Meditation
vorschwebt?« Das Problem liegt eigentlich nur darin, dass der Geist nicht gleich mit dem Frieden und den feineren Regungen etwas anfangen kann, die sich einstellen, sobald nicht mehr so viel zu tun ist. Er hat sich noch nicht an den Reizmangel gewöhnt, er braucht seine Zeit, um zur Ruhe zu kommen.
Erst einmal kann also die reduzierte Aktivität Anlass zu Langeweile geben, aber nach einer Weile fallen euch dann die interessanten Aspekte dieser Lebensweise auf – allein zu sein und nicht viel zu tun zu haben wird Freude und Genuss. Stellt euch vor, ihr geht von einem hellen Zimmer in ein dunkles. Da seht ihr dann erst einmal nichts. Aber dann gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit, sodass die Umrisse der Dinge erkennbar werden. So ist es für den Geist, wenn er vom Beschäftigtsein zur Untätigkeit übergeht, er muss sich erst auf den Mangel an Sinnesreizen einstellen. Nach einiger Zeit gewöhnt er sich ein, und dann wird alles, was bis dahin langweilig und uninteressant war und wenig zu bieten schien, immer schöner und köstlicher.
Habt also Nachsicht mit der Langeweile, wenn sie kommt. Lasst sie sein, wie sie ist. Versucht nicht, dieses empfundene Loch mit Aktivität zu füllen, damit würdet ihr den Geist nur wieder aufstacheln. Das ist dann so, wie wenn man nachts noch einmal vor die Tür geht, aber Licht macht. Die feineren Konturen in der Dunkelheit sind dann weg. Ich war neulich bei einem zwanglosen Treffen mit dem berühmten Wissenschaftler Sir Roger Penrose. Unter anderem stand ein Blick in den Sternenhimmel durch ein Teleskop auf dem Programm. Die Nacht war so klar, dass wir den Jupiter und sogar seine Monde sehen konnten. Aber erst einmal, nachdem im Observatorium die Lichter gelöscht worden waren, mussten wir eine Weile warten, bis unsere Augen die Sterne erkennen konnten. Nichts weiter: nur ein paar Augenblicke warten und dann wurde der herrliche Sternenhimmel sichtbar. Und ihr, wenn ihr die Schönheit des geistigen Sternenhimmels sehen möchtet, braucht nur die Aktivität der Sinne einzudämmen. Ich meine damit nicht nur den Nimitta -Zustand, sondern auch das subtile, friedvolle Glück, das sich einstellt, wenn die Aktivität der fünf Sinne zurückgefahren wird.
Aber wenn ihr Ruhe einkehren lasst im Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Berühren, ist es durchaus normal, dass erst einmal eine Phase der Langeweile durchgestanden werden muss. Wenn das Licht ausgemacht wird und zunächst nichts zu sehen ist, kann sich der Geist an nichts festhalten. Da muss man Geduld üben und darauf vertrauen, dass bald interessante Dinge auftauchen werden, wenn ihr nur einfach die Langeweile sein lasst, wie sie ist. Wer in eine Kunstgalerie oder in ein Konzert geht, wird vielleicht enttäuscht sein und sich langweilen, wenn nicht das Spektakel geboten wird, das man sich erwartet hatte. Aber wenn man diese aufgeregte Verfassung der Sinne zu Ruhe kommen lassen kann, kommt man vielleicht in einen Zustand, in dem man viel subtilere und köstlichere Dinge entdeckt. Bleibt also bei der Langeweile, brecht die Entwicklung nicht ab, und nach einiger Zeit verwandelt sich die Langeweile in etwas wirklich Schönes. Der Geist lässt sich auf eine subtile innere Landschaft ein, und jetzt bekommt ihr Sinn für das, was sich in stillem Alleinsein abspielen kann. Es dauert manchmal eine ganze Weile. Verliert also nicht die Geduld.
Ruhelosigkeit
Auch Ruhelosigkeit ist ein sehr verbreitetes Problem. Ihr habt keine Lust stillzusitzen, der Körper fühlt sich unbehaglich, der Geist will einfach nicht beim Atem oder eurem jeweiligen Meditationsobjekt bleiben, auf das ihr euch zu sammeln versucht. Dazu kommt es gern, wenn ihr mit zu viel Nachdruck praktiziert. Da ist es dann oft am besten, einfach Geduld zu üben und abzuwarten, die Unruhe zuzulassen, anstatt sie unter Kontrolle bringen zu wollen.
Hier bewährt sich oft ein Mittel, das ich »Wasserbüffelgeist« nenne. Es ist nach einem Vorfall benannt, zu dem es ganz in der Nähe des Klosters Wat Pah Nanachat in Thailand kam, als Ajahn Jagaro dort Abt und ich der zweite Mönch war. Einmal kam am Morgen, als ich schon auf Almosengang und Ajahn Jagaro noch im Kloster war, ein Mann angelaufen, dem ein halber Finger fehlte. Er hatte seinen Wasserbüffel zum Weiden führen wollen, als irgendetwas das Tier erschreckte, sodass es versuchte davonzustürmen. Leider hatte der Bauer das Seil um einen Finger geschlungen, der nun durch den plötzlichen Ruck zur Hälfte abgerissen wurde. Der
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