Meditation
Dinge werdet ihr erkennen, von welcher Genialität die Lehren des Buddha sind. Ihr begreift, dass die fünf Sinne und der Geist als sechster Sinn wie Feuer sind, und dann seid ihr natürlich bestrebt, sie zu kühlen, bis die Flammen erlöschen und nichts mehr da ist. Je mehr die Sinne verblassen, desto freier fühlt ihr euch, und unversehens kommt ihr auf diesem Weg in die Jhanas . Dieser Weg, seht ihr jetzt, führt in Richtung Leere. Ihr erkennt: »Nichts ist es wert, dass ihr daran festhaltet« (SN 35,80). Das ist schon schön, wenn ihr es nur mit dem Verstand erfasst, und wenn es erlebt wird, ist es noch schöner.
Manchmal scheint euch, dass ihr unmöglich noch stiller werden könnt, und dann werdet ihr es doch. Immer weniger regt sich, immer mehr verschwindet, der Geist wird immer noch stiller. Selbst Superlative können die tiefe Meditationserfahrung nicht mehr erfassen. Der Geist wird immer leerer, stiller und glückseliger, und jetzt versteht ihr, weshalb Nibbana , das Aufhören von allem, höchstes Glück ist. Der Weg der Stille und Einsicht ist ein glücklicher Weg, der glücklichste Weg, den ihr gehen könnt, und je tiefer ihr kommt, desto glücklicher wird er. Wenn die Leute richtig in Schwung kommen und die Praxis zum Selbstläufer wird, entsteht zusätzlich ein Schneeballeffekt. Der Schneeball rollt und rollt in die Tiefe und wird immer größer und schneller, die Praxis wird mühelos. Das einzig Schwierige ist der Anfang.
Wenn ihr einmal Geschmack an dieser Glückseligkeit gefunden habt, ist aller Dhamma der Welt gleich da in euren Herzen. Die Sinne verblassen, der Geist tritt in die glückseligen Zustände ein, und das ganze Tipitaka ist wie vor euch aufgefächert. Die Khandhas werden als das gesehen, was sie sind. Ihr erkennt, was es heißt, dass die Sinne in Flammen stehen und nichts als Leid bedeuten, und ihr habt wirklich genug von all dem. Ihr empfindet Widerwillen, Nibbida , und von Nibbida kommt ihr zu Viraga , dem Verblassen, und von Viraga schließlich zum Aufhören der Dinge. Der ganze Weg – Einsicht, Glück, tiefe Meditation – ist gleich da in eurem Herzen gegenwärtig. Ihr braucht nur die Anleitung zu befolgen: sich hinsetzen, still werden, betrachten und sich in nichts hineinziehen lassen. Nach und nach erschließt sich die Meditationserfahrung dann ganz von selbst.
8 Wahre Weisheit erkennen
8 Wahre Weisheit erkennen
ES IST GANZ WICHTIG ZU WISSEN, was Panna oder Weisheit eigentlich ist und woran man sie erkennt. Die Kraft echter Weisheit liegt darin, dass sie uns über den buddhistischen Weg insgesamt und im Besonderen über die Meditationspraxis aufklärt. Der Stellenwert der Weisheit wird deutlich, wenn wir die dreifache Praxis von Sila, Samadhi und Panna oder Tugend, Stille und Weisheit in ihrer Gesamtheit betrachten. Man kann die Praxis als aufbauende Stufenfolge sehen: Zuerst übt ihr den sittlichen Lebenswandel, dann das Stillwerden, dann die Weisheit. Man kann aber auch sagen, dass diese drei Stufen oder Schritte sich gegenseitig unterstützen: Tugend ist die Kraft, die Samadhi und Weisheit fördert, Erfolg im Samadhi unterstützt Tugend und Weisheit, und wenn die Weisheit zunimmt, ist sie ein stetig wachsender Rückhalt für Tugend und Samadhi . Je weiter ihr also auf dem Weg kommt, desto mehr stützen und fördern sich die drei Faktoren gegenseitig. Weisheit ist das, was die anderen beiden stabilisiert. Wir sehen uns also in diesem Kapitel an, wie Weisheit – wenn es wahre Weisheit ist – die Praxis der Tugend erleichtert und im Geist immer mehr Stille schafft.
Wie Weisheit wirkt
Eine meiner Lieblingsstellen in den Suttas ist die Antwort des Buddha auf die Frage: »Was ist Dhamma ?« Seine Antwort war so einfach wie tiefgründig: »Das, was zum vollständigen Zurückweisen, Verblassen und Aufhören, zu Frieden, höherer Erkenntnis, Erleuchtung und Nibbana führt« (AN 7,83). Unter anderem ist hier Frieden genannt, Upasama . Frieden ist die wunderbare Gelassenheit, in der du ohne Störungen und Probleme nur so durch deinen Tag fließt. In allem, was du tust – meditieren, schlafen, essen, zusammen mit anderen oder allein –, ist etwas von Gleichmaß oder Ebenmäßigkeit, keine Probleme, keine Schwierigkeiten. Sama in Upasama bedeutet »eben«, ein ebener oder glatter, also nicht holpriger Weg. Das führt uns zu einer schönen Definition von Weisheit: Sie ist das Wissen, das uns ein gleichmäßiges, friedvolles und ausgeglichenes Leben zu führen erlaubt.
Vor langer
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