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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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durch den Kopf. Ich sollte diesen Augenblick nutzen. Wie viele Menschen trifft man, für die man dasselbe empfindet wie ich in diesem Moment für Wolfhart?
    »Wie gesagt, ich möchte Euch nicht länger aufhalten«, sagte er, aber bevor er sich abwandte, hatte sie ihre Arme um seinen Hals geschlungen. Er schien auf dieses Zeichen gewartet zu haben und zog sie an sich. Sie spürte seinen Herzschlag sich mit dem ihren vermischen. Ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss voll aufkeimender Leidenschaft.
    »Maria …«
    »Sprecht nicht!«, sagte sie. »Lasst einfach geschehen, was schon bei unserer letzten Begegnung hätte geschehen sollen. Wer weiß denn, wer morgen noch von uns lebt und auf Erden ist.«
    Sich küssend und liebkosend bewegten sie sich auf das Bett zu, in dem Maria seit der Ausräucherung ihres peräischen Elternhauses schlief. Sie sanken auf das Lager nieder.
    So viele Gedanken rasten jetzt auf einmal durch Marias Kopf. Aber kein einziger davon schien ihr wichtig. Die Entscheidung war längst gefallen. Und Maria hatte nicht die Absicht, sich den Rausch dieses Moments dadurch nehmen zu lassen, dass sie über irgendwelche Konsequenzen nachdachte.
    »Schon, als wir uns in Eurer Kammer geküsst haben, wusste ich, dass dies geschieht«, sagte sie in einer der wenigen Atempausen, die sie sich gönnten. »Und Ihr auch, wenn Ihr aufrichtig seid.«
    »Sagen wir so: Ich habe es mir gewünscht, denn ich muss gestehen, dass ich seit unserer ersten Begegnung von Euch fasziniert bin!«
    »Seid so gut und schiebt den Riegel vor die Tür, Wolfhart.«
    Er sah sie an, und sie bemerkte das kurze Zögern. Seine Augen verloren für einen Moment jenen besonderen Glanz, den sie gerade noch gehabt hatten. Die kühlen, klaren Gedanken schienen in diesem Augenblick die Oberhand zu gewinnen. »Es gibt für Euch genauso viele Gründe, um zu zögern wie für mich«, sagte sie. »Und ich glaube dennoch, dass keiner davon stichhaltig ist.«
    Er lächelte. »Wenn Ihr meint … Ich lasse mich von Euch von allem Möglichen überzeugen.«
    »Wir sollten für den Augenblick leben und für nichts sonst.«
    »Und das ist die Herrin des Hauses di Lorenzo, die die Zahlen so gut kennt wie sonst kaum jemand? Die kühl den Profit eines Geschäfts abzuwägen weiß und der ihr Vater offenbar sehr gut beigebracht hat, wie man ein Netz von Verbindungen knüpft.«
    »Genau die!«, sagte sie.
    Wolfhart erhob sich, ging zur Tür und schob den Riegel vor. Als er sich dann umdrehte, lag sie auf dem Bett und streckte ihm die Hand entgegen. »Komm«, sagte sie.
    Er kam zu ihr, legte sich zu ihr auf das Bett, und sie begannen wieder, sich zu küssen. Diesmal etwas verhaltener, zärtlicher. Seine Hand glitt ihren Nacken entlang, strich ihr Haar zurück und erreichte schließlich jene Stelle, an der sich die Verschlüsse ihres Kleides befanden. Er löste sie einen nach dem anderen.
    Nach und nach streiften sie ihre Kleider ab. Eigenartigerweise fühlte sie dabei kaum Scham. Und als sie den Blick bemerkte, mit dem er sie betrachtete, war auch der leiseste Anflug davon verschwunden.
    Bereitwillig nahm sie ihn in sich auf, schlang ihre Beine um seine Hüften, um ihn noch stärker zu sich heranzuziehen. Schweiß glänzte auf ihrer Haut, und sie dachte an nichts weiter als an diesen Moment. Immer rasender brannte die Leidenschaft in ihnen, bis sie schließlich in völliger Atemlosigkeit dalagen. Sie schmiegte sich an ihn, und das Schweigen zwischen ihnen empfand sie als den Ausdruck vollkommener Übereinstimmung. Kein Wort jetzt!, dachte sie. Kein einziges Wort, das an Aufgaben von erdrückender Nichtigkeit oder an eine düstere Zukunft, gebrochene Gelübde oder irgendwelche Konsequenzen gemahnte, für die das Leben vielleicht zu kurz war, um ihr Eintreten noch zu erleben.
    In diesem Moment galt es einfach nur glücklich zu sein.
    Nichts sonst.
    Wolfhart strich ihr über das Haar, die Schultern und tiefer über die Brüste, und als sie sich mit dem Ellbogen aufstützte, begegnete sie seinem Blick. Es würde nicht lange dauern, bis die gerade gestillte Leidenschaft von Neuem in ihnen erwachte.
    »Wusstet Ihr, dass ich ernsthaft erwogen habe, ein Mönchsgelübde abzulegen?«, murmelte Wolfhart.
    »Sprich nicht auf so förmliche Weise mit mir«, sagte sie.
    Sie hob die Augenbrauen und strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht. Ihre Frisur hatte sich vollkommen aufgelöst, und wahrscheinlich würde sie die Haarnadeln später mühsam wieder zusammensuchen

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