Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
würden«, sagte Isabelle erleichtert.
»Roger Mortimers Erbe Edmund ist mit Elizabeth Badlesmere verheiratet. Die beiden müssen sich in ihrer Loyalität zerrissen fühlen.« Brianna konnte sich in die Mortimers gut hineindenken. »Die Entscheidung muss ihnen schwergefallen sein.«
»Nachdem die Burg sich ergeben hatte, schickte Mortimer aus Reading Nachricht und bot Verhandlungen über die Gefangenen an, aber Pembroke sagte, der König hätte das Angebot glatt abgelehnt«, berichtete Marie.
Brianna hörte mit Verwunderung, dass Roger Mortimer und seine Truppen sich in Reading befanden. Das ist ja nur ein Dutzend Meilen von hier entfernt! Brianna stellte sich ihn auf seinem Rapphengst vor, wie sie ihn beim letzten Mal gesehen hatte, ein Bild, das ihren Puls rasen ließ. Ihre Gedanken wanderten zu Wolf Mortimer, und sie fragte sich, wie es kam, dass sie und der dunkle Grenzland-Waliser einander bei jeder Begegnung unweigerlich in die Haare gerieten. Dieser walisische Teufel legt es darauf an, mich mit Absicht zu reizen ... und immer gelingt es ihm, mich in Rage zu bringen. Briannas angeborene Aufrichtigkeit drängte sie zu dem Eingeständnis, dass sie es mit ihm ebenso hielt. Ich habe es darauf angelegt, ihm zu sagen, dass ich mit Lincoln Robert verlobt bin ... nur um ihn zu ärgern. Sie seufzte. Es schien ihn nicht im Mindesten bekümmert zu haben.
Die Adligen, die Königin Isabelle unbedingt ihre Treue bekunden wollten, versammelten sich auf Windsor Castle. Richmond, Arundel und die anderen verheirateten Earls bekamen nun Gesellschaft von ihren Frauen und Töchtern. An den Abenden erklangen in der Großen Halle Musik und Gelächter, und nach der Tafel wurde getanzt.
Die Königin und ihre Damen begannen mit der Planung des Weihnachtsfestes, und Brianna war erleichtert, dass Isabelle glücklicher wirkte. »Glaubt Ihr, dass der König Weihnachten auf Windsor verbringt?«
»Nein, dem Himmel sei Dank!«, murmelte Isabelle. »Er feiert immer auf Kings Langley. Das ist schon Tradition.«
Brianna, die wusste, dass Langley Prinz Edwards Residenz in dessen Jugend gewesen war, konnte sich nur annähernd vorstellen, was für eine verdorbene Atmosphäre in diesem männlich dominierten Haushalt geherrscht hatte.
Nach Tisch verbeugte sich der Earl of Richmond vor der Königin und forderte sie zum Tanz auf. Sofort forderte Edmund of Kent Marguerite Wake auf, mit ihm zu tanzen, und sein Bruder Norfolk konnte Brianna zum Tanzen überreden.
»Wollt Ihr Weihnachten auf Windsor verbringen, Mylord, oder geht Ihr mit dem König nach Langley?«
Tom beugte sich zu ihr hinunter, um vertraulich zu sagen: »Edward geht in diesem Jahr nicht nach Langley. Seine Armee ist so groß, dass er sie unbedingt nutzen will, da er entschlossen ist, seine königliche Macht zurückzugewinnen und es mit den Baronen aufzunehmen, die sich gegen ihn erhoben und ihm getrotzt haben.«
Brianna klopfte das Herz bis zum Hals. Sie senkte die Wimpern, damit Norfolk ihre Angst nicht sehen konnte. Meint er Lancaster? Nein, Thomas ist als Vetter des Königs von königlichem Blut. Edward wird sich an Roger Mortimer rächen, der den Aufstand anführte! Seine Strafe wird schrecklich sein - Edward kennt keine Gnade.
11
»Ich muss diese böse Vorahnung abschütteln.« Wolf Mortimer sprach seine Gedanken laut vor Shadow aus, die neben ihm am Themse-Ufer stand, unweit des Lagers, das die Grenzmark-Truppen aufgeschlagen hatten. Da seine Kleidung ihn einengte und er wusste, dass sein Geist ohne die hinderlichen Kleidungsstücke freier denken konnte, zog er sich aus. Er schüttelte den Kopf, um seine Schwermut zu vertreiben.
Heilfroh, dass die walisischen Gebirgsbäche ihn gegen die Kälte unempfindlich gemacht hatten, sprang Wolf kopfüber in den Fluss und glitt mit kraftvollen, exakten Stößen durch das Wasser. Das Wasser der Themse aber vermochte ihn vom Gefühl der Bedrohung nicht zu befreien. Es haftete wie ein Spinnennetz an ihm, das er weder abwaschen noch ignorieren konnte.
Wolf kletterte aus dem Wasser und schüttelte sich. Er zögerte, seinem Vater eine Vorahnung anzuvertrauen, damit sie nicht zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung wurde. Es war nun stockfinster, und ohne etwas zu sehen, starrte Wolf in die Dunkelheit. Er zwang sich zur Entspannung, gab die Kontrolle über sich auf, sodass sein Unbewusstes die Gegenwart verlassen und in die Zukunft eintauchen konnte.
Er sah Edmunds Gattin Elizabeth und wusste, dass sie überleben würde,
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