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Meer ohne Strand

Meer ohne Strand

Titel: Meer ohne Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Friedrich
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heulen, sie war da.
    Ging in der Wohnung herum, wartete auf einen Anruf: den der andere ihr immer versprach, der aber niemals kam,
    Vielleicht bist du noch nicht verletzt genug! Wenn du immer noch keine Sehnsucht nach Frieden hast, nach einer richtigen Beziehung,
    Ach geh mir doch weg mit den Sprüchen, Robert. Eine richtige Beziehung! Was ist das denn, vielleicht das, was du mir bietest? Aber du bist doch mit mir zusammen, und warum? Bist du vielleicht selber noch nicht verletzt genug, für deine richtige Beziehung,
    Aber er war verletzt. Arbeitete wie ein Verrückter, manchmal bis weit in die Nacht hinein,
    Damn! Robert, hau ab nach Amerika. Kümmere dichum mein Haus, sei kein Idiot. Und rede dich nicht raus mit deinen Projekten. Bogner kann durchaus mal die eine oder andere Woche ohne dich auskommen,
    Udo Bogner. Roberts Projektpartner, eines Tages würde er vielleicht das Büro übernehmen: Aber noch war es nicht so weit. Noch konnte man ihn nicht alleinlassen mit der Verantwortung, Robert brütete über Plänen, Berechnungen: Neubau einer Spedition, Verwaltung und Lager. Es war Jahre her, daß Robert sich mit der Gestaltung eines Wohnobjekts hatte beschäftigen können,
    Dann flieg doch wenigstens mal rüber und sieh es dir an, Robby! Ich brauche einen Mann vor Ort, dem ich vertraue,
    Aber er wollte sich nicht retten lassen von Gabriel Phillips. Bereute, Gabriel Phillips zu seinem Vertrauten gemacht zu haben an irgendeinem betrunkenen elenden Abend, er starrte stundenlang aus dem Fenster. Wollte nicht nach Hause zurück: wo Natalie auf- und abging, wollte nirgendwohin. Konnte nun nicht mehr arbeiten. Lief nachmittagelang durch den Park. Wo ihm alles Schmerzen bereitete: die Weichheit des Grases unter den Sohlen, das Blattgeflitter im Licht. Die bunten Hemden der Mädchen, alles, was lebte, ohne daß er etwas hätte dazutun, etwas wegnehmen können, er setzte sich an den Rand der großen Wiese, entschlossen, es auszuhalten: die ganze freche überhebliche Lebendigkeit. Der er sich nicht mehr nähern konnte, er hatte eine Scheißwut: Was ließ er sich überhaupt bieten? Was geschah mit ihm, Wuttränen bissen in seinen Augen, hinter der Sonnenbrille. Ein junger Mann ging vorbei, Nordafrikaner wahrscheinlich, mit einem mageren sparsamen Körper. Ein Mädchen: wabbelnde Massen, die Eiskrem vertilgten, ein Hund lachteihn aus, und ein Herr mit Brille wischte sich mühsam den Schweiß von der Stirn, der aussah wie Fett, es war unerträglich! Ein Loch hätte sich auf tun müssen, um Schönheit und Häßlichkeit zu verschlingen. Ein Schlund im Boden: durch den Robert Brauer hätte aus der Welt stürzen können, in die finale Erniedrigung, im Frühsommer flog er los.
    Bekam keinen Flug mehr nach Boston, flog nach New York. Newark Airport, er mietete einen Wagen. Fuhr Richtung Norden, weit drüben, jenseits der Brücken, lagen die Türme Manhattans. Er fuhr dumpf geradeaus. Es war heiß, er schaltete die Air condition ein. Fuhr durch die Bronx. Erinnerte sich an eine Bar in Manhattan. An Natalie auf einem Hocker, am Tresen dieser Bar. Natalie, eine Flasche Budweiser in der Hand, lachend. Natalie auf einem Hotelbett, nackt, lachend mit ihm in einem winzigen Zimmer: in dem Hotel, wo wir einst glücklich waren, ein lausiges Zimmer, mit Fenster zum Lichtschacht, er fuhr auf der Interstate 95 die Küste Connecticuts hoch. Fuhr durch einen Nebel aus Unglück und Jetlag, Stamford, Bridgeport, New Haven, einmal hielt er an einem Drive thru, aß Burger und Fritten. Am Abend parkte er den Wagen vor einem Motel, irgendwo hinter New London.
    Lag dann allein auf dem riesigen Bett. Schaltete den Fernseher an, sah einen Fetzen eines Basketballspiels. Später etwas über Transvestiten: ihre Probleme bei der Jobsuche in Torrington, Connecticut, dann sah er einen Moment lang Greta Garbo. Dann einen Kürbis, der aus welchen Gründen auch immer auf dem Broadway zerplatzte, er trank den Whisky, den er in einem Liquor Storegekauft hatte, hörte Stimmen, draußen auf dem Parkplatz. Eine Männerstimme, laut. Das Lachen einer Frau, gedämpft in der Dunkelheit.
    Das nichts mit ihm zu tun hatte: Er war allein.
    War wirklich allein. Mußte nicht darauf warten, daß jemand kam. Mußte nicht darüber nachdenken, ob sie nach Hause kommen oder mit dem anderen gehen würde. Später, als er sich zum Schlafen umdrehte, hörte er nur noch das Summen der Air condition. Er schlief tief.
    Erwachte sehr früh, duschte lange. Rasierte sich, zog ein frisches Hemd

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