Meditation
einige vorbeiwandernde Mönche meinten, er erinnere sich wohl an sein glückliches Herrscherleben. Das wusste er besser. Er dachte an seine früheren Herrscherpflichten und war einfach nur zutiefst erleichtert, dass er nicht mehr König sein musste. Wenn ihr euch anseht, was alles zurückgelassen wurde, spürt ihr diese Freiheit und dieses Glück. Am Glück der Verblassens und Verschwindens erkennt ihr, wie wunderbar Leere ist. Ihr seht, was alles nicht mehr da ist, und wie viel Freiheit das bedeutet. So beschreibt der Buddha die Leere-Meditation (MN 121).
Ihr wisst vielleicht, wie gut es sich anfühlt, wenn man nach einer schweren Krankheit aus dem Krankenhaus entlassen wird. Vor vielen Jahren, da war ich noch ein junger Mönch in Thailand, habe ich mir das Tsutsugamushi-Fieber, auch Busch-Typhus genannt, zugezogen. Ich war einen Monat im Krankenhaus und fühlte mich hundeelend. Als ich entlassen wurde, war ich immer noch schwach – aber wie herrlich das war! So kann das Glück des Verschwindens auch aussehen: Die Typhusleiden waren vorbei. Da war ich einmal wirklich dankbar für meine Gesundheit. Wenn ihr immer nur gesund seid, wisst ihr das gar nicht zu schätzen, sofern ihr euch das Fehlen von Schmerz und Krankheit nicht bewusst vor Augen haltet. Dieser Mönch, der einmal König war, wertschätzte das Glück der Freiheit besonders dann, wenn er sich an die Last der Herrscherwürde erinnerte.
Seht zu, ob ihr eure Meditation auch so betrachten könnt. Vergegenwärtigt euch, wenn ihr mit geschlossenen Augen dasitzt, welche Freiheit es bedeutet, dass ihr einfach nur hier sein könnt und euch für jetzt keine Sorgen um eure Familie, eure Aufgaben, euren Körper machen müsst. Ihr seid frei, das hier ist Urlaub, ihr habt die Erlaubnis. Gönnt euch diese Freude. Und wenn die Fantasien enden und das Denken pausiert, dann gönnt euch auch diesen Urlaub. So bekommt ihr Sinn für die Freuden des Verschwindens. Ihr versteht Niramisa-Sukha , das Glück des Loslassens, in dem die Dinge verschwinden.
Das Glück des Verzichts
Im Aranavibhanga-Sutta (MN 139) unterscheidet der Buddha zwei Arten der Lust: Sinnliche Lust bedeutet, dass man sich auf die Dinge einlässt oder etwas bekommt, was man sich wünscht; die Lust des Dhamma liegt dagegen im Verzicht, im Verblassen und Verschwinden der Dinge. Ich erinnere mich an eine sehr frühe Erfahrung von Dhamma -Lust während meiner Schulzeit. Es gab an dieser Schule halbe freie Tage. Wenn du ein braver Junge warst, bekamst du den Nachmittag frei. An solchen Tagen machte ich meine Hausaufgaben gleich in der Mittagspause, damit ich sie hinter mir hatte. Dann war der Nachmittag wirklich ganz unbeschwert, es gab überhaupt nichts, was ich tun musste. Dieses Gefühl von Freiheit hat mir solche Nachmittage unauslöschlich eingeprägt. Ich erlebte da als Dreizehnjähriger schon die Lust und das Glück des Verschwindens der Dinge.
So könnt ihr auch meditieren. Denkt einfach nicht an das, was als Nächstes kommt, all die tiefen Stufen der Meditation, die es noch zu erreichen gilt. Wer solche Gedanken hegt, verwehrt sich die Freuden des gegenwärtigen Augenblicks, und der Weg zu den tieferen Stufen ist ihm versperrt. Belastet euch, vor allem während eines Retreats, nicht mit dem Gedanken, dass ihr Jhana erreichen, wenn nicht sogar Erleuchtung finden müsst. Setzt euch nicht unter Druck, seid in Frieden: keine Ziele, keine Anforderungen, überhaupt nichts, was ihr tun müsstet, außer eben mit Wertschätzung den Atem zu betrachten. Ihr reduziert die mentale Aktivität auf das notwendige Minimum, und so macht ihr den Weg in die Jhanas , den Weg aus dem Samsara frei.
Sinn für das Einfache – das ist ungefähr so, als würdet ihr etwas säen; die Dinge fangen an, irgendwie für sich selbst zu sorgen. Wenn ihr euren Geist immer einfacher werden lasst, wird er euch immer mehr Anlass zur Freude geben. Das Glück der Meditation, das euch anfangs noch meist entging, fesselt und verzaubert den Geist zusehends. So soll es sein. Macht euch keine Sorgen, dass ihr dem verfallen könntet, die Suttas beschreiben dieses Glück als gut und notwendig, nicht als gefährlich (MN 66). Es hat etwas Befreiendes. Wenn ihr das Begehren zurückstutzt, kann das Ego nicht überleben, und so werdet ihr tiefer und tiefer in das Lösen und Lassen eingeführt. Dieses Glück hat etwas natürlich Reines, lässt die Stille wachsen und wirkt befreiend.
Die Seligkeit des Aufhörens
Auf diesem Weg des Verblassens aller
Weitere Kostenlose Bücher