Meditation
Schlange ist, der ihr künftig besser ausweicht.
Nach meiner Erfahrung geht es im Klosterleben – und bei jeder ernsthaften buddhistischen Praxis – zu neunzig Prozent um das Durchschauen des Nörgel-Geistes. Woher kommt er, wie kann man ihm ausweichen, wie kommt man zu einer positiven Haltung, in der man die neunhundertachtundneunzig sauber gefügten Ziegel in einer Mauer sieht und nicht nur die beiden, die nicht ganz richtig sitzen? Sucht nicht die Fehler, versucht lieber die Menschen zu verstehen, euch selbst eingeschlossen, seid nachsichtig und gütig. Seht euch als eben dieses Menschlein auf dem Weg, das schon eine Menge gelitten hat und nicht noch mehr Leid braucht. Wenn ihr mit all dem in Frieden sein könnt, werdet ihr feststellen, dass die Lust auf Fehlersuche einfach nachlässt.
Dass ich in Frieden meditieren kann, kommt daher, dass ich alles, was mir begegnet, als »gut genug« sehe. Diese Einstellung ist für die Meditation wichtiger als alles andere. Wenn ich beim Atem bleiben kann, ist das gut genug für mich, und die Jhanas sind dann einfach ein zusätzliches Geschenk. Seid beim Meditieren leicht zufriedenzustellen. Das ist nicht Faulheit, ihr folgt darin einfach den Anleitungen des Metta-Sutta, von denen ich im vierten Kapitel gesprochen habe. Ihr entzieht dem Nörgel-Geist den Boden. Das schwächt zwei der wichtigsten Verunreinigungen, Ärger und Schuldgefühle, ganz beträchtlich und beschert euch ein Gefühl von zunehmender Freiheit.
Rechtes Denken, rechte Absicht
Da ihr einen Geist besitzt, habt ihr Gedanken. Rechtes Denken, darauf hat Ajahn Sumedho schon vor langer Zeit hingewiesen, bedeutet nur in der tiefen Meditation, dass man gar nicht denkt. Ansonsten besteht rechtes Denken in Gedanken des Verzichts, der Güte und Milde gegenüber allen Wesen einschließlich euch selbst. Selbst der Buddha hatte solche Gedanken. Wenn sich das Herz frei fühlt, dann weil ihr diese drei Arten des rechten Denkens geübt habt. Und da solche Gedanken Frieden und Stille nach sich ziehen, wisst ihr, dass sie aus Weisheit kommen.
Weisheit ist immer an der aus ihr folgenden Geistesverfassung zu erkennen – und eine aus Weisheit hervorgegangene gute Geistesverfassung erzeugt natürlich wieder mehr Weisheit. Was ich als Lehrer an Weisheit zu bieten habe, kommt aus einem stillen Geist. Stille erschließt euch die tieferen Dinge und die Fähigkeit, klar zu denken. Sie erweitert euer Wissen um den Weg zur Abkehr von der Welt der Sinne, zum Lassen von den Dingen, zu Nibbida , zur Stille, zu Upasama , zu Frieden und Freiheit. Dann wisst ihr: Dies ist der Dhamma , dies ist die Anleitung des Buddha.
Ruft euch beim Meditieren in Erinnerung, was Weisheit ist. Die Lehren des Buddha sind dazu da, euch im richtigen Fahrwasser zu halten und dafür zu sorgen, dass ihr unterscheidet, was Weisheit ist und was nicht. Wenn etwas Wohlbefinden, gelassene Ruhe, Glück, Frieden und Freiheit schafft, muss es wohl eine Weisheitspraxis sein. Kommt dagegen Negatives auf, seid ihr irgendwie abgewichen und es fehlt in eurer Praxis an Weisheit. Untersucht die Sache, findet heraus, welcher Weg der falsche ist, und schlagt ihn einfach nicht mehr ein, weicht der Schlange aus. Wenn ihr eben jetzt auf dem Holzweg seid, dann bleibt einfach geduldig und seid still – der richtige Weg wird sich schon wieder auftun. Versucht euren Geist nicht mit Übelnehmen, Krittelei, Gewissensbissen, Strafe und Angst zu erziehen, es gibt etwas weitaus Wirkungsvolleres: Güte, Freundlichkeit, Nachsicht und Friedensschluss mit dem Leben, kurz, den Dhamma des Buddha. Richtet euer Leben und eure Praxis danach ein, und die Reinheit des Herzens wird sich euch erschließen.
Das also ist der Weg. Es ist nicht gar so schwierig, ihm zu folgen. Ihr besitzt Intelligenz – benutzt sie. Ihr habt schon ein bisschen Achtsamkeit – macht sie stärker. Ihr habt natürliche Freundlichkeit in euch – baut sie aus. Wirklich, ihr habt alles, was man braucht, um diesen Weg zu gehen. Irgendwann werden sich große Weisheit und tiefes Verstehen einstellen. Tiefes Verstehen ist so, als hättet ihr große Höhen erklommen. Ihr seht mehr, ihr habt mehr Überblick und Klarheit als je zuvor. Und immer besser versteht ihr, was der Buddha lehrt.
9Die Seligkeit des Verschwindens
9 Die Seligkeit des Verschwindens
NOCH WÄHREND DER BUDDHA seine erste Lehrrede hielt, das Dhammacakkappavattana-Sutta (SN 56,11), wurde Anna Kondanna ein in den Strom Eingetretener. Dieses Sutta konzentriert
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