Meditation
Körper auf, und das bleibt euch auch dann, wenn ihr alt und krank werdet. Dann bleibt ihr auf diesem schmerzenden alten Körper sitzen, weil ihr nicht gelernt habt, wie man ihn loslässt und verschwinden lässt. Deshalb ist es eine gute Sache, Meditation schon in jungen Jahren zu lernen. Je früher ihr lernt, vom Körper zu lassen, desto leichter fällt es euch, wenn ihr alt und krank werdet. Lasst ab vom Körper, bis er verschwindet, dann seht ihr, dass ihr nicht euer Körper seid. Diese Erkenntnis erlaubt euch, immer weiter loszulassen.
Wenn ihr den Körper nicht fallen lassen könnt, müsst ihr euch fragen, woran das liegt. Wie ich bereits erzählt habe, sagte Ajahn Chah gern, dass die Geräusche nicht uns stören, sondern wir die Geräusche. Wir gehen auf sie ein, anstatt sie einfach nicht zu beachten. Das ist mit den Wehwehchen und Schmerzen des Körpers und sogar mit euren Gedanken nicht anders: Die Gedanken stören euch nicht, sondern ihr stört die Gedanken, weil ihr auf sie reagiert. Sobald reagiert wird, spinnt sich der Prozess von selbst weiter. Das Reagieren ist Unruhe, und Unruhe ruft weitere Gedanken hervor. Das Eingehen auf die Dinge stachelt den Geist an. Löst euch also, tretet zurück und lasst den Geist in Ruhe. Sagt euch erneut, dass alles Geschehen altem Kamma entspringt. Es muss passieren, es ist die Auswirkung einer Ursache. Deshalb ist es unsinnig, euch zu messen und zu beurteilen, euch Vorwürfe zu machen. Wenn ihr dieses gewohnheitsmäßige Eingehen auf die Dinge unterbinden könnt, kommt alles nach und nach zur Ruhe, die Sinne verblassen und schwinden und ihr erlebt Frieden, Leichtigkeit, Befreiung.
Die Seligkeit des stillen Geistes
Das Gefühl der Befreiung beim Meditieren ist wunderbar, die höchste Wonne, die überhaupt möglich ist. Bedenkt aber, dass die Wonnen der Meditation von ganz anderer Art sind als die Freuden des Alltags. Sie sind tiefer und subtiler, sie haben eine andere »Geschmacksnote«. Manchen Leuten entgeht die Lust der Meditation, weil sie nach etwas Bekanntem Ausschau halten, das näher an ihrem weltlichen Erleben liegt. Versucht also bei der Meditation auch kleine Anflüge von Seligkeit zu bemerken, um euch an das Erkennen dieser besonderen Freuden zu gewöhnen.
Der Buddha vergleicht weltliche Lust mit der Wonne, die ein Hund an einem blutigen Knochen hat (MN 54). Er schmeckt zwar gut, ist aber ohne Fleisch nicht besonders sättigend. So ist auch die Sinnenlust, ihr Geschmack verspricht Befriedigung, aber dann mangelt es doch an Substanz. Hat eure Meditation dann aber richtigen Biss bekommen, stellt sich auch die Substanz und damit die Befriedigung ein. Sie schmeckt nicht nur gut, sie nährt auch. Sie ist nicht bloß der Duft, sondern die Sache selbst.
Vielleicht habt ihr dieses Glück schon erlebt, ohne es recht wahrzunehmen. Das ist wie mit diesen 3-D-Bildern. Erst sehen sie zweidimensional aus, aber es bedarf nur einer leicht geänderten Betrachtungsweise, und plötzlich ist die Tiefe da. Die dritte Dimension war auch vorher schon da, aber ihr seht sie erst, wenn ihr die Anleitung befolgt. So ist es auch mit der Erfahrung des stillen Geistes. Ihr habt diese Erfahrung vielleicht schon gemacht, erkennt ihre Schönheit aber erst nach einer Weile. Erkundet den Frieden, und wenn ihr die Erfahrung immer wieder macht, geht euch irgendwann ihre ganze Seligkeit auf. Da erkennt ihr den Anfang von Ende der Leiden. Die dritte Edle Wahrheit beginnt sich für euch im ruhigen, stillen Geist abzuzeichnen.
Vom Verlangen nach Glück lassen
Wenn ihr erstmals das Glück der Meditation erlebt, machen manche den Fehler, nach diesem Glück zu streben und es wieder herbeiführen zu wollen. Ihr habt die Stille erlebt und verfallt ihr förmlich, ihr wollt mehr davon. Doch das ist nur eine alte Gewohnheit, die euch in die Quere kommt. Vergesst also nicht, dass die tieferen Meditationen euch gerade durch das Verlangen danach verschlossen bleiben. Wenn ihr solche Wünsche nicht gut im Auge behaltet, können sie euch manche Enttäuschung bescheren. Erinnert euch, wie ihr in diese friedliche Verfassung gekommen seid: nicht durch den Wunsch danach, sondern durch das Absehen von allen Wünschen.
Solche Zustände scheinen die ersten paar Male wie durch Zufall einzutreten, ihr rechnet nicht damit. Vielleicht ist noch nicht Schlafenszeit, und ihr sitzt einfach noch eine halbe Stunde, weil sonst nichts zu tun ist. Vielleicht schlagt ihr einfach nur Zeit tot, setzt euch hin und tut gar
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