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Meditation

Meditation

Titel: Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ajahn Brahm
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gilt es außerdem zu bedenken, dass dieses Haften wie ein Seil ist. Am einen Ende hängt das, woran ihr haftet, am andere der Ursprung und Grund eures Haftens. In Gesprächen über das »Haften« sagen wir gern etwas vorschnell, dass wir an Essen, Sex, Kino oder Schlaf haften, denken aber nicht an das, was da haftet. Was befindet sich am diesseitigen Ende des Seils? Es ist eure Identifikation mit den Dingen. Das Problem ist das »Ich« da drinnen: Ich brauche Schlaf, ich muss Bücher lesen, ich muss Radio hören – ich brauche das. Wenn eure Meditation nicht tief ist, liegt es an diesem Ich, das an den fünf Arten von Sinnesbewusstsein festhält.
    Erfolg in der Meditation schafft man nicht einfach dadurch, dass man Stunde für Stunde den Atem betrachtet, sich ein stilles Plätzchen im Wald sucht, die Temperatur in seinem Zimmer richtig einstellt oder genau die richtige Anzahl Stunden schläft. Perfekte physischer Umstände genügen nicht, es gehört mehr dazu. Und dieses Mehr liegt in dem klaren Sehen, dass die fünf Arten von Sinnesbewusstsein nichts mit euch zu tun haben. Sie sind nicht eure Angelegenheit, und wenn ihr das erkennt, spielt ihr nicht mehr mit ihnen, sondern lasst sie einfach stehen und seht zu, wie sie vergehen. In ihrem Verblassen wird euch eine wichtige Einsicht zuteil: Das Glück des Jhana liegt darin, dass dieses ganze Leid, die fünf Sinne, verschwunden ist.
    Zuletzt das Geist-Bewusstsein
    Der nächste Schritt – und es ist ein Schritt, der vielen sehr schwer fällt – besteht darin, auch den Geist, Citta , als das zu sehen, was er ist. Ursache und Herkunft dieses sechsten Bewusstseins, des Geist-Bewusstseins, ist wie bei den übrigen fünf Arten von Sinnesbewusstsein Namarupa , Name-und-Form. Davon spricht Sariputta im Gleichnis von den beiden Schilfgräsern, die sich gegenseitig stützen (SN 12,67). Namarupa stellt den Gegenstand des Bewusstseins dar, denn das Bewusstsein ist sich der Gefühle und Wahrnehmungen und des Willens bewusst – das sind die universalen Inhalte der Erfahrung. Namarupa und das Bewusstsein stützen sich gegenseitig; nimmt man eins weg, hat das andere keine Stütze mehr und verschwindet ebenfalls. Bewusstsein kann nicht für sich allein bestehen, das heißt ohne Inhalte. Wenn Namarupa verschwindet, hört auch das Bewusstsein auf. Und genau das erlebt ihr in den tieferen Jhanas : Anteile des Geist-Bewusstseins verschwinden. Wenn euch das offenbar wird, besteht keine Gefahr, dass ihr im ersten Jhana stecken bleibt, einfach weil ihr jetzt wisst, dass sogar Geist-Bewusstsein nichts mit euch zu tun hat.
    Im Sammaditthi-Sutta (MN 9) sagt Sariputta über das Bewusstsein, es existiere in sechs Formen, habe eine Ursache und folglich ein Ende. Der Weg zum Aufhören des Bewusstseins sei der achtfache Pfad. Zum Ende des Leidens gehört demnach das Ende des Bewusstseins. Damit spricht Sariputta ganz direkt das aus, was der Dhamma eigentlich besagt. Das Gefühl in den Händen zu verlieren, wie es bei der Frau in einem meiner Retreats war, von der ich schon erzählt habe, das ist eine Sache; aber das Bewusstsein zu verlieren, das zielt wirklich auf des Pudels Kern. Und es ist tatsächlich, wie der Buddha sagte, unabdingbar für die Beendigung des Leidens. Da horcht man einmal richtig auf, nicht wahr? Da offenbart sich die ganze Tiefe dieser Lehre.
    Nicht nur das Bewusstsein endet, sondern natürlich auch das Fühlen und alle weiteren Glieder des bedingten Entstehens. Wenn ihr den achtfachen Pfad übt, sagt der Buddha, hören alle Gefühle auf, Schmerz, Lust und schließlich sogar das neutrale Empfinden, der Gleichmut. Damit ist klar, dass es im Buddhismus am Ende nicht um Gleichmut in immerwährender Glückseligkeit geht, sondern um volles Parinibbana . Das geht euch vielleicht ein bisschen weit, aber eigentlich verliert ihr damit gar nichts. Dieses Ich, das anscheinend verloren geht, gibt es nämlich gar nicht. Es zeigt sich jetzt, dass die ganze Ich-Illusion – dieses Ich als Besitzer der Gefühle, als Täter oder Macher, als Zentrum dieses Seins – einfach nur eine Verknüpfung von Ursachen und Wirkungen ist, ein Kausalzusammenhang. Im denkbar klarsten Geisteszustand erlebt ihr unmittelbar, dass hier drinnen niemand ist, kein Ich, und von hier an ist der Weg zum Nibbana ein zutiefst glückseliger.
    Das Problem des Leidens
    Das Ende des Bewusstseins – für die meisten Menschen klingt das nach spirituellem Selbstmord. Die Sache ist aber die: Solange das Bewusstsein nicht

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