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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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weiter.«
    »Aber, aber, Dr. Peters.« Seine Stimme klang warm und beruhigend. Er senkte die Waffe. »Das mit Ihrem Begleiter tut mir Leid. Es war ein Unfall, das müssen Sie mir glauben. Ich sah sein Messer und musste mich verteidigen. Aber das hat nichts mit uns zu tun.«
    »Halten Sie den Mund, Sie Teufel, und lassen Sie uns in Ruhe«, wimmerte sie. »Lassen Sie uns doch einfach in Ruhe.«
    »Das kann ich unglücklicherweise nicht tun. Nicht, ehe Sie mir den Stein gegeben haben. Sehen Sie, er ist für mich und meine Auftraggeber sehr wertvoll, das werden Sie verstehen. Sie wissen ja selbst, was es mit ihm auf sich hat. Ihre Kollegen …«, und damit wies er hinter sich, »… sind übrigens ganz meiner Meinung. Das sollte Ihnen doch Grund genug sein, mir zu vertrauen.«
    Auf einen Wink hin trat Irene vor. Hinter ihr erkannte Chris Malcolm und Patrick, auf deren Gesichtern sich vollkommene Teilnahmslosigkeit abzeichnete. Sie wirkten, als hätten sie überhaupt nicht begriffen, welche Tragödie sich vor ihren Augen abspielte. Vielleicht war es diese Teilnahmslosigkeit, die Chris veranlasste, sich mit gesteigerter Intensität seiner Aufgabe zuzuwenden. Er stand kurz davor, den fünften und letzten Ton zu finden.
    »Ich werde Ihnen niemals vertrauen«, fauchte Hannah. »Wenn Sie den Stein haben, werden Sie uns töten, so, wie Sie alle anderen im Lager getötet haben. Glauben Sie, wir wüssten nicht, dass Hassads Rebellen unter Ihrem Befehl gehandelt haben, als sie das Massaker anrichteten?«
    Chris bemerkte ein Flackern in Durands Augen, aber Hannah fuhr fort: »Ja, es erstaunt Sie, dass ich das weiß, nicht wahr. Aber wir sind nicht so naiv, wie Sie glauben. Ihr teurer Informant Albert Beck war sehr gesprächig, ehe er starb. Der ganze Überfall war Ihr Werk, und jetzt wollen Sie uns auch noch auslöschen.«
    Dann wandte sie sich an Irene, Malcolm und Patrick, die unsicher zwischen Hannah und Durand hin und her blickten.
    »Und euch vertraue ich auch nicht mehr. Ihr seid so süchtig nach dem Stein, dass ihr jede Lüge glaubt. Ihr würdet jeden verraten, nur um den Stein wieder in eure Finger zu bekommen. Nein, es ist zu spät. So wahr ich hier stehe, niemand soll ihn bekommen. Jetzt, Chris!«
    Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden richtete sich plötzlich auf Chris. In Durands Augen schimmerte ein Funke. Er hatte begriffen. Seine Waffe zuckte nach oben, doch es war bereits zu spät. Der fünfte und letzte Ton erfüllte die Kammer mit seinem Klang. Ein machtvolles Rumpeln ließ den ganzen Raum vibrieren. Der Oberst schwankte und drückte den Abzug, doch sein Schuss verfehlte Chris um mehrere Zentimeter. Und dann geschah es.
    Chris hatte gerade noch genug Zeit, Hannah zu packen und sich mit aller Kraft an die Medusa zu klammern. Dann schwang die Pforte an der Decke nach unten, und ein gewaltiger Strom dunkelgrünen Wassers ergoss sich wie eine biblische Flut in die Höhle.

24
    François Philippe Durand, Befehlshaber der Nordlegion des Niger, Sieger in zahllosen Kämpfen und ausgezeichnet mit den höchsten Orden, die die Fremdenlegion zu vergeben hatte, verspürte zum ersten Mal in seinem Leben echte Furcht. Mit schreckgeweiteten Augen sah er, wie sich die Decke der Höhle öffnete und eine Wand aus Wasser auf ihn niederstürzte. Die Flutwelle riss ihn unbarmherzig mit, und pechschwarze Nacht umgab ihn, als er in die Tiefen des Berges gespült wurde. In blinder Verzweiflung streckte er Arme und Hände nach einem Halt aus, doch vergebens. Übermenschliche Kräfte zogen und zerrten seinen Leib in die Tiefe, unablässig tobte und gurgelte das Inferno um ihn herum. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis er schließlich einen Felsvorsprung zu fassen bekam, an dem er sich mit letzter Kraft festklammerte. Sein Schädel pochte und drohte zu zerplatzen. Sein unbedingter Wille, diese Sintflut zu überleben, drohte ihn zu verlassen, als unerwartet das Ende kam. Mit einem Mal versiegte der Strom, rauschte in die Tiefen der Unterwelt. Durand stürzte zu Boden, keuchend und zitternd. Mit seinem Gesicht im Dreck liegend, wurde er nur noch von dem einzigen Wunsch beseelt, diesem apokalyptischen Schauspiel zu entkommen.
    Doch schon nach wenigen Sekunden setzte sein Verstand wieder ein, und seine militärische Disziplin meldete sich zurück.
    Wie ein Automat richtete er sich auf und begann seinen Körper zu untersuchen. Systematisch, Stück für Stück, von oben bis unten. Das Ergebnis war ernüchternd. Unzählige Hautabschürfungen und

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