Meer der Liebe
überzeugen. Intuition und Gefühl sagten ihr, dass Catch wichtig war. Viel wichtiger, als ein Fremder einer vernünftigen Frau sein dürfte.
Und ich bin eine vernünftige Frau, ermahnte sie sich.
Megan holte tief Luft und trat an das Waschbecken, um sich den Ton von den Händen zu waschen.
Sie musste sich konzentrieren. Pop brauchte jemanden, der darauf achtete, dass die Rechnungen bezahlt wurden.
Ein Lächeln zog auf ihr Gesicht, während sie sich die Hände abtrocknete. Eigentlich war sie für ihren GroÃvater ebenso Retter und Beschützer, wie er es für sie war.
Zu Anfang war sie noch zu jung und völlig von ihm abhängig gewesen. Dann, als sie älter wurde, hatte sie die Pflichten übernommen, die Pop schon immer nur äuÃerst ungern erledigt hatte. Die Buchhaltung, die Termine mit der Bank, das Bezahlen der Rechnungen â¦
Oft hatte Megan ihre eigenen Wünsche zurückgestellt, um das zu erledigen, was sie als ihre Pflicht gegenüber dem GroÃvater betrachtete. Sie hatte sich mit trockenen Zahlen beschäftigt und gleichzeitig in der Welt ihrer Kunst gelebt.
Häufig fühlte sie sich, als würde sie zwischen zwei Stühlen sitzen. Sie hatte also genug, mit dem sie fertig werden musste, ohne auch noch an David Catcherton zu denken.
Megan hatte nicht die geringste Ahnung, wie es diesem Fremden gelungen war, ihre sorgfältig im Gleichgewicht gehaltene Welt so durcheinanderzubringen.
Doch anstatt sich darüber den Kopf zu zerbrechen, sollte sie lieber die Büste vollenden. Vielleicht bot ihr die Arbeit daran ja das perfekte Ventil für ihre Frustration.
Die nächste Stunde verging wie im Flug. Megan vergaà das Bild, wie ihr GroÃvater im Morgengrauen mit Catch zusammen zum Fischen losgezogen war. Sie dachte auch nicht mehr an das anziehende Lachen, das sie gehört hatte, als sie um halb sechs zu ihrem Fenster hinausgelugt hatte und dann wieder müde ins Bett gefallen war, nur um keinen Schlaf mehr zu finden.
Die Tonbüste nahm immer mehr Catchs Züge an, als Megan einen Wagen drauÃen vorfahren hörte. Und dann erklang auch schon Catchs charakteristisches Lachen, gefolgt von der rauen Stimme ihres GroÃvaters.
Da ihr Atelier über der Garage lag, hatte Megan freie Sicht auf die Auffahrt und das Haus.
Sie beobachtete, wie Catch die groÃe Kühltasche von der Ladefläche des Pick-ups hob und etwas zu Pop sagte, der daraufhin die weiÃe Mähne schüttelte und Catch lachend auf die Schulter klopfte.
Der Anblick wurmte Megan maÃlos. Die beiden schienen sich ja prächtig zu verstehen!
Sie sah weiter zu, wie die Männer die Angelausrüstung abluden. Catch war genauso lässig gekleidet wie auch schon am Tag zuvor. Auf dem hellblauen T-Shirt, das er trug, stand ein Namenszug aufgedruckt, doch die Buchstaben waren zu verwaschen, um sie aus dieser Entfernung entziffern zu können. Zudem trug er Pops Angelhut, was Megan noch mehr aufstieÃ.
Allerdings gestand sie sich unwillig ein, dass die beiden ein gutes Bild zusammen abgaben. Natürlich waren die Unterschiede in Alter und Körperbau offensichtlich, aber ihrer beider Aussehen zeugte von enormer Männlichkeit.
Megan verglich die Ãhnlichkeiten und Unterschiede und war so vertieft in ihre Betrachtungen, dass sie auch dann noch weiter konzentriert nach unten schaute, als Catch den Kopf hob und zu ihr hinaufblickte.
Lächelnd schob er sich den Hut in den Nacken. Das Fenster zu Megans Atelier war groà und tief eingesetzt. Man konnte Megans Knie sehen, was den Eindruck erweckte, als stünde sie in einem Bilderrahmen.
Wie immer, wenn sie arbeitete, trug sie ein altes Hemd von Pop als Kittel und hatte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Es lieà sie jünger erscheinen und ihre Augen noch gröÃer wirken.
Ihre Blicke trafen sich. Einen Sekundenbruchteil lang glaubte Megan etwas in Catchs Augen zu sehen, das sie auch gestern Abend im Mondlicht erkannt zu haben glaubte. Ein Prickeln fuhr ihr über die Haut.
Doch dann wurde Catchs Grinsen wieder arrogant, und seine Augen lachten.
»Komm runter, Meg.« Er winkte ihr zu. »Wir haben dir etwas mitgebracht.« Mit der Kühlbox ging er auf das Haus zu.
»Ich hätte aber lieber Smaragde«, rief sie ihm zu.
»Beim nächsten Mal«, versprach er leichthin und verschwand in der Tür.
Megan fand Catch in der Küche am Spülbecken, wo er gerade
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