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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Ihre Freunde …«, wiederholte er sich.
    »Nicht alle waren meine Freunde«, unterbrach sie ihn. »Einige waren nur gute Kollegen, aber ich habe seit mehreren Jahren mit ihnen zusammengearbeitet. Wir waren gemeinsam in der Wüste Gobi, im Kongo und in den Anden. So etwas schweißt zusammen. Es tut weh, dass sie nicht mehr am Leben sind.«
    Durand senkte die Stimme. »Es gab nichts, was Sie für ihre Rettung hätten tun können. Glauben Sie mir: Hätte ich gewusst, was Carter vorhat, ich hätte sofort geschossen. Aber dass er eine urzeitliche Falltür öffnen würde, damit konnte niemand rechnen.«
    »Carter.« Irene sprach den Namen aus, als wäre er bitter wie Galle. »Er hat uns nur Unglück gebracht. Wussten Sie, dass er für Norman Stromberg, den Multimilliardär, gearbeitet hat?«
    Durand hätte es vorgezogen, jetzt nicht lügen zu müssen, aber in diesem Fall war es unumgänglich. Er schüttelte den Kopf mit gespieltem Erstaunen.
    »Es ging ihm nur um den Stein, und dafür hätte er uns alle verkauft«, fuhr Irene fort. »Und diese Schlampe Peters hilft ihm auch noch dabei. Wahrscheinlich haben die beiden schon von Anfang an unter einer Decke gesteckt. Und jetzt sind sie mit dem Stein auf und davon. Ich hasse sie!«
    In diesem Augenblick wurde Oberst Durand bewusst, dass Irene offensichtlich keine Ahnung hatte, was wirklich hinter den Kulissen gespielt wurde. Sie schien weder zu wissen, dass er über das doppelte Spiel Carters genau informiert war, noch zu ahnen, dass Albert Beck ebenfalls ein falsches Spiel gespielt hatte. Offensichtlich war ihr das ganze Ausmaß des Komplotts nicht klar. Das war ein überaus glücklicher Umstand, den er nutzen musste.
    »Kommen Sie«, forderte er sie auf, »ich muss Ihnen etwas zeigen.«
    Er nahm sie sanft beim Arm und führte sie zu einem Tisch, auf dem eine genaue Übersichtskarte des Aïr sowie der umliegenden Regionen lag.
    »Sehen Sie, hier ist eine der genauesten Karten dieser Region. Ich habe selbst daran mitgewirkt«, fügte er ohne Bescheidenheit hinzu. »Sehen Sie sie sich in Ruhe an. Vielleicht kommen Ihnen einige der darauf verzeichneten Orte bekannt vor.«
    Der Oberst fegte den Staub von der sonnengebleichten Karte und stellte eine frische Tasse Tee darauf. Irene beugte sich über den Tisch. Ihr Blick glitt über die feinen Höhenmarkierungen und die markanten Bruchlinien, ohne dass sie sich jedoch anmerken ließ, für welche Region sie sich besonders interessierte. Wenn sie wirklich eine Ahnung hatte, wohin Peters und Carter zu fliehen versuchten, dann wusste sie ihr Wissen geschickt zu verbergen.
    »Mögen Sie Ihren Tee nicht?«, fragte er in der Hoffnung, sie möge ihr Geheimnis durch eine unbedachte Bewegung oder ein falsches Wort verraten. Doch da sah er sich getäuscht. Sie schüttelte nur den Kopf und starrte unverwandt auf das Blatt.
    »Wie kommt es nur, dass Ihre Karten die Umgebung so viel besser wiedergeben als unsere hochmodernen Satellitenaufnahmen?«
    »Oh, das ist leicht zu erklären.« Durand bemerkte erfreut, dass sie an einem Gespräch interessiert zu sein schien, und sei es nur über die Qualität topografischer Karten. Er deutete auf das Tal, in dem sie den Zugang zu der Kaverne gefunden hatten. »Sehen Sie sich diese Stelle einmal genau an, und vergleichen Sie sie mit dem dazugehörigen Satellitenbild. Obwohl es viel detaillierter ist als diese Armeekarte, ist es schwieriger, sich einen Eindruck von der wirklichen Beschaffenheit des Geländes zu machen. Warum? Nun, das liegt in erster Linie daran, dass ein Foto zu viele Informationen enthält. Unwichtiges wird mit der gleichen Präzision dargestellt wie Wichtiges. Es findet keine Selektion statt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Er rückte ein Stück näher an sie heran. Sie schien sich von seiner Nähe nicht gestört zu fühlen und nickte. »Sie meinen, handgefertigte Karten werden von ihren Zeichnern nach Informationen höherer und niederer Priorität gegliedert?«
    »In der Tat, diese Art von Karten enthält nur Informationen, die für Menschen interessant sind. Dadurch werden sie übersichtlicher und anwendungsfreundlicher. Adler oder Geier mögen sich für die Satellitenaufnahme entscheiden, wir halten es lieber mit den guten alten Armeekarten.«
    Ein trauriger Witz, dachte er bei sich. Sie lachte auch nicht. Trotzdem, er musste jetzt das Gespräch weiterführen, durfte es nicht abreißen lassen. »Ein zweiter wichtiger Aspekt ist, dass Sie auf Fotografien immer den störenden

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