Meer ohne Strand
nicht einmal mit ihr gesprochen.
PW! Du bist pussy whipped, laß dir das doch nicht bieten, Robby, setz sie unter Druck,
Das sagte Gabriel. Aber womit? Was hätte er denn zu ihr sagen sollen? Ich liebe dich mehr als der andere, ich behandle dich besser? All das wußte sie doch längst selbst. Und wollte trotzdem den anderen,
Aber das ist ja nicht wahr, Robert! Ich brauche euchbeide, ich brauche dich, Robert, komm mit, komm doch mit,
Manchmal sagte der andere irgend etwas zu ihr, dann sang Natalie auf der Heimfahrt. Dann lachte sie, küßte Robert: den schweigenden Robert, sie erzählte ihm, was der andere zu ihr gesagt hatte.
Bestand darauf, es ihm zu erzählen. Es ihm Wort für Wort zu wiederholen, er war der Dolmetscher. Er mußte Natalie erklären, was es bedeutete, wenn ein Mann dies oder jenes zu einer Frau sagte,
Wir würden einander zerstören, Natalie,
Das hatte der andere angeblich gesagt.
Ich brauche eine starke Frau. Ich bin hier allein, kapierst du das nicht? In einem fremden Land, was will ich mit dir,
Der andere hatte voller Verachtung gesprochen. Verachtung für Natalie: die in Tränen ausbrach. Die ihm ihr Geld anbot, ihr Leben, er sagte: Was weißt du denn überhaupt über mich? Nichts, du willst dich verlieren, das ist alles. Du willst dich in irgendeinem verlieren,
Robert fand es unbegreiflich: daß der andere sich nicht in ihr verlor. Sie lag auf dem Sofa, die Augen halb geschlossen, ihr Kopf auf die Lehne des Sofas zurückgesunken, sie war so schön. Es war unfaßbar, daß der andere sie ihm nicht wegnahm, Robert hatte Glück. Sie legte die Hand auf Roberts Brust, dann die Wange,
Ich wüßte nicht, wie ich leben sollte ohne dich, Robert. Das mit dem anderen wird vergehen. Es ist nur eine Phase, du bist mir so nah. Niemand war mir je so nah wie du, habe Geduld mit mir, bitte,
Und was sonst konnte er ihr noch anbieten? Manchmal rätselten sie die ganze Nacht an den Sätzen des anderenherum. Manchmal war er mit einer anderen gegangen, dann krümmte sie sich in ihrem Sessel, schluchzend. Robert saß dabei. Streichelte ihre zuckenden Schultern, rauchte, er trug keine Schuld mehr an ihren Anfällen. Der andere zog nun Natalies Wut, ihre Verzweiflung auf sich, im Morgengrauen schlief sie mit Robert. Lag unter ihm, mit geschlossenen Augen: still, wild. Etwas Hartes, Zusammengeballtes. Das Fließende an ihr fest geworden, wie unter sehr hohem Druck.
Dann kam sie eines Nachts nicht nach Hause. Am Morgen fand er sie vor der Badewanne. Sie kniete im Wasser. Das über den Wannenrand quoll, bereits in den Flur lief, Haarbüschel trieben darin, Kleenexfetzen weichten zu weißlichen Schlieren,
Er hat mich vergewaltigt, es war entsetzlich,
Nichts von dem, was sie sagte, ergab einen Sinn. Er hob sie hoch, sie war leicht. Er trug sie ins Bett. Machte ihr Milch heiß, wiegte sie, bis sie schlief, dann wischte er das Bad auf. Pfiff dabei leise vor sich hin: Nun war es vorüber. Mußte vorüber sein, der andere hatte sich selbst erledigt, Robert war naiv.
Oder vielleicht war er abgestumpft. Betäubt, halbtot: oder wie sonst ertrug er diesen Anblick, der andere tanzte mit ihr, Robert an seinem Tisch sah ihnen zu wie zwei Fremden. Sah ein Paar, das sich umschlungen hielt, der andere hatte die Augen geschlossen. Natalies Gesicht war nicht zu sehen. War an seiner Schulter vergraben, in seinem Pullover, zu Hause ging sie natürlich nicht schlafen.
Blieb auf, nahm ein Bad. Sang in der Wanne. Schrieb dann in ihr Tagebuch, Robert ging zu Bett. Sie schrieb noch am Morgen, als er endlich aufstand. In der folgenden Nacht nahm der andere sie mit in seine Wohnung.
In die Dunkelheit seines Zimmers. In das Blattgewirr der tropischen Pflanzen, die sein Zimmer ausfüllten, oh, Robert! Und dann am Morgen das wunderschöne Gelb der U-Bahn-Station. Eine Pfütze voller Regenbogen. Ein Hund an einer Litfaßsäule, so geschäftig, ganz im Augenblick geborgen,
Robert wußte genau, was sie meinte. Kannte die vibrierende Welt voll geheimer, hoffnungsvoller Bedeutung: aus den frühen Tagen mit Natalie.
Die nun seine Zärtlichkeiten natürlich nicht mehr dulden konnte, er war kastriert. Entsexualisiert: ihr Vertrauter, er sah sich nach einer anderen um. Fand keine: Er war waidwund. War zu bedürftig, roch meilenweit nach krankem Tier, er rief eine Exfreundin an. Ging mit ihr zum Essen, versuchte, sie anschließend zu vögeln in ihrem Apartment, versagte. Machte, daß er nach Hause kam: bevor er am Ende noch anfangen würde zu
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