Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)
Fragen
In der Meditation können Sie Selbsterkenntnisse gewinnen, die Ihnen Antworten auf die Frage liefern, wer Sie sind und was Sie in Ihrem Leben verwirklichen möchten. Sie können sich für eine Zeit aus dem Alltag zurückziehen, um sich auf sich selbst zu besinnen und neu auszurichten. Auf diese Weise wirken Sie der Gewöhnung und Abstumpfung entgegen.
Machen Sie sich klar, dass Ihre Lebenszeit begrenzt ist. Setzen Sie sich mit dem eigenen Tod auseinander und damit, dass er Sie jederzeit ereilen kann. Sind Sie bereit zu sterben? Wenn Sie in der Meditation über diese Frage reflektieren, führt Sie dies automatisch zu einer übergeordneten Perspektive auf Ihr Leben. Im Bewusstsein Ihrer Sterblichkeit – was ist der Sinn Ihres Lebens?
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Oft sind es existentielle Bedrohungen, Erfahrungen der Todesnähe oder die Beschäftigung mit Sinnfragen, die schließlich in mystische Erfahrungen münden. Es gibt zahlreiche prominente Beispiele dafür, dass Sinnkrisen und Zustände großer Hoffnungslosigkeit einem Durchbruch zu tieferen Seinsebenen vorausgingen (Osho; Ramakrishna; Ramana Maharshi; Tolle).
Auf der anderen Seite können auch extrem positive Emotionen mystische Verschmelzungserlebnisse auslösen, etwa die Begegnung mit geliebten Menschen, die überwältigende Schönheit der Natur oder das Aufgehen in einer sportlichen oder künstlerischen Tätigkeit. Gibt es solche Situationen, in denen Sie sich eins mit anderen Menschen, der Natur, ihrem Tun fühlen? In welchen Situationen fühlen Sie sich ganz eins mit sich selbst, mit anderen Menschen, mit der Natur? Können Sie dieses Gefühl in der Meditation hervorrufen?
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In der Meditation zur Entwicklung von Mitgefühl haben Sie bereits versucht, ein Gefühl der Verbundenheit mit allen lebenden Wesen herzustellen. Wenn sich im Zuge einer mystischen Erfahrung die Wahrnehmung des »Alles ist eins« einstellt, dann führt das von ganz alleine zu einem veränderten Verhältnis zu den Mitmenschen und der Natur. Vorurteile und Vorbehalte anderen gegenüber sind dann wie weggeblasen, und es entsteht eine emotionale Offenheit, die ein sicheres Kriterium erfolgreicher Meditation darstellt. Je mehr Sie sich von Ängsten und Projektionen befreit haben, desto klarer können Sie sich selbst und Ihre Mitmenschen wahrnehmen.
Seinsebenen verbinden
Die Integration der vorhergehenden Übungsstufen zu einem ganzheitlichen Seinsgefühl können Sie gezielt fördern, indem Sie die einzelnen Ebenen schrittweise miteinander verbinden. Beginnen Sie zunächst damit, sich Ihren Körper bewusst zu machen. Arbeiten Sie so lange mit den Übungen zur Körperhaltung, bis Sie das Gefühl haben, aufrecht und entspannt zu sitzen. Dann gehen Sie weiter zur nächsten Ebene und richten die Aufmerksamkeit auf die Atmung. Wenn Sie bewusst atmen, tritt die Wahrnehmung der sonstigen Körperempfindungen automatisch in den Hintergrund. Der nächste Schritt besteht nun darin, Körperempfindungen und Atemempfindungen gleichzeitig wahrzunehmen. Weiten Sie Ihre Aufmerksamkeit, so dass Sie Ihren Körper und Ihre Atmung zugleich wahrnehmen, ohne hin und her wechseln zu müssen.
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Das gleiche Prinzip wenden Sie anschließend auch bei den Gefühlen und dem Denken an. Zuerst praktizieren Sie die Übungen für die emotionale und mentale Ebene alleine, dann verbinden Sie die emotionale Qualität mit der Wahrnehmung der Körperempfindungen und der Atmung. Lernen Sie, Schritt für Schritt eine weitere Ebene einzubeziehen, um schließlich zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung zu gelangen, bei der die Unterscheidung in Ebenen keine Rolle mehr spielt. Alle Bewusstseinsinhalte werden gleichermaßen beachtet und präsent gehalten. Vielleicht kommt Ihnen ein Wort oder eine Formel in den Sinn, die dieses Seinsgefühl ausdrückt und verstärkt?
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Jede der Stufen ist mit einem bestimmten Ziel verbunden, und Sie haben Übungen kennengelernt, mit denen Sie diese Ziele erreichen können:
Sitzen: aufrecht und entspannt
Atmen: ruhig und gleichmäßig
Fühlen: Gleichmut, Wohlwollen und Mitgefühl kultivieren
Denken: klare Sicht und Regulation der Gedankentätigkeit
Sein: Erkenntnis der Einheit, Integration aller Ebenen;
sitzen – atmen – fühlen – denken – sein
Sie verfügen nun über die nötigen Informationen, um die eigene Meditationspraxis nach Ihren Zielsetzungen zu gestalten. Falls es Ihnen schwerfallen sollte, die Übungen alleine umzusetzen, dann finden Sie im abschließenden Kapitel Hinweise zu
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