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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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wurde zurzeit ausnahmslos allen der Zutritt in diese innere Stadt in der Stadt verweigert – selbst den treuesten Verbündeten, zu denen das Haus di Lorenzo seit jeher zweifellos gehörte.
    Man erzählte von Dutzenden von tatsächlichen oder angeblichen Spionen, die in den letzten Wochen und Monaten in die Stadt eingesickert wären und von denen man etliche hätte verhaften und auspressen können. Die Vorsicht war längst in Hysterie umgeschlagen, und diese begann sich über den Palast hinaus auszubreiten. So hörte man davon, dass es sogar schon vereinzelt Lynchmorde an vermeintlichen Spionen gegeben hätte.
    Wie ein Lauffeuer machten überdies die ersten Berichte von zwei riesigen Kanonen die Runde, die von den Truppen des Sultans in Stellung gebracht worden waren: Kanonen, die jedes bekannte Maß überstiegen und so unvorstellbar gewaltig waren, dass die größere von nicht weniger als sechzig Ochsen gezogen werden musste. Die Posten auf den Wehrgängen der Theodosianischen Mauer konnten diese wahren Ungetüme sehen. Nicht nur die Erzählungen, auch der eisige Schrecken, der sie allein beim Anblick dieser Tötungsmaschinen befallen hatte, breitete sich innerhalb kürzester Zeit in der ganzen Stadt aus.

Zwanzigstes Kapitel

    Der schnelle und der langsame Tod
    Ich hätte nicht gedacht, die Mauern dieser Stadt so schnell wiederzusehen!, ging es Urban Kanonengießer durch den Kopf. Er schützte sich mit der Hand gegen die tiefstehende Sonne.
    Nach seinen Angaben waren 69 Geschütze unterschiedlichster Größe gegossen worden. Der Sultan hatte ihm ein Heer von gleichermaßen willigen und gelehrigen Helfern zur Verfügung gestellt, um das zu schaffen.
    Er hatte so viel Material verbrauchen können, wie er wollte, und ganz anders als sein kaiserliches Gegenüber im Palast zu Konstantinopel war der Sultan gegenüber jeglicher Neuerung sehr aufgeschlossen.
    Schon seit Wochen waren die alten römischen Straßen, die Adrianopel und Konstantinopel auch jetzt noch miteinander verbanden, in Stand gesetzt und ausgebaut worden, um den Transport all der schweren Belagerungsmaschinen und Geschütze überhaupt zu ermöglichen. Ganz besonders galt das natürlich für jene Riesenkanone, der der Sultan höchstpersönlich nach ihrer Fertigstellung den Namen »Konstantinopel-Geschütz« gegeben hatte. Das Geschütz hatte zwar nicht ganz die Ausmaße, wie er es auf den ursprünglich für den Kaiser angefertigten Zeichnungen skizziert hatte, aber es war immer noch größer als alles, was man bis dahin je an Kanonen gesehen hatte. Zwei Stunden brauchten hundert Mann, um sie zu laden. Die Steingeschosse waren so schwer, dass man sie mithilfe von fahrbaren Gerüsten und Flaschenzügen, die man ansonsten für den Bau von großen Gebäuden brauchte, auf das Niveau der Mündung emporheben musste. Um Kugeln von ausreichender Größe zu gießen, gab es nicht genügend Blei, und zudem war das Metall zu weich. So waren zusätzlich zu den Steingeschossen, für die man die Steinbrüche in hundert Meilen Umkreis geplündert hatte, auch noch gewaltige Eisenkugeln gegossen worden, von denen man sich eine ungleich größere Durchschlagskraft versprach.
    Nunmehr quälten sich allerdings noch Hunderte von Pferden und Ochsen damit, diese Kugeln von Adrianopel aus an ihren Bestimmungsort zu ziehen. Und auch ein Großteil der Steinmunition ließ noch auf sich warten, weil es sich als gar nicht so einfach herausgestellt hatte, Brocken von entsprechender Größe als Ganzes unbeschadet bis zum Schlachtfeld zu bringen. Ein einziges Schlagloch an ungünstiger Stelle konnte sie zerbrechen lassen wie trockenen Zwieback, den man in dieser Gegend seit jeher als Dipyritai kannte.
    »Die werden sich vor Schreck in die Hosen machen!«, meinte der Übersetzer, der ständig in Urbans Umgebung blieb. Zwar hatte der Kanonengießer inzwischen auch einige Worte in der Sprache der Türken in seinen Wortschatz übernommen, doch beim Umgang mit derart gefährlichen Waffen kam es besonders darauf an, dass man wirklich genau verstanden wurde. Schon geringste Fehler bei der Fertigung oder später bei der Dosierung und Mischung des Pulvers konnten verheerende Folgen haben. Gerade die mangelnde Konsistenz bei der Mischung der verschiedenen Inhaltsstoffe des Pulvers blieb dennoch ein unkalkulierbares Risiko, das immer wieder Schusswaffen jeder Größe zu gefährlichen Todesfallen werden ließ, die sich unvermittelt gegen ihre eigenen Besitzer richteten.
    »Allein der Anblick des

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