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Meditation

Meditation

Titel: Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ajahn Brahm
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nichts. Es kann sogar sein, dass es ringsum recht laut zugeht. In einer denkbar ungeeigneten Situation tritt urplötzlich Frieden ein. Irgendwann versteht ihr, woran das liegt: Weder Lärm noch sonstiges Ungemach behindern eure Meditation, es ist einzig und allein eure Haltung. Ihr wart im Augenblick gegenwärtig, ohne etwas zu erwarten, ohne auf etwas aus zu sein, wunschlos, und dadurch konntet ihr still sein und die Schönheit dieses Zustands erleben.
    Alles Leiden kommt aus dem Begehren, hat der Buddha gesagt, und jetzt seht ihr das in der Praxis. Ihr erkennt das Verlangen als eine Regung des Geistes. Ihr seht ganz direkt, wie Regungen des Geistes – das Verlangen, der Aufruhr, das Eingehen auf die Dinge, das Upadana oder Aufnehmen der Dinge – die Dynamik des Leidens in Gang hält. Ihr seht das in eurer Meditation so deutlich, dass der Geist urplötzlich anhält. Ihr nehmt nichts auf, ihr geht auf nichts ein, ihr hängt euch an nichts, ihr verstärkt euer Ich-Gefühl nicht, ihr kontrolliert nicht, ihr vermerkt nichts, ihr bewertet das Ganze nicht. All das »Wie komme ich voran?« und »Was muss ich als Nächstes tun?« kommt zur Ruhe. Wenn ihr seht, wo das herkommt, wenn ihr Ruhe einkehren lasst, steht euch die tiefe Meditation plötzlich offen.
    Dieses Beruhigen des Geistes wird euch geläufig, die Glückserlebnisse werden häufiger, und jetzt macht das Meditieren richtig Spaß. Ihr bekommt einen Geschmack der größten Köstlichkeiten, die man nur haben kann, und versteht immer besser, wie unendlich kostbar Zeiten der Zurückgezogenheit oder auch ein klösterliches Leben sind. Wenn ihr große Seligkeit erlebt, zum Beispiel das Glück eines klaren Nimitta, wiegt das Jahre eures Lebens auf und gibt euch das Gefühl von etwas wirklich Sinnvollem. Da mag man Millionär werden oder sich verlieben oder Kinder haben, es bleibt doch immer die Frage, was das alles soll. Es entgleitet euch doch, noch so ein blutiger Knochen, dessen Geschmack viel verspricht, aber nicht hält. Tiefe Meditation ist etwas anderes. Selbst wenn du nur einmal ins Jhana findest, es sättigt auf Jahre hinaus. Das klingt vielleicht sonderbar, aber wenn ihr es selbst erlebt habt, ist es sonnenklar. Tiefe Meditation besitzt Kraft und bietet Erfüllung – ihr stoßt auf etwas tief Erstaunliches.
    Vom Glück des Verschwindens
    Es kann gut sein, dass einige hinduistische oder christliche Mystiker Jhana oder wenigstens tiefe meditative Zustände erlebt haben. Das waren so eindrucksvolle Erfahrungen, dass sie dann von der Vereinigung mit Gott sprachen. Warum sagen sie das? Weil der geeinte Geist, die Gefühle von Glückseligkeit und Kraft, das Fehlen eines »Ich« etwas unglaublich Tiefes sind. Außergewöhnliche Erfahrungen dieser Art entstehen aus Nicht-Tun, aus vollkommenem Loslassen. Du hast die Dinge so weit zur Ruhe kommen lassen, dass sie verblassen und schwinden. Denken ist nicht mehr möglich, Hören ist nicht mehr möglich. Du weißt dann nicht einmal, dass es so ist, denn dieses Erkennen würde eine geistige Regung voraussetzen. Erst im Nachhinein weißt du und kannst dir klarmachen, was geschehen ist.
    Der Buddha sagte: »Geduld ist die höchste Askese« (Dhp 184). Geduld bedeutet hier aber nicht, dass man Schmerz einfach erduldet oder dass man fastet, weil man meint, Selbstfolter sei eine gute Sache. Das hat der Buddha nicht gemeint. Der Buddha meint mit Geduld, dass man einfach zuschaut, ohne sich auf irgendetwas einzulassen. Wahre Geduld ist daran zu erkennen, dass ihr ganz still werdet und die Dinge verschwinden. In der Stille fängt das Ego an zu verblassen. Um ein Jemand zu sein, müsst ihr etwas tun, und wenn ihr aufhört zu tun, wenn ihr ganz geduldig seid, verschwindet ihr. Ihr seid nicht mehr durch die Vergangenheit bestimmt, nicht mehr Gefangene eurer Hoffnungen und Zukunftspläne. Bleibt im gegenwärtigen Augenblick und tut nichts, dann seid ihr frei, ihr verschwindet, ihr geht in Nichts auf. Dann wisst ihr: Das Ende aller Leiden kann unmöglich noch irgendetwas enthalten, es kann nur Nichts, Leere, Verschwinden sein. Wer das jetzt gerade liest und dabei ganz konzentriert ist, für den existieren weder das räumliche Umfeld noch seine Aufgaben noch seine Familie – alles außer dem Lesen ist weg. Selbst in dieser kleinen Leere kann man einen Geschmack von Freiheit bekommen.
    Ein Mönch saß unter einem Baum und sagte immer wieder nur: »Welche Seligkeit, o diese Seligkeit!« (Ud 2,10) Er war einmal ein König gewesen, weshalb

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