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Meditation

Meditation

Titel: Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ajahn Brahm
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Wunden ins Feuer hält, weil ihm dann ein wenig leichter wird (MN 75). Natürlich verbrennt er sich, aber die Natur seiner Krankheit ist so, dass er das als angenehm empfindet. Sinnliche Lust ist nicht anders. Würden wir ihre wahre Natur erkennen, hätten wir nicht mehr viel mit ihr im Sinn.
    Ajahn Sumedo hat einmal die Geschichte eines Ehepaars erzählt, das in der Nähe des Klosters Chithurst in England lebte. Es sah aus wie die vollkommene Ehe. Sie hatten sich in jungen Jahren verliebt, und es hatte kaum je Streit gegeben. Dann bekam die Frau schwere Arthritis und hatte ständig starke Schmerzen. Sie wünschte sich nur noch loszulassen und zu sterben, aber ihr Mann sagte, er könne ohne sie nicht leben. Da musste sich also einer quälen, weil der andere nicht loslassen konnte. Das frühere Glück dieser Beziehung war wie eine Schuldenlast, die jetzt abbezahlt werden musste.
    So sagte es der Buddha auch: Sinnliches Verlangen ist so, als würde man ein Darlehen aufnehmen (MN 39). Was man hier an Lust »abhebt«, zahlt man in der Münze von Enttäuschung, Überdruss und Leid zurück. Man sieht das schon bei Verliebten. Wird jemand zurückgewiesen, schon ist das Herz gebrochen, man ist wie vernichtet, am liebsten wäre man tot. Man mag wohl Glück erleben, wenn man sich verliebt, aber später muss man dafür bezahlen.
    Sagt euch also, wie es im Motto zu diesem Kapitel heißt: »Ich werde von allem gerissen und getrennt, was mir lieb und teuer ist«, und ihr werdet nach und nach das Interesse an sinnlicher Lust und am Körper verlieren. Seht sie euch genau an, dann geht euch auf, dass einfach nichts dafür spricht, sein Glück in diesen Dingen zu suchen. Dann nehmt ihr euch vor, vom Körper frei zu werden und dafür zu sorgen, dass ihr nie wieder einen neuen bekommt. Ihr wisst: Es ist entscheidend wichtig, das Haften am Körper zu verstehen – und es aufzugeben.
    Betrachtungen über den Körper
    Um das Haften am Körper zu überwinden, dienen uns Übungen wie die Betrachtung der einunddreißig Körperbestandteile. In Thailand sind Autopsien öffentlich, man kann hingehen und sie sich ansehen. Ich habe viele Autopsien gesehen, manche waren ziemlich krass, aber am meisten hat mich die Autopsie eines jungen Mannes in meinem Alter erschüttert. Wegen der Altersgleichheit habe ich mich unwillkürlich mit seinem Körper identifiziert. Was ich zu sehen bekam, war unbeschreiblich widerwärtig, und ich zog auch die Verbindung zu meinem Körper, der wohl genauso sein musste. Die Botschaft war deutlich: Es hat keinen Wert, am Körper zu haften.
    Solch ein Anblick macht einem ganz klar, dass der Körper altert, krank wird und stirbt, das ist nun einmal seine Natur. Wenn das tief genug eingedrungen ist, habt ihr ein Bild von einigen der größten Leiden der Menschheit. Auch der Buddha wurde ja durch die Konfrontation mit Alter, Krankheit und Tod zum Mönch und machte sich dann auf, um Befreiung davon zu finden (MN 26). Er erkannte, dass Alter, Krankheit und Tod eigentlich Folter sind, und das gab ihm den Antrieb, einen Ausweg zu finden.
    Wenn ihr euren Körper so betrachtet, kommt ein Widerwille auf, und das Haften an ihm, diese ganze Überfürsorglichkeit und Körperverliebtheit endet. Schwindet die Vernarrtheit in den eigenen Körper, bringt man sie auch für die Körper anderer nicht mehr auf. Du siehst ein hübsches Mädchen und weißt sofort, es ist einfach ein Körper mit Herz, Lunge und so weiter, wie deiner. Das dämpft dann gleich die Sinne, und sinnliches Verlangen kommt gar nicht erst auf.
    Mit solchen Gedanken kann man auch dem Übelwollen begegnen. Ihr regt euch nicht so leicht über jemanden auf, der Krebs hat; ihr empfindet eine natürliche Sympathie für jemanden, der Schmerzen hat und leidet und dem Tod entgegensieht. Solche Empfindungen könnt ihr auf jedermann ausdehnen, schließlich gehen wir alle dem Tod entgegen. Denkt bei allem, was die Leute zu euch sagen oder euch antun, einfach daran, dass sie Sterbende sind. Seht andere Leute so, und das Hindernis des Übelwollens taucht gar nicht erst auf. Wenn Begierde und Übelwollen nicht auftreten und ihr euch nicht mehr mit dem Körper abgebt, könnt ihr euch in aller Ruhe hinsetzen, die Augen schließen und das Reich des Geistes betreten.
    Freiheit vom Körper
    Eure Körperbetrachtung dient dem Zweck, die wahre Natur des Körpers zu erkennen und Nibbida aufkommen zu lassen, bis ihr euch schließlich von ihm lösen könnt. Wenn die Hände verschwinden, denkt ihr:

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