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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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die Fakten, die Naumann ihm über die Expedition der Amerikaner mitteilte. Er schien alles darüber zu wissen. Kosten, Dauer, sogar das Missionsziel war ihm bekannt. Durand fluchte. Zu glauben, die Gruppe suche lediglich nach Felszeichnungen, war wirklich naiv gewesen. Er hätte schon damals auf sein Gefühl hören und sich besser informieren sollen. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er las, was das eigentliche Ziel dieser Mission war. Unvorstellbar, dass sich so etwas Wertvolles in diesem entlegenen Landstrich befinden sollte. Die Japaner, für die Naumann arbeitete, allen voran ein mächtiges Firmenkonsortium, schienen alles daranzusetzen, den Fund in ihre Finger zu bekommen. Sie hatten eigens zu diesem Zweck einen Maulwurf in die Gruppe geschleust, eine Person, die bereits seit mehreren Jahren verdeckt für sie arbeitete. Doch jetzt, wo das Team im Begriff war, die Mission zu erfüllen, schienen sich die Japaner nicht mehr ausschließlich auf diesen einen Trumpf verlassen zu wollen. Sie wollten sichergehen, dass alles in ihrem Sinne vonstatten ging.
    Durand schüttelte den Kopf. Was Naumann da von ihm verlangte, war ungeheuerlich. Nicht die astronomische Summe, die hier genannt wurde, sondern allein die Tatsache, dass es ein guter Freund war, der ihn hier um Hilfe bat, bewahrte ihn vor unkontrolliertem Zorn. Einmal Légion , immer Légion hieß es, und daran gab es nichts zu rütteln.
    Oberst Durand atmete tief durch, dann stand er auf und verbrannte das Fax.

11
    Drei Tage waren seit dem feuchtfröhlichen Abend und seinem dramatischen Höhepunkt vergangen. Für Hannah war es eine furchtbare Zeit gewesen. Das Team war systematisch umhergezogen und hatte alle Verstecke und Schlupfwinkel nach Hinweisen auf die Medusa abgesucht. Von Nord nach Süd, von Ost nach West. Sie hatten praktisch jeden Stein in dieser Gegend umgedreht. Alles Fehlanzeige. Hier gab es keine Medusen. Hier gab es nicht einmal normale Felsbilder. Das Gebiet war tot, wie man im Jargon der Paläoanthropologen zu sagen pflegte. Oberst Durand hatte Recht gehabt; wäre hier etwas gewesen, hätte man es schon vor langer Zeit entdeckt.
    Was Patrick betraf, so war er am Morgen nach der Hypnose erwacht, ohne sich an irgendetwas erinnern zu können. Zum Glück schien er keinerlei psychische Schäden davongetragen zu haben und war guter Dinge. Trotzdem steckte allen der Schrecken des Abends noch in den Knochen.
    Die Expeditionsteilnehmer begannen, überall schlechte Vorzeichen zu entdecken, allen voran Malcolm Neadry, der Hannah persönlich für die gescheiterte Hypnose verantwortlich machte. Obwohl sie ihm wieder und wieder beteuert hatte, dass sie sich beim besten Willen nicht erklären konnte, was an jenem Abend geschehen war, ließ er sich nicht umstimmen.
    Für ihn war sie die Schuldige, und jetzt, nach drei ergebnislosen Tagen, ließ er keinen Zweifel daran, dass er sie auch als Wissenschaftlerin für einen Versager hielt. Irene und er hatten sich sogar schon für einige Stunden zurückgezogen und beratschlagt, ob es nicht sinnvoller sei, zu dem Felsentümpel zurückzukehren und dort weiterzusuchen. Nur durch Zureden aller Beteiligten war es gelungen, die beiden umzustimmen. In dieser Atmosphäre negativer Energien hatte Hannah beschlossen, dass es das Beste wäre, sich eine Weile aus dem Schussfeld zu begeben. Sie hatte auf den Satellitenbildern ein Gebiet entdeckt, das viel versprechend aussah, und beschlossen, die Gegend zu erkunden. Chris’ Bitte, ihn mitzunehmen, hatte sie abgelehnt, da sie den Gerüchten, die im Lager kursierten, keine Nahrung geben wollte. Abdu wollte sie ebenfalls nicht dabeihaben, denn sie spürte, dass sie sich in seinen Augen wie ein Idiot verhalten hatte.
    Der Schweiß rann ihr in Bächen den Rücken hinunter, während sie Zug um Zug den lackschwarzen Fels erklomm. Jeder Griff schnitt ihr in die Finger. Aber sie hatte nicht vor, sich deshalb von ihrem Ziel abbringen zu lassen. Das markierte Gebiet befand sich in nordwestlicher Richtung, etwa drei Kilometer Luftlinie von ihrem Lager entfernt. Sollte sich der Ort wieder als Fehlschlag erweisen, würden sie sich alle schon bald wieder auf dem Rückweg befinden. Es handelte sich um eine enge Schlucht, die schwer zu erreichen war. Doch ihr machte das nichts aus, im Gegenteil. Erstens war sie es gewohnt, ohne Begleitung zu klettern, zweitens war die Stimmung im Lager so mies, dass sie gern eine Weile ihrer eigenen Wege ging.
    Sie hatte ungefähr die Hälfte des

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