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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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heilig ist und es einem Frevel gleichkäme, es zu brechen.«
    »Genau. Wenn er sie aufnimmt, ist er aufgrund seines Glaubens verpflichtet, sie mit seinem Leben zu verteidigen. Und was Kore betrifft, so könnte das eine haarige Angelegenheit werden.« Er betrachtete sie mit einem wohlwollenden Blick.
    »Danke, dass Sie mir geholfen haben.«
    »Sie haben mir geraten, auf mein Gefühl zu hören, und das habe ich getan. Ich hoffe, dass ich keinen Fehler begangen habe.«
    »Das garantiere ich Ihnen. Werden Sie mir auch weiterhin helfen?«
    »Das hängt davon ab, was Sie tun werden, wenn wir den Stein haben.«
    Durand verschränkte die Arme vor der Brust und strich sich mit einer Hand über sein stoppelbärtiges Kinn.
    »Der Mann, der mich um diesen Gefallen gebeten hat, ein ehemaliger Kamerad, arbeitet für ein japanisches Konsortium, dem sehr daran gelegen ist, den Stein in die Finger zu bekommen.« Er legte sein charmantestes Lächeln auf, wohl wissend, dass Irene sein Vorschlag gefallen würde. »Er erwartet, dass ich diesen Job aus reiner Kameradschaft für ihn erledige, aber ich nehme an, dass er mich betrügen wollte. Ich werde verlangen, dass Sie als Eigentümerin des Steins eingetragen werden und die alleinigen Rechte daran besitzen. Sie werden ihn natürlich nicht behalten können, dafür ist er zu wertvoll, aber immerhin werden Sie dabei sein, wenn man ihm seine Geheimnisse entlockt – und nebenher werden Sie ein Vermögen verdienen.«
    »Und was hätten Sie davon? Wollen Sie denn nichts von dem Geld?«
    Durand schüttelte den Kopf. »Sie schätzen mich falsch ein, sonst wüssten Sie, dass ich mir nichts aus Geld mache. Alles, was ich brauche, ist das hier.« Er deutete auf das umliegende Fort. »Hier kann ich nach Gutdünken schalten und walten, ohne dass mir jemand Vorschriften macht. Zugegeben, die Nächte sind manchmal etwas einsam, aber das ließe sich vielleicht ändern. Möchten Sie sich noch einen zweiten Vorschlag anhören?«
    Irene hatte bei seiner letzten Bemerkung spöttisch eine Augenbraue gehoben. »Großer Gott, Durand, Sie wollen mir doch nicht etwa einen Heiratsantrag machen.«
    Er lachte. »Nein, da können Sie ganz beruhigt sein. Jedenfalls jetzt noch nicht«, fügte er mit einem charmanten Lächeln hinzu. »Nein, was ich Ihnen vorschlagen möchte, ist Folgendes. Auch ohne den Stein ist das, was Sie dort unten entdeckt haben, eine Sensation. Der Tempel, die Statuen und die gesamte Anlage werden in den kommenden Jahren Heerscharen von Wissenschaftlern anlocken. Die Bilder werden um die ganze Welt gehen und ein ungeahntes Interesse für die Sahara und ihre archäologischen Schätze auslösen. Wollen Sie nicht diejenige sein, die diese Bilder verkauft? Exklusiv, versteht sich. Der Gouverneur in Agadez, Ben Jamar, ist ein guter Freund von mir. Wir kennen uns schon seit vielen Jahren. Er vertraut mir und wird sich meiner Empfehlung anschließen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die National Geographic Society die Finger nach den Exklusivrechten lecken würde. Das würde bedeuten, dass Sie für eine längere Zeit hier arbeiten könnten. Lang genug, um sich näher kennen zu lernen. Was halten Sie davon?«
    Irenes Puls hatte sich in den letzten Minuten merklich beschleunigt. Bei seiner letzten Bemerkung stahl sich sogar ein Lächeln auf ihr Gesicht.
    »Philippe Durand, Sie sind ein alter Fuchs, das muss ich Ihnen lassen. Mögen Ihre Worte auch von Raffinesse und Durchtriebenheit zeugen, sie haben auf jeden Fall Überzeugungskraft. Wann brechen wir auf?«
    »Wenn Sie möchten, morgen früh. Nur wir beide. Es hat keinen Sinn, wenn zu viele von dieser Sache wissen. Ich werde die Führung des Lagers einstweilen in die Hände meines Ersten Offiziers legen. Was halten Sie davon, wenn wir einen von Ihren Hummer-Wagons nehmen? Die machen den Eindruck, als könnten sie dem Sturm widerstehen.«
    »Einverstanden«, murmelte Irene. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern auf das Abendessen verzichten und mich hinlegen.«
    »Wohl das Beste, was wir tun können«, entgegnete Durand.
    »Wir haben eine anstrengende Reise vor uns. Bonne nuit. « Er ging zur Tür und hatte sie schon einen Spaltbreit geöffnet, als Irene sich räusperte.
    »Monsieur Durand?«
    »Ja?« Er spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. »Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    »Ich hätte heute Nacht gern Gesellschaft.«
    Er blieb noch eine Sekunde lang stehen, dann ließ er die Tür wieder ins Schloss fallen.

27
    Chris

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