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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Ich will eine Abtreibung.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Das dauert doch nicht lange, oder?«
    R.J. seufzte. »Nein, das dürfte nicht sehr lange dauern. Solange es keine Komplikationen gibt.«
    »Gibt es oft Komplikationen?«
    »Nein, nicht sehr oft Aber Komplikationen kann es immer geben. Es handelt sich eben um einen Eingriff.«
    »Aber du kannst mich doch in eine gute Klinik bringen, eine wirklich gute, nicht?« Die Sommersprossen stachen aus dem blassen Gesicht hervor und ließen Sarah so jung und so verletzlich wirken, daß R.J.
    Mühe hatte, mit normaler Stimme zu sprechen. »Ja, ich könnte dich in eine sehr gute Klinik bringen, wenn du das wirklich willst. Warum besprechen wir es nicht mit deinem Vater?«
    »Nein. Er darf von der Sache nichts erfahren. Kein einziges Wort, verstanden?«
    »Aber das ... das ist ein schwerer Fehler, Sarah.«
    »Du kannst mir nicht einreden, daß es ein Fehler ist. Glaubst du, du kennst meinen Vater besser als ich? Als meine Mutter starb, wurde er zum Säufer. Diese Geschichte könnte ihn wieder zum Trinken verleiten, und das will ich nicht riskieren. Schau, R.J., du tust meinem Vater gut, und ich merke, daß er große Stücke auf dich hält. Aber er liebt auch mich, und er hat... ein sehr unrealistiscb.es Bild von mir in seinem Kopf. Ich fürchte, diese Sache würde er nicht verkraften.«
    »Aber das ist eine furchtbar wichtige Entscheidung, Sarah, und du solltest sie nicht allein treffen.«
    »Ich bin nicht allein. Ich habe dich.«
    Das zwang R.J. dazu, fünf brutale Worte auszusprechen: »Ich bin nicht deine Mutter.«
    »Ich brauche keine Mutter. Ich brauche eine Freundin.« Sarah sah sie an. »Ich werde das durchziehen, ob nun mit oder ohne deine Hilfe, R.J. Aber ich brauche dich wirklich.« R.J. erwiderte den Blick. Dann nickte sie. »Gut, Sarah. Ich werde deine Freundin sein.«
    Ihr Gesicht oder ihre Stimme mußte ihren Schmerz verraten haben, denn das Mädchen faßte ihre Hand.
    »Danke, R.J.! Werde ich über Nacht wegbleiben müssen?«
    »Nach dem, was du mir gesagt hast, bist du bereits über den dritten Monat hinaus. Eine Abtreibung nach dem dritten Monat ist eine zweitägige Prozedur. Nach dem Eingriff wird es zu Blutungen kommen. Vielleicht nur wie bei einer starken Menstruation, aber möglicherweise stärker. Du mußt dich darauf einrichten, daß du mindestens eine Nacht von zu Hause wegbleiben mußt. Aber Sarah... in Massachusetts braucht eine Frau unter achtzehn für eine Abtreibung die schriftliche Einwilligung ihrer Eltern.«
    Sarah starrte sie an. »Du könntest doch die Abtreibung machen, hier, in deinem Haus.«
    »Nein.« Auf keinen Fall, meine Freundin. R.J. nahm Sarahs freie Hand und spürte die beruhigende Kraft der Jugend. »Ich bin für eine Abtreibung nicht eingerichtet. Und wir wollen doch kein Risiko eingehen. Wenn du dir wirklich sicher bist, daß du eine Abtreibung willst, hast du zwei Möglichkeiten. Entweder du gehst in eine Klinik in einem anderen Staat, oder du kannst eine Anhörung vor einem Richter verlangen, der dir die Genehmigung erteilt, in diesem Staat ohne elterliche Einwilligung abzutreiben.«
    »O Gott. Eine öffentliche Verhandlung?«
    »Nein, überhaupt nicht. Du würdest mit dem Richter in seinem Büro reden; nur ihr beide.«
    »Was würdest du tun, R.J., wenn du an meiner Stelle wärst?«
    Diese direkte Frage trieb sie in die Ecke. Ein Ausweichen war nicht möglich, sie schuldete dem Mädchen eine ehrliche Antwort »Ich würde zu einem Richter gehen«, sagte sie bestimmt. »Ich könnte einen Termin für dich vereinbaren. Die Genehmigung wird fast immer erteilt. Und dann könntest du in eine Klinik in Boston gehen. Ich habe früher dort gearbeitet, ich weiß, daß sie sehr gut ist.«
    Sarah lächelte und wischte sich mit den Fingerspitzen die Augen. »Dann machen wir es so. Aber, R.J., was wird das kosten?«
    »Eine Abtreibung bis zum dritten Monat kostet dreihundertzwanzig Dollar. Eine Abtreibung nach dem dritten Monat, wie sie bei dir nötig ist, ist komplizierter und teurer.
    Fünfhundertfünfzig Dollar. Soviel Geld hast du nicht, oder?«
    »Nein.«
    »Die Hälfte zahle ich. Und du mußt Bobby Henderson sagen, daß er die andere Hälfte übernehmen soll. In Ordnung?«
    Sarah nickte. Zum erstenmal begannen nun ihre Schultern zu zucken.
    »Aber zuerst muß ich dir einen Termin für eine Untersuchung besorgen.« Trotz der harten Worte von zuvor betrachtete R.J. Sarah schon beinahe als... nicht gerade als ihre Tochter, aber doch als

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