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Meditation

Meditation

Titel: Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ajahn Brahm
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Zeit, als ich noch Laie war, habe ich manchmal Mönche aufgesucht, die unglaublich inspirierende Unterweisungen von sich gaben. Aber wenn ich genauer hinsah, hatten sie keinen Frieden – was sollte mir dann ihre Weisheit? Sie konnten begeistern, und was sie sagten, klang vernünftig, aber nach den Maßstäben des Buddha genügt das nicht; wenn sich die Weisheit eines Menschen nicht entsprechend auf sein Leben auswirkt, kann es nicht wahre Weisheit sein. Wenn Weisheit die Schwierigkeiten eines Lebens nicht bereinigt, wenn sie nicht Gelassenheit, Wohlbefinden, Raum, Glück, Frieden und Freiheit in diesem Leben schafft, kann etwas mit ihr nicht stimmen. Auch in den Suttas finden wir ja, »dass ausgezehrte, abgehärmte« Mönche und Asketen »von schlechter Farbe und mit hervorstehenden Adern« entweder krank sind oder falsch praktizieren, während Mönche von echter Weisheit, die richtig praktizieren, »munter lächeln, voll echter Freude sind, an allem Gefallen finden, immer frisch und von heiterer Gelassenheit sind« (MN 89). Aus buddhistischer Sicht muss Weisheit also unbedingt zu allgemeiner Gemütsruhe und Wohlbefinden führen.
    Außerdem begründet Weisheit ein sittlich einwandfreies Verhalten. In meinen frühen Jahren in Thailand, als der Buddhismus im Westen noch zu den ganz alternativen Dingen zählte, traten ein paar sehr radikale Leute in unser Kloster ein. Einige bezogen gegen einen Teil der Klosterregeln Stellung und sagten, sie seien einfach nur repressiv und hätten nichts mit Weisheit zu tun. Aber nach vielen Jahren der meditativen Praxis, wenn man zu tiefen Einsichten gekommen ist, stellt sich heraus, dass hinter all den Regeln Erfahrung steht, nämlich ein Wissen um die Bedingungen des friedlichen Zusammenlebens in einer Gemeinschaft.
    Ich will darauf hinaus, dass man die Weisheit eines anderen nicht unbedingt an seinen Worten erkennt, sondern an dem Frieden, den er gewonnen hat. Auf dem Pfad des Buddhismus geht es darum, den Geist still werden zu lassen, mit dem Körper in Frieden zu leben und in dieser Welt frei zu sein. Das zeichnet einen weisen Menschen aus. Wer wahre Weisheit besitzt, ist friedvoll und glücklich, er hat die Probleme des Lebens gelöst.
    Ursache und Wirkung
    Durch Meditation und Stille kommt ihr an die tiefen Einsichten heran, die euch das Wesen der Beziehung von Ursache und Wirkung zu erkennen erlauben. In den Lehren des Buddha geht es sehr viel um Ursache und Wirkung, um die Frage, woher die Dinge kommen und wodurch sie entstehen. Wenn Probleme auftauchen, sind wir als Schüler des Buddha gehalten, sie genau zu untersuchen. Wir setzen Verstand und Erfahrung ein, um herauszufinden, woher ein Problem kommt und zu was es führt. Was zu einer ungesunden Verfassung von Körper und Geist führt, kann nicht gut sein, kann nicht der Weisheit entspringen. Wenn wir das festgestellt haben, forschen wir weiter zurück, um uns anzuschauen, wie es zu diesem Problem gekommen ist.
    Wer Achtsamkeit, Frieden und Weisheit hat, wird die Verkettung von Ursachen und Wirkungen erkennen können. Er erkennt, woher Wut, Schuldgefühle, Depression und Angst kommen und wie sie in einem Menschen wachsen. Wenn ihr diese Dinge seht, tut ihr euch natürlich leichter, sie rechtzeitig abzufangen, und da ihr sie als ungesund und unproduktiv erkennt, seid ihr in der Lage, etwas gegen sie zu unternehmen.
    Wenn sich ein unguter Geisteszustand einmal bei euch eingenistet hat, könnt ihr nicht mehr viel tun; am besten mischt ihr euch dann nicht ein, sondern wartet ab, bis der Zustand von selbst vergeht. Wichtiger als alles andere ist es, sich dieser Verfassung bewusst zu sein, damit sie nicht mehr gar so schlimm ausfällt, wenn sie wieder einmal akut wird. So hat es einer meiner Mönchsgefährten damals in Thailand gemacht. Er hatte es die ersten Jahre wirklich sehr schwer, aber ich bewunderte ihn, einfach weil er zu seinen geistigen Verunreinigungen stand. Er litt mitunter so furchtbar, dass er durchzudrehen glaubte und sogar meinte, er müsse das Kloster verlassen – aber er blieb. Als er es das erste Mal so schwer hatte, dachte er, es würde immer schlimmer werden, doch dann nahm er ebenso überrascht wie erleichtert wahr, dass sich das Problem allmählich verzog. Es verging, weil er es nicht mehr fütterte. Und von da an wusste er aus eigener Erfahrung um die Vergänglichkeit aller Zustände, auch der schlimmsten.
    Außerdem sah er, dass sich seine finstere Verfassung nicht einfach ein für alle Mal

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