Meditation
trainiert und weiß, was zu tun ist, sie weiß um die Kraft der Stille. Jede Regung des Geistes stört alles, sodass euch Energie und Tiefe verloren gehen. Dann nimmt die Achtsamkeit ab und büßt auch an Schärfe ein. Wenn ihr dagegen still und in Frieden bleibt und nichts tut, sondern einfach nur immer mehr da seid, wo ihr ohnehin schon seid, nimmt die Achtsamkeit immer weiter zu. Auf dieser Stufe beobachtet die Achtsamkeit noch nicht so sehr das Objekt, sondern sorgt nur dafür, dass sich der Geist nicht regt.
So gewinnt ihr die Achtsamkeit, von der Ajahn Chah in seinem berühmten Gleichnis vom Tümpel im Wald spricht. Der Kernpunkt ist der, dass er nicht nur die Tiere beobachtet, die zur Tränke kommen, sondern auch auf den eigenen Körper achtet, der sich natürlich nicht regen darf. Im gleichen Sinne sorgt ihr dafür, dass sich der Geist nicht regt, damit vielleicht ein Nimitta zum Spielen herauskommt. Die Achtsamkeit ist einzig auf Stille ausgerichtet, damit der Geist nicht hierhin und dahin abschweift. Wenn die Achtsamkeit diese Kraft und Ausrichtung hat, bleibt auch das Nimitta ganz stetig, und ihr seht ganz genau, wie es geht. Dann reagiert ihr nicht, ihr lasst kein Erschrecken und keine aufgeregte Freude zu.
Damit gelangt ihr jetzt in den wirklich schönen Teil der Meditation – zugespitzte Achtsamkeit und tiefe Glückseligkeit. Aber dieser Zustand ist nicht einfach ein Hochgenuss. Man spürt, dass sich hier unglaublich tiefe Dinge tun. Wenn ihr aus solch einer Verfassung – Nimitta oder sogar Jhana – in den Normalzustand zurückkehrt, ist die Achtsamkeit noch kraftvoller geworden. Ihr seid dann weder schläfrig noch wärt ihr in der Lage, euch auf Diskussionen einzulassen. Ihr seht alles ringsum mit nie gekannter Tiefe und Kraft. Auch der Körper wird viel deutlicher gespürt als sonst, jede Anspannung, jedes Halten, alles Kranke oder Schmerzhafte. Wenn ihr die Körpermeditation mit diesem Maß an Achtsamkeit macht, verschwinden die Dinge wie durch Zauber. Nicht weil ihr übernatürliche Kräfte hättet, sondern weil Achtsamkeit von dieser Intensität einfach so wirkt. Ihr könnt euren Körper dann warm, wohlig oder gesund machen oder was ihr wollt. Von solcher Kraft ist eure Achtsamkeit, wenn ihr die Nimitta -Stufe erreicht.
Eure Achtsamkeit ist so stark und still, dass ihr sie auf jedes Objekt richten und bei ihm bleiben könnt. Wenn ihr etwas vom Wesen eures Körpers oder irgendetwas anderes verstehen möchtet, dann ist die Phase gleich nach der tiefen Meditation der richtige Zeitpunkt dafür. Wer schon tiefe Meditation erlebt hat, der weiß, weshalb sie notwendig ist, um zu echter Weisheit zu kommen. Wenn wir die Achtsamkeit vor einer solchen Meditation mit einem Löffel vergleichen, dann ist sie nach der tiefen Meditation wie ein Bagger. Wenn ihr wirklich tief graben und tiefe Weisheit erfahren möchtet, kommt nur ein Bagger infrage. Auf dieser Stufe der Achtsamkeit ist die Durchdringungskraft des Geistes einfach so viel größer.
Wer die Freude dieser tiefen Meditation erfahren möchte, für den sind die Meditationsklausuren des klösterlichen Lebens der geeignete Ort. Es ist eine wunderbare Sache, dorthin zu kommen, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass ihr es nicht könntet, baut einfach Achtsamkeit und Meditation Schritt für Schritt auf. Wenn ihr noch nichts davon aus eigener Erfahrung kennt und eigentlich nur die unterste Sprosse der Leiter seht, kann es etwas entmutigend wirken, wenn jemand von den oberen Sprossen erzählt. Ihr wisst dann nicht, was alles dazwischen liegt und wie man vorgeht. Aber wenn ihr einfach einen Fuß vor den anderen setzt, merkt ihr bald: »Tatsächlich, ich kann die erste Stufe schaffen. Ich kann die zweite Stufe schaffen. Ich kann die dritte Stufe schaffen.« Ihr seht dann die weiteren Sprossen und wisst, dass ihr sie erreichen könnt. Ihr begreift, dass es möglich ist und wie man es macht. Euer Antrieb wird stärker und eure Achtsamkeit auch.
Die Früchte der Achtsamkeit
Setzt also die Schulung der Achtsamkeit an oberste Stelle. Das ist ein wichtiger Teil eines Retreats, und der Beginn des Retreats ist die richtige Zeit dafür. Es lohnt sich, mit Sorgfalt vorzugehen und die Mühe nicht zu scheuen. Wenn ihr so übt, werdet ihr immer wacher, die Energie und der klare Blick nehmen zu. Ihr seht die Probleme und ihr löst sie. Frieden, Stille und Weisheit breiten sich aus, ihr seid glücklich. Und die Meditation wird immer leichter.
Denkt daran,
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