Meer der Liebe
nachdenklich betrachtete, meldeten sich erste Zweifel in Megan. Seine Augen blickten durchdringend, und sein Mund war streng zusammengepresst.
»Ist das deine Arbeit?«
Weil das Schweigen sich so lange ausgedehnt hatte, zuckte Megan bei seinen Worten zusammen. »Ja â¦Â«
Während sie noch überlegte, was sie sagen sollte, wanderte Catch wieder energisch durch den Raum, nahm eine Statuette hier auf, blieb vor einer Büste dort stehen, betrachtete jedes einzelne Werk genau, ohne einen Ton von sich zu geben.
Je länger die Stille dauerte, desto nervöser wurde Megan. Wenn er doch nur etwas sagen würde, dachte sie. Unruhig nahm sie den Kittel auf und faltete ihn fahrig zusammen.
»Was tust du nur hier?«
Mit weit aufgerissenen Augen wirbelte sie herum. Wenn sie eine Reaktion nicht erwartet hatte, dann war es Ãrger. Aber Ãrger stand deutlich in seinem Gesicht zu lesen, funkelte in seinen Augen.
Aufgeregt wrang sie den Kittel. »Ich weià nicht, was du meinst.«
»Warum versteckst du dich hier? Wovor fürchtest du dich?«
Verwirrt schüttelte sie den Kopf. »Ich verstecke mich nicht, Catch. Du redest Unsinn.«
»Ich rede Unsinn?«, wiederholte er fassungslos und eilte mit Riesenschritten auf sie zu, fing sich und begann im Zimmer auf und ab zu marschieren.
»Macht es etwa Sinn, solche Werke zu schaffen und sie dann in einem Raum über einer Garage einzuschlieÃen?« Er hob die Skulptur eines Paares in enger Umarmung aus Seifenstein hoch. »Wenn man ein solches Talent geschenkt bekommt, hat man auch eine Verpflichtung. Was gedenkst du zu tun? Deine Arbeiten hier zu stapeln, bis es keinen Platz mehr gibt?«
Sie wusste nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Unsicher sah sie sich um. »Nein, ich ⦠manchmal bringe ich das eine oder andere Stück zu einer Galerie im Zentrum. Sie verkaufen sich recht gut, vor allem in der Hauptsaison, und â¦Â«
Catch fluchte so laut, dass sie abbrach. War dieser wütende Mann derselbe, der vor Kurzem noch in der Küche friedfertig Forellen gebraten hatte?
»Ich verstehe nicht, warum du so aufgebracht bist.« Verärgert über sich selbst, weil sie noch immer nervös den Kittel knetete, schleuderte sie ihn zu Boden.
»Verschwendung.« Er stellte die Statue zurück ins Regal. »Eine solche Verschwendung macht mich wütend.« Er kam zu ihr und packte sie bei den Schultern. »Wieso hast du nicht mehr mit deinen Arbeiten gemacht?«
Seine Augen drangen in ihre, lieÃen kein Ausweichen zu, verlangten nach Antwort.
»So einfach ist das nicht«, begann sie. »Ich habe andere Pflichten zu erledigen.«
»Du hast vor allem eine Pflicht dir selbst und deinem Talent gegenüber.«
»Bei dir hört sich das an, als hätte ich etwas schrecklich Falsches getan.«
Verwirrt suchte sie in seinem Gesicht nach seinen wahren Gefühlsregungen. »Ich tue, was ich kann. Ich begreife deine Wut nicht. Ich muss mich um den Park kümmern, um die geschäftliche Seite. Das ist meine Realität.«
Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich kann ja schlecht meine Arbeiten mit der Schubkarre zur nächsten groÃen Galerie transportieren.«
»Das wäre auf jeden Fall besser, als sie hier zu horten.«
Abrupt lieà er sie los und begann wieder auf und ab zu marschieren.
Er war offenbar doch erregbarer, als sie anfangs gedacht hatte. Unwillkürlich sah sie zu der unfertigen Büste hin, die mit einem feuchten Handtuch abgedeckt war. Neue Inspirationen strömten auf sie ein, und es juckte sie in den Fingern, sich sofort an die Arbeit zu machen.
»Wann warst du das letzte Mal in New York? In Chicago? In Los Angeles?«
»Wir können nicht alle Weltenbummler sein. Manche werden zu anderen Dingen geboren.«
Er nahm das Mädchen mit der Sandburg in die Hand, dann das Paar aus Seifenstein. »Ich will diese beiden Statuen. Verkaufst du sie mir?«
Es waren ihre gelungensten Werke, wenn auch mit völlig entgegengesetzten Themen.
»Ich ⦠ich ⦠Wenn du sie haben willst.«
»Ich gebe dir fünfhundert Dollar.«
Megan riss die Augen auf.
»Pro Stück.«
»Nein, so viel sind sie nicht wert â¦Â«
»Sie sind sehr viel mehr wert, wie ich vermute. Hast du eine Kiste, in der ich sie sicher transportieren kann?«
»Ja, natürlich.« Sie blies sich die Ponyfransen aus der Stirn. »Aber
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