Meditation
Jetzt-Gewahrsein und Stille im Laufe des Tages weiter zu vertiefen, sie sind wichtige Grundlagen für die Stärkung der Achtsamkeit. Nehmt bei der Meditation im Gehen den Anfang des Pfads, das Ende des Pfads und die Mitte ganz bewusst wahr. Stellt Achtsamkeit immer in den Vordergrund, ob ihr esst oder sprecht oder irgendetwas anderes tut.
Legt Achtsamkeit in den Raum zwischen euch und das, was jeweils eure Erfahrung ausmacht, zwischen den Betrachter und das Meditationsobjekt, denn da spielen sich die wichtigen Dinge ab. Wenn die Achtsamkeit stark ist, könnt ihr euch von den gröberen Verunreinigungen befreien. Wenn sich die gröberen Verunreinigungen lösen, nimmt die Achtsamkeit Fahrt auf und ihr erkennt auch die subtilen Verunreinigungen. Wenn auch die zu verschwinden beginnen, wird die Achtsamkeit noch stärker, sodass ihr auch die kaum merklichen Verunreinigungen noch lösen könnt. Dann ist der Weg ganz frei. Der Atem wird sehr friedvoll, still und ebenmäßig und eure Meditation ist einfach wundervoll. Es macht euch nichts mehr aus, stundenlang zu sitzen, und ihr könnt nur staunen, wie tief ihr dabei kommt, wie friedlich und schön alles ist.
Jetzt seid ihr auf dem Weg. Wenn die Achtsamkeit sehr, sehr stark geworden ist, kann alles passieren. Vielleicht seht ihr sogar das tiefste aller Dhammas – die Ichlosigkeit und die Vier Edlen Wahrheiten. Vielleicht gelingt es euch beim nächsten Retreat, dem Leiden ein Ende zu setzen.
4 Heilmittel für den Geist
4 Heilmittel für den Geist
MEDITATION IST EIN ALTBEWÄHRTES MITTEL, um dem Geist Frieden, Kraft und Glück zu verschaffen. Meditation wird schon so lange praktiziert, dass mit Sicherheit alle eure jetzigen Probleme schon vorgekommen und von vielen anderen in der Vergangenheit überwunden worden sind. Jetzt kommt es darauf an, uns an die bereits entwickelten Strategien gegen diese Hindernisse zu erinnern und sie konsequent zu nutzen – also die Heilmittel anzuwenden, mit denen sich die Krankheiten des Geistes kurieren lassen.
Langeweile
Eines der großen Probleme, das bei langen Retreats akut werden kann, ist Langeweile. In meiner Zeit als junger Mönch in Thailand haben wir uns oft darüber beklagt, dass einfach ständig irgendetwas los war. Zu viel Arbeit, zu viele Leute, zu viele Zeremonien, zu viel Rezitation am Morgen, zu viel Rezitation am Abend. Manchmal sehnte ich mich danach, in einem Kloster zu sein, in dem es keine Zusammenkünfte gab und wenig Arbeit anfiel, sodass ich den ganzen Tag im Sitzen oder Gehen meditieren konnte. Ich hatte Fantasien von solchen Klöstern – aber natürlich würde man sich da schließlich doch langweilen und unruhig werden. Man leidet, und dann gehen die Fantasien in die Gegenrichtung: »Könnte ich doch bloß in einem Kloster sein, in dem es Arbeit oder sonst irgendetwas zu tun gibt. Vielleicht könnte ich da mit jemandem reden oder wenigstens am Abend an den Rezitationen und Gruppenmeditationen teilnehmen.« Darum geht es natürlich nicht, denn in den Suttas heißt es ja – und so wird es auch in der Wald-Tradition gehalten –, dass man viel für sich allein sein soll, wenig Arbeit, wenig Umgang mit anderen. Wenn ihr euch die Lehren des Buddha in den Suttas und im Vinaya erarbeitet habt, wisst ihr, wie wichtig Abgeschiedenheit ist. Ich gebe mir alle Mühe, mein Kloster so zu organisieren, dass man möglichst viel für sich allein sein kann und Zusammenkünfte auf ein Mindestmaß beschränkt bleiben. Sicher, da können Langeweile, Ruhelosigkeit und Fantasien aufkommen; wenn man nur sich selbst zur Gesellschaft hat, kommt es vor, dass man sich auf die Nerven geht. Aber es lohnt sich, diesen Schwierigkeiten nicht auszuweichen, sondern Mittel zu finden, mit denen man sie überwinden kann.
Betrachtet und untersucht also die Langeweile. Woher kommt sie? Langeweile kommt gern im Übergang von einer Beschäftigung zu einer ereignislosen Phase auf. Junge Leute, die zu einem Retreat ins Kloster gehen, langweilen sich, weil kein Fernseher und kein iPod da ist und auch sonst nicht viel Unterhaltsames. Wenn ihr euch also die Langeweile anseht, stellt sich heraus, dass sie etwas mit unterschiedlichen Graden des Beschäftigtseins zu tun hat: Eben warst du noch beschäftigt, jetzt bist du es nicht mehr, und da schleicht sich Langeweile ein. Das Aufregende in diesem Kloster, zum Beispiel Toast am Morgen, würde die meisten Menschen da draußen nur langweilen. Sie würden sagen: »Du lieber Himmel, ist das alles, was euch so
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