Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
seinem Leutnant Bescheid zu geben, dass man nicht weiter vorrücken würde.
Warwick zog Mortimer beiseite, um ihm etwas anzuvertrauen. »Meine Tochter war mit der Königin in Leeds. Ich ritt nach Tonbridge Castle, wo die Königin und ihre Damen nun sicher aufgehoben sind. Isabelle glaubt, dass die Eskorte, die Edward ihr mitgab, Befehl hatte, den Angriff auf ihre Gruppe absichtlich zu provozieren.«
Mortimers dunkle Brauen zogen sich zusammen. »Ein gerissener Plan, um einen Keil zwischen die Barone zu treiben. An Badlesmere liegt dem König wenig. Wir sind es, auf die er es abgesehen hat.«
»Der Plan ist so ausgeklügelt, dass er nicht von Edward allein stammen kann.«
»Herrgott ... sicher steckt Despencer als geheimer Ratgeber des Königs dahinter!«
»Genau. Leeds Castle kann sich nicht viel länger halten.«
»Die Frau meines Sohnes befindet sich dort«, sagte Mortimer bedauernd.
»Pembroke führt den Befehl. Seine Ehre verbietet, Frauen etwas anzutun.«
Mortimer nickte. »Ich danke Euch für die Nachricht, mein Freund. Wir werden hier unser Lager aufschlagen und abwarten, was sich tut.« Roger bestieg sein Pferd und machte sich auf die Suche nach seinen Söhnen.
Als er Edmund erblickte, war er wie der Blitz aus dem Sattel. Wutentbrannt hob er den Arm und versetzte seinem Sohn einen Hieb, der diesen seitlich am Kopf traf und niederstreckte. »Hurensohn! Du wusstest, dass die Königin vor Leeds Castle stand.«
Er blickte auf und sah Wolf über den Hof schreiten. »Wusstest du von der Königin?«, herrschte er ihn an.
»Allerdings«, entgegnete Wolf knapp, auf einen Hieb gefasst.
Mortimer atmete tief durch, was jedoch wenig half, seine Wut zu dämpfen. »Ich werde dich nicht schlagen. Loyalität zu deinem Bruder ist in deinen Augen offenbar eine ehrenhafte Sache.« Er sah den noch immer auf dem Boden liegenden Edmund an. »Und wo ist deine verdammte Loyalität?«
»Seine Loyalität gilt seiner Frau. Das kann man ihm nicht verdenken.«
»Nein? Seine Pflicht wäre es gewesen, Elizabeth von Leeds fortzuschaffen.«
»Sie war vor Angst außer sich - und weigerte sich fortzugehen«, murmelte Edmund.
»Sie weigerte sich? Sie ist eine Frau, um Himmels willen! Wolf oder ich hätten sie nötigenfalls an ihren verdammten Haaren fortgezerrt.«
Von Scham überwältigt senkte Edmund den Blick.
Als König Edward erkannte, dass die Belagerungsarmee, die nach Kent strömte, an die dreißigtausend Mann zählte, begab er sich eilends nach Leeds Castle, um das Kommando zu übernehmen.
Ohnehin schon arg erschüttert, da ihr Gemahl nicht zu ihrer Verteidigung herbeigeeilt war, sank Maggie Badlesmeres Mut von Stunde zu Stunde, während ihre Verzweiflung wuchs. Neben ihren Kindern, unter ihnen die frisch vermählte Elizabeth, befanden sich auf der Burg Badlesmeres Schwester und deren Sohn Lord Burghersh. Da sein Bruder vom König persönlich in das bedeutende Bischofsamt von Lincoln berufen worden war, bot Burghersh sich zu Verhandlungen mit dem Earl of Pembroke an.
Von plötzlichem Machthunger erfasst, verweigerte König Edward Verhandlungen, und Anfang November ergab sich Leeds Castle. Edward übte grausame Rache. Er ließ den Constable und seine zwölf Bogenschützen vor dem Burgtor hängen. Dann nahm er trotz Pembrokes Einwand Lady Badlesmere, ihre Kinder und die anderen Familienmitglieder in Haft. Er ließ sie in Dover Castle einkerkern, dessen unüberwindliche Mauern zwanzig Fuß stark waren.
Der König ließ eine Proklamation verlautbaren: Ich habe an Leeds Castle ein Exempel statuiert, damit in Zukunft niemand wagt, Festungen zum Widerstand gegen mich zu nutzen.
In den nächsten Wochen ergaben sich alle Burgen der Badlesmeres dem König, und die Suche nach Lord Badlesmere nahm ihren Fortgang.
»Eine große Kavalkade nähert sich«, kündigte Brianna an. »Vielleicht der Erzbischof von Canterbury. Die Herolde blasen eine Fanfare.«
Isabelle eilte zu den hohen Glasfenstern. Sie und ihre Damen weilten nun schon über einen Monat auf Tonbridge Castle und wussten nicht, was sich außerhalb der Burgmauern zugetragen hatte.
»Es ist der König.« Isabelle gab sich nicht die Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen.
Brianna hörte auch Ängstlichkeit aus ihren Worten heraus. »Isabelle, lasst Euch nicht einschüchtern. Ihr solltet hinuntergehen und ihn in der Großen Halle begrüßen. Wenn er Euch in einem Privatgemach aufsuchen muss, sieht es aus, als würdet Ihr Euch verstecken. Wir alle bleiben bei
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