Medicus 03 - Die Erben des Medicus
Verhältnis zwischen Chefin und Angestellter. Sie waren richtige Freundinnen geworden, die in gegenseitigem Vertrauen über alle wichtigen Dinge sprechen konnten. Es schmerzte R.J. deshalb um so mehr, daß sie Toby und Jan offensichtlich nicht helfen konnte, ein Baby zu bekommen.
»Du sagst, die Endometrium-Biopsie war ohne Befund, und Jans Sperma ist ebenfalls in Ordnung. Und wir tun genau das, was du uns geraten hast«
»Manchmal weiß man einfach nicht, warum es zu keiner Schwangerschaft kommt«, entgegnete R.J. und hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie mit ihrer Weisheit am Ende war.
»Ich glaube, ihr solltet nach Boston zu einem Fertilitätsspezialisten gehen. Oder nach Dartmouth.«
»Ich glaube nicht, daß ich Jan dazu bringen kann. Er hat die Nase voll von dieser ganzen Geschichte. Wir haben sie beide gestrichen voll«, sagte Toby gereizt »Laß uns von was anderern reden!«
Also sprach R.J. offen mit ihr über David.
Aber Toby reagierte kaum darauf.
»Ich glaube, du magst David nicht besonders«, sagte R.J.
»Das stimmt nicht«, erwiderte Toby. »Ich glaube, David ist schon in Ordnung. Die meisten Leute mögen ihn, aber ich kenne niemanden, der engeren Kontakt zu ihm hat Er, hm ...er genügt sich irgendwie selbst, wenn du weißt, was ich meine.«
R.J. wußte es.
»Aber die wichtige Frage ist doch, ob du ihn magst«, sagte Toby.
»Ich mag ihn, aber das ist nicht die entscheidende Frage. Die entscheidende Frage ist Liebe ich ihn?«
Toby zog die Augenbrauen in die Höhe. »Und wie lautet die entscheidende Antwort?«
»Ich weiß es nicht Wir sind so total verschieden. Er sagt, er ist ein religiöser Zweifler, aber er lebt in einer sehr spirituellen Welt, einer so spirituellen Welt, daß ich sie nie mit ihm werde teilen können. Früher habe ich wenigstens an die Wirkung von Antibiotika geglaubt« Sie lächelte wehmütig. »Jetzt glaube ich nicht mal mehr an die.«
»Und - wie wird es weitergehen mit euch?«
R.J. zuckte die Achseln. »Ich muß mich bald entscheiden, alles andere wäre unfair ihm gegenüber.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß du gegenüber irgend jemandem unfair sein kannst.«
»Du würdest dich wundern«, sagte R.J.
David arbeitete an den letzten Kapiteln seines Buches. Das brachte es mit sich, daß sie sich weniger oft sahen, aber er stand kurz vor dem Ziel eines langen, mühseligen Weges, und sie freute sich für ihn.
Die wenige Freizeit, die ihr blieb, verbrachte sie häufig allein.
Bei einem Spaziergang am Fluß fand sie das Fundament von Harry Crawfords Sägemühle, große, behauene Steinquader; Buschwerk und Bäume waren in den Jahren gewachsen und hatten die Grundmauern überwuchert, einige Blöcke waren ins Flußbett gerutscht Sie konnte es kaum erwarten, bis David wieder Zeit hatte und sie ihm ihre Entdeckung zeigen konnte.
Neben einem der großen Quader fand sie einen kleinen, blauen Herzstein, dessen Zusammensetzung sie nicht kannte. Es schien ihr nicht sehr wahrscheinlich, daß er magische Kräfte besaß.
Aus einer spontanen Eingebung heraus rief sie Sarah an. »Hast du Lust, mit mir ins Kino zu gehen?«
»Hm... ja!«
Eine Schnapsidee, tadelte sie sich. Aber zu ihrer Freude verlief der Abend gut. Sie fuhren nach Pittsfield, wo sie in einem Thai-Restaurant aßen und sich dann einen Film anschauten.
»Das machen wir wieder einmal«, sagte R.J. und meinte es ernst »Okay?«
»Aber sicher doch.«
Doch dann hatte sie viel zu tun, und drei oder vier Wochen verstrichen. Ein paarmal traf sie Sarah auf der Main Street, und Sarah war stets freundlich und schien sich zu freuen, sie zu sehen. Es wurde immer unkomplizierter und angenehmer, ihr über den Weg zu laufen.
Doch an einem Samstagnachmittag überraschte Sarah R.J.: Sie kam auf Chaim vor ihr Haus geritten und band die Zügel am Geländer der Veranda fest.
»Heh! Das freut mich aber. Willst du Tee?«
»Hallo! Ja, bitte.«
R.J. hatte eben Rosinenbrötchen nach einem Rezeptgebacken, das Eva Goodhue ihr empfohlen hatte, und sie stellte eine Schale mit dem Gebäck auf den Tisch.
»Vielleicht fehlt eine Zutat. Was denkst du?« fragte sie skeptisch.
Sarah nahm ein Brötchen in die Hand. »Sie könnten lockerer sein ... Gibt es eigentüch mehrere Gründe, wenn einmal die Periode ausbleibt?« fragte sie plötzlich, und R.J. vergaß ihre Backprobleme.
»Ja, schon. Viele Gründe. Ist es das erste Mal, daß eine Periode nicht termingerecht gekommen ist? Und ist nur eine einzige ausgeblieben?«
»Schon
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