacht, beide nicht. Beim erstenmal hat Bobby ein Kondom benutzt, aber beim nächstenmal hatten wir keins.«
    Sie waren naiv wie Kinder. R.J. bemühte sich, gelassen zu bleiben. »Und - hast du mit Bobby darüber geredet?«
    »Er macht sich vor Angst in die Hose«, sagte Sarah tonlos.
    R.J. nickte.
    »Er sagt, wir können heiraten, wenn ich will.«
    »Willst du?«
    »R.J. ... ich mag ihn sehr gern. Ich liebe ihn sogar. Aber ich liebe ihn nicht so ... du weißt schon, für immer. Ich weiß, er ist viel zu jung, um ein guter Vater zu sein, und ich weiß, ich bin zu jung, um eine gute Mutter zu sein. Er will Jura studieren und ein großer Anwalt in Springfield werden wie sein Vater, und ich möchte auch studieren.« Sie schob sich eine Locke aus der Stirn.
    »Ich möchte Meteorologin werden.«
    »Ja?« Wegen Sarahs Steinsammlung hätte R.J. eher auf Geologie getippt. »Ich schau mir immer die Wetterberichte im Ferasehen an. Ein paar von diesen Wetterarschlöchern sind doch nur Clowns, die von nichts eine Ahnung haben. Die Wissenschaft findet immer neue Sachen über das Wetter heraus, und ich glaube, daß eine intelligente Frau, die hart arbeitet, auf diesem Gebiet etwas erreichen kann.« Trotz ihrer zwiespältigen Gefühle mußte R.J. lächeln, aber nur kurz. Sie merkte deutlich, worauf diese Unterhaltung hinauslief, aber sie wollte warten, bis Sarah von sich aus Klartext redete.
    »Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich kann kein Baby aufziehen.«
    »Denkst du daran, es zur Adoption freizugeben?«
    »Ich habe viel darüber nachgedacht. Im Herbst komme ich in die Abschlußklasse. Das wird ein wichtiges Jahr. Ich brauche ein Stipendium, um aufs College gehen zu können, und den Eignungstest bestehe ich nicht, wenn ich mich mit einer Schwangerschaft herumschlagen muß.

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