Meditation
verfügst über meine Hofmusikanten und alles, was du möchtest. Nur dein Urteil kannst du nicht aufheben und nach sieben Tagen wirst du hingerichtet.«
Nach den sieben Tagen musste der Bruder vor ihn hintreten, der Scharfrichter wartete bereits. Asoka fragte seinen Bruder: »Ist es dir gut ergangen in dieser Woche?« Der erwiderte: »Wie hätte ich es mir gut gehen lassen können, wo ich doch wusste, dass ich in wenigen Tagen sterben werde? Nicht einmal schlafen konnte ich, von Vergnügen ganz zu schweigen.« Natürlich ließ Asoka seinen Bruder frei, aber vorher sorgte er noch dafür, dass er seine Lektion wirklich lernte. Er sagte: »Ob es sieben Tage, sieben Monate, sieben Jahre oder siebenundzwanzig Jahre sind – wie kannst du dich gedankenlos der Sinnenlust ergeben wollen, wenn dich doch der Tod erwartet?«
Das ist eine nachdrückliche Lehre für uns alle. Wir sind, wie es in den Suttas heißt, wie Kühe, die zum Schlachthaus geführt werden (Sn 580; AN 7,74), wir gehen auf unseren unausweichlichen Tod zu. Solche Gedanken sollten uns wirklich aufwecken.
Alter, Krankheit und Tod
Das Gesamtbild zu sehen und dadurch zu erkennen, was es mit dem Leben wirklich auf sich hat, das gehört zu den Dingen, die unsere Augen für den Dhamma öffnen können. Wenn man richtig hinschaut, entsteht ein Widerwille. Unlängst habe ich einen Bericht über den Aufstand in Birma 2007 gelesen. Da wurden Mönche vor einer Ziegelmauer aufgestellt, und dann kamen Soldaten, die ihnen die Köpfe mit aller Kraft an die Mauer schlugen. Sie erlitten Schädelbrüche, einige starben, vielleicht nach stundenlangen Qualen. So etwas mag uns sehr fern erscheinen, aber vor Gewalt ist niemand sicher. Es genügt, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Als junger Mönch war ich in der Provinz Ubon in Thailand, und gleich jenseits der Grenze zu Kambodscha lag die Armee der Kommunisten. Eines der thailändischen Klöster in Grenznähe wurde sogar beschossen. Ajahn Chah hatte vorgehabt, mich dorthin zu schicken, aber er änderte seinen Plan. Er dachte mit Schaudern an die Möglichkeit, dass ein westlicher Mönch womöglich von den Roten Khmer entführt oder getötet werden könnte. Es war durchaus denkbar, dass die kommunistischen Verbände nach Ubon eindringen würden – alles war möglich. Jedenfalls war der Tod damals eine reale Möglichkeit für mich. Ich wurde nachdrücklich an die Unsicherheit des Lebens erinnert.
Hier oder in eurer Heimat mag es solche Probleme nicht geben, aber denkt auch daran, dass es einfach in der Natur des Körpers liegt, krank zu werden. Du könntest Krebs haben, nur dass er noch nicht entdeckt worden ist. Wie würdest du solche Neuigkeiten aufnehmen? Wenn du jetzt nicht krank bist, irgendwann wirst du es sein – falls du es erlebst. Das sind die Realitäten, die ihr betrachten solltet.
Bei solchen Betrachtungen seht ihr die Begrenztheit, aber auch die Chancen des Lebens, eben das Gesamtbild. Wenn wir unsere Begrenztheit erkannt haben – Alter, Krankheit und Tod –, ist auch gleich klar, was zu tun ist. Die Begrenztheit lässt sich leicht erkennen, seht euch den Körper nur an. Er ist sehr verletzlich und bringt nie endenden Ärger mit sich, daran ist nichts zu ändern. Identifiziert euch also nicht mit ihm, verhätschelt ihn nicht, treibt nicht zu viel Aufwand mit ihm, sondern seht einfach zu, dass dies euer letzter Körper ist und ihr euch nicht noch einmal auf diesen Schlamassel einlasst. Die Chance dazu habt ihr.
Leider hält unsere Verblendung uns eher davon ab, diese Chance wirklich zu nutzen. Die meisten jungen Leute ergeben sich einfach dem Wahn und Rausch ihrer Jugend und Gesundheit. Wenn ihr gesund seid, haltet ihr das für normal. Seid ihr jung, bildet ihr euch ein, es werde immer so bleiben. Wenn ihr dann nicht ganz bewusst die wahre Natur des Körpers unter die Lupe nehmt, werdet ihr wohl vergessen, dass euer Handeln seine Folgen hat, und gebt euch mit lauter dummem Zeug ab. Die Freuden des Lebens sind eher am Anfang zu finden, und wer nicht aufpasst, bezahlt am Ende teuer dafür.
Außerdem wird alles Schöne – eine Blume, ein Körper, ein Kloster – irgendwann alt und grau und schließlich sogar schmutzig und abstoßend. An manchen Gebäuden des Klosters Bodhinyana sind schon Risse zu sehen. Das ist der Beginn des Welkens, des Verfalls, des Verschwindens. Und so sind alle Dinge. Eine Ehe mag lange halten, aber häufig bleiben die Partner nur aus Bequemlichkeit zusammen und von Lust ist
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