Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meer ohne Strand

Meer ohne Strand

Titel: Meer ohne Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Friedrich
Vom Netzwerk:
vielleicht oder Brennspiritus, Etikettenschwindel, verdammter,
    »Du hast mich ja nicht mal mitgenommen! In das Haus, nicht ein einziges Mal in dem ganzen Jahr hast du mich mitgenommen«,
    Aber er hatte es angeboten. Sie hatte abgelehnt,
    »Du hast es nie ernst gemeint! In Wirklichkeit wolltest du immer ohne mich fahren, du warst ja jedesmal ganz erleichtert, wenn ich abgelehnt habe«,
    Er griff nach seinem Mantel. Zog den Mantel an. Hatte ihn schon zugeknöpft, bevor er beschloß, wo er hingehen wollte: in sein Büro,
    »Und jetzt willst du also schon wieder gehen. Jetzt läßt du mich wieder allein, nur weil ich die Wahrheit sage. Nur weil ich nicht sofort mit dir vögle, aber gut, Robert, gut«,
    Sie begann, ihr Hemd aufzuknöpfen.
    »Wenn dir so viel daran liegt«,
    Zog das Hemd aus, er wollte gehen. Er legte die Hand auf ihre Brust, wollte ins Büro. Ließ sich den Mantel ausziehen: den er anbehalten wollte, öffnete ihre Hose, zerrte jetzt an ihrer Hose voll Ungeduld, ihr Gesäß, ihre Oberschenkel waren voll Striemen. Waren schwarzblau geprügelt, er starrte sie an. Starrte ihr ins Gesicht, sah hellen Triumph. Sah endlich, was sie glücklich gemacht hatte die ganze Zeit: Prellungen, Striemen,
    »Wer war das, war er das«,
    Was wollte er hören? Kein einziges Wort, nie wieder im Leben. Ihre Freude war hart jetzt, glänzender Lack,
    »Jetzt habe ich ihn. Jetzt weiß ich, was er will, und ich kann es ihm geben. Jetzt habe ich endlich Macht über ihn«,
    Die Hose hing ihr um die Fußknöchel, Fessel aus Denim. Die Härchen über der Scham waren hell, transparent, Beine und Hintern schwarzblau von Striemen,
    »Er hat ja darum gebettelt! Hat gebettelt, das hier mit mir tun zu dürfen«,
    Sie glühte, er konnte nicht wegsehen. Wollte nichts wissen. War weit jenseits jenes Stadiums der Eifersucht, wo man aus dem anderen Geständnisse herauspreßt,
    »Nur ich erlaube ihm so was, das kriegt er nur bei mir. Endlich verstehe ich ihn! Er quält mich ja nur, weil er mich liebt«,
    Hatte nie etwas aus ihr herauspressen müssen.
    Hatte von Anfang an alles gewußt: Sie hatte ihn aufgeweckt in jener Nacht, weinend. War mit einer Freundin unterwegs gewesen, der andere hatte sie angesprochen. Hatte mit ihr geredet, die Hand auf ihrer Hüfte wie zufällig. Hatte sie dann eingeladen, in seiner Wohnung mit ihm Cognac zu trinken. Sich auf seinem Bett mit ihm zu betrinken,
    Ich wollte nicht mitkommen, da ist er gegangen! Ich bin ihm noch nachgelaufen, raus auf die Straße, aber da war er schon weg, was soll ich jetzt tun! Ich habe alles verdorben, Robert, was wirst du jetzt tun? Wirfst du mich raus? Willst du mich jetzt nicht mehr haben, aber ich kann doch gar nichts dafür,
    Robert verstand nicht. Natürlich warf er sie nicht hinaus: Es war ja gar nichts passiert,
    Doch, Robert, doch! Es ist etwas passiert,
    Aber was? Wer war der Kerl denn? Was trieb er, was machte er mit seinem Leben?
    Sie hob die Schultern: irgend etwas. Import Export, oder so etwas hatte jemand gesagt, er tat nichts oder nichts Definierbares, sie war ungeduldig mit Robert: Es war ihr egal, was der andere tat. Er war Brasilianer, sovielimmerhin wußte sie. Oder sein Vater war Brasilianer gewesen, er sprach ja nie über sich: nicht zu Natalie.
    Sprach überhaupt wenig. Lachte nie. Stand meistens irgendwo ganz allein: dunkel, groß, still. Verloren, sagte Natalie, er litt, sie konnte das sehen: Litt unter irgendeinem Unglück, das er verbarg, vor allen in sich verschloß, Robert sah einen großen Mann, schlank.
    Auf grobe Weise gutaussehend, laut. Laut lachend, redend, er stand breitbeinig in der Kneipe, stemmte die Hände in die Hüften dabei. Nahm Platz ein, scharte andere Männer um sich, die dunkel waren wie er, kleiner als er, er schickte sie Zigaretten holen, Drinks,
    Du kannst es nicht sehen, Robert! Du kannst eben nicht sehen, wie er wirklich ist, mit mir ist er völlig anders,
    Aber was meinte sie damit? Sie lehnte an Roberts Tisch, fieberhaft Ausschau haltend nach irgendwem, der in der Nähe des anderen stand. Rannte dann hin. Begrüßte irgendwen wie einen uralten Freund, ließ ihn sofort fallen, wenn der andere weiterging, kam zu Robert zurück. Lächelte Robert verzweifelt an. Trank, stürzte sich erneut ins Gedränge, kämpfte sich durch das überfüllte Lokal, eilig und ungraziös, rettete sich erneut keuchend auf Roberts Felsen, tat das wieder und wieder, bis der andere endlich seinen Mantel ergriff. Bis er das Lokal verließ, manchmal hatte er noch

Weitere Kostenlose Bücher