Meditation
Fällt der Groschen? Die Erfahrung wird nach und nach tiefer, ihr werdet stiller und immer mehr Dinge verblassen. Ihr seid auf dem Weg des Buddha, dem Weg, den der Tathagata ging. Je mehr Dinge verschwinden, desto klarer zeigt sich, dass sie euch sowieso nicht gehört haben. Dann sehr ihr: Das Wünschen ist die Ursache des Leidens, nicht der Ausweg; die Bemühungen, eure Welt zu beherrschen, sind die Ursache des Leidens und nicht die Lösung. Also gebt ihr die Kontrolle ab, das Ego verblasst, das Ich-Gefühl vergeht, alles wird still und ihr verschwindet. Endlich Frieden, welche Freude! Ihr habt Anatta verstanden.
Wenn wirklich verstanden ist, dass kein Ich existiert, bist du ein in den Strom Eingetretener, ein Ariya oder »Edler« auf dem Weg aus dem Samsara. Du siehst, dass niemand da ist, und wirst es nie wieder vergessen, und dieses Wissen teilt sich jetzt allen körperlichen und geistigen Prozessen mit. Du weißt, der Wille hat nichts mit dir zu tun, und das gilt auch für die fünf Arten von Sinnesbewusstsein und das GeistBewusstsein. Du hast kein Verlangen mehr, bewusst zu sein, um dies oder das zu erleben, um hierhin oder dorthin zu gehen.
Weshalb solltest du noch auf weitere Erfahrung aus sein? Du möchtest einen Wald sehen? Schau aus dem Fenster. Bäume sind einfach Bäume – mehr nicht. Neulich hat mir jemand ein altes Foto von ein paar Mädchen gezeigt, die mich seinerzeit sicher angemacht hätten. Jetzt sahen sie irgendwie doof aus, so läuft heute niemand mehr herum. Irgendwann in ferner Vergangenheit habe ich einmal ein Foto von der Hochzeit meiner Großeltern gesehen. Meine Großmutter war auf eine Weise aufgemacht, die man damals gewiss als sexy empfunden hat, aber heute würde man damit niemanden mehr antörnen. Das ist alles einfach Konditionierung und nichts, was wirklich so ist. Rennt nicht einfach dem nach, was andere sagen und tun. Verweigert euch. Macht euch selbst ein Bild – wer ihr seid und was Glück ist.
Der Buddha sagte: Was gewöhnliche Menschen als Glück ansehen, ist für die Edlen, die in den Strom Eingetretenen, Leid; und was die Edlen als Glück erkannt haben, gilt den gewöhnlichen Menschen als leidvoll (Sn 762). Frieden, Stille und Aufhören sind das Glück der Edlen. Nehmt das Klosterleben. Ihr steht früh auf, esst eine oder zwei Mahlzeiten pro Tag, kein Sex, kein Fernsehen, kein Kino. Wenn jemand fragt, wie man so leben kann, lautet die richtige Antwort: weil es das reine Glück ist. Tage, Wochen oder Monate allein in einer Hütte zu verbringen und mit niemandem zu sprechen, das würde manch einer als Einzelhaft bezeichnen. Aber was sie als Strafe ansehen, ist für den Ariya Glückseligkeit. Wenn ihr einmal mit den Augen des in den Strom Eingetretenen geschaut habt, seht ihr das Leben vollkommen anders, nämlich so, wie es der Buddha sah.
Wenn ihr einmal gesehen habt, dass ihr nirgendwo – in irgendeiner Bewusstseinsform oder sonst wo – einen Kern besitzt, bleibt nichts mehr, was ihr noch als ein Ich aufrechterhalten könntet. Ihr habt gesehen, dass alles Verlangen dem Ich-Gefühl entspringt, und so fällt es euch jetzt nicht mehr schwer, vom Wollen zu lassen. Ist es um das Wollen still geworden, stellt sich Frieden ein. Die dauerhafte Befriedung des Willens – Sabbasankharasamatha – ist eigentlich ein anderer Ausdruck für Nibbana . Wie der Buddha sagte, gibt es nur ganz wenige Menschen auf der Erde, die um die vollständige Befriedung des Willens wissen – dazu muss man ein in den Strom Eingetretener sein. Lebt zurückgezogen, sitzt und tut nichts, lasst alles Wünschen und seid in Frieden – dann seht ihr den Weg des verblassenden Bewusstseins. Da ihr euch im Glück eines verblassenden Bewusstseins sonnt, zieht ihr das Alleinsein vor. Im Alleinsein gibt es nicht viel zu wünschen, nicht viel, dessen man sich bewusst sein müsste. Man ist jemand mit wenig Wünschen, anspruchslos, man hinterlässt kaum eine Fußspur in der Welt. Das Begehren und Wünschen hinterlässt deutliche Spuren, das ist nicht eure Art zu gehen. Ihr lasst los, ihr verschwindet.
Irgendwann verschwindest du ganz. Wenn du ganz und gar und in allen Einzelheiten erfasst hast, dass du ein Prozess ohne Inhalt bist, legst du alles Haften am Willen und am Bewusstsein ab. Da ist nichts mehr, nichts, was wiedergeboren werden könnte. Die Saat der Wiedergeburt ist zerstört. Im Ratana-Sutta heißt es: »Die Saat ist zerstört, nichts Neues kann erschaffen werden« (Sn 235). Und das ist die Nibbana
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