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Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Titel: Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
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fragte sie sich, wie viel Zeit vergehen mochte, ehe er Roger Mortimer fand. Sie machte sich Sorgen, dass Simon Mortimer vielleicht überhaupt nicht fand, verdrängte aber rasch ihre pessimistischen Gedanken.
    Wann wird Simon wieder in Windsor sein? Wenn alles gut geht, müsste er bis zum Morgen zurück sein, beruhigte sie sich. In dem vergeblichen Bemühen, Schlaf zu finden, wälzte Brianna sich stundenlang hin und her, bis sie schließlich glaubte, das erste schwache Licht der Morgendämmerung in ihr Gemach eindringen zu sehen. Nun war an Schlaf nicht mehr zu denken.
    Ungeduldig schlug sie die Decken zurück und stand auf. Sie goss kaltes Wasser aus dem Krug in die Waschschüssel, wusch sich, putzte die Zähne und zog sich an. Um Zeit zu sparen, zog sie die Sachen an, die sie gestern getragen hatte. Sie fuhr sich mit der Bürste flüchtig durchs Haar, legte ihren Mantel um und zog die Kapuze über ihre wirren Locken. Ich gehe hinunter in den Stall und erwarte ihn dort.
    Erst im Freien sah sie, dass es erst leicht dämmerte. Brianna schätzte, dass es zwischen vier und fünf Uhr morgens sein musste. Die riesigen Stallungen auf Windsor boten über hundert Pferden Platz, und da im Moment viele Adlige mit ihren Familien hier weilten, würde jede Box besetzt sein. Sie war froh, dass noch kein Diener oder Stallknecht wach sein würde.
    Als Brianna eintrat, sieg ihr der Geruch von Pferden, Heu und Dung in die Nase. Es war ein Geruch, der ihr vertraut war und irgendwie tröstlich wirkte. Sie war erstaunt und sehr erleichtert, als sie sah, dass Simon schon da war. Sie hob ihre Röcke an und lief mit ängstlicher Miene zu ihm. »Konntet Ihr ihn finden?«, fragte sie atemlos.
    »Allerdings, Mylady.« Deveril wies mit dem Daumen auf die Boxen im Hintergrund. »Besuch für Euch.«
    Sie zog verblüfft die Brauen zusammen. Wer kann das sein?
    Ihr Herz hämmerte wild. Eingedenk ihrer frühmorgendlichen Begegnungen im Stall mit Lincoln Robert glaubte sie schon, er wäre gekommen, um sie zu besuchen.
    Sie hob den Riegel der Holztür der ersten Box und trat ein. Die Laterne brannte nicht, es herrschte Finsternis, doch Brianna benötigte kein Licht, um ihren schwarz gekleideten Besucher zu erkennen.
    Wolf Mortimer und Shadow standen reglos hinten in der Box. Brianna erschrak so sehr, dass sie sprachlos war.
    »Hallo, Engländerin.« Seine Begrüßung war respektlos wie immer.
    »Ihr müsst fort - es herrscht Gefahr!«, sagte Brianna zornig.
    »Ich weiß«, sagte er leise. »Meine Zukunft ist unsicher, mein Weg gefahrvoll. Ich suche eine sichere Bleibe für Shadow.«
    Sie starrte ihn fassungslos an. »Ihr bittet mich, einen sicheren Ort für Eure Wölfin zu finden?«
    Er sah ihr direkt in die Augen. »Ich habe sonst niemanden.«
    Briannas Augen hatten sich an die Finsternis gewöhnt. Sie sah jetzt seine markanten Züge deutlich vor sich. Dieser Mann überwindet seinen ausgeprägten Stolz nur aus Liebe zu seinem Tier. Mich um einen Gefallen zu bitten fällt ihm unendlich schwer. »Ihr ehrt mich damit.«
    »Das tue ich, Brianna de Beauchamp.« Er kniete nieder und befestigte eine Leine am Halsband der Wölfin.
    Sie suchte rasch nach einer Lösung des Dilemmas. »Ich werde sie nach Chertsey, zur Burg meiner Mutter unweit von Surrey, bringen.«
    »Ich danke Euch.« Er drückte ihr die Leine in die Hand.
    Plötzlich erkannte Brianna, wie viel Kraft es ihn kostete, sich von seiner geliebten Wölfin zu trennen. Er ging zur Tür der Box.
    »Wartet!« Sie nahm den keltischen Kiesel von ihrem Hals und reichte ihm diesen. »Haltet Shadows Abbild nahe Eurem Herzen.«
    Er nahm den Stein und streifte das Band über seinen Kopf. »Ich danke Euch.« Wieder wandte er sich zum Gehen.
    »Wartet! Ich muss Euch noch etwas geben.« Sie wusste, dass es impulsiv, ja tollkühn war, doch trieb sie etwas dazu. Sie fürchtete, dass sie einander nie wiedersehen würden, und wollte nicht, dass sie sich trennten, während sie ihm noch etwas schuldig war. Sie trat dicht vor ihn, stellte sich auf die Zehenspitzen und hob ihm ihren Mund entgegen. Sie gab ihm den Kuss bereitwillig, großzügig, ließ sich von ihrem animalischen Instinkt leiten. Ihre Kapuze glitt zurück, und sie spürte die Kraft seiner starken Finger, als er durch ihr wirres Haar fuhr. Hitze loderte zwischen ihnen auf. Brianna hörte ihr Herz wild in ihren Ohren hämmern, und sein Geschmack erregte sie.
    Noch lange nachdem der Kuss geendet hatte, stand Brianna wie gebannt da. Sie konnte sich nicht

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