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Meer ohne Strand

Meer ohne Strand

Titel: Meer ohne Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Friedrich
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losließ. Jetzt hörte sie den Applaus. Sank auf ihrem Stuhl zusammen, während er zwischen den Tischen durchging, seine Wunde zeigte: aus der noch immer kein Blut kam, sie sah jemanden den Draht wieder aus seinem Arm herausziehen. Sah dann, daß er den Kopf zurückwarf, die Haut an der Kehle mit zwei Fingern nach vorn zog, sie schloß sofort die Augen. Hörte am Aufstöhnen des Publikums, was er tat: zog sich seinen verdammten Draht durch die Haut über dem Kehlkopf, als sie das nächste Mal hinsah, hielt er eines seiner Augenlider zwischen den Fingern. Da schrie sie.
    Er ließ das Lid los. Sah sich um wie einer, der erwachte. Sah sie an. Nahm sie vielleicht zum erstenmal wahr jetzt, winkte ab, lächelnd: als habe er lediglich einen Scherz machen wollen, sie konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen, nun, wo er sie sah. Jacques redete auf sie ein: während der Magier sich verneigte, Jacques sagte,
    »Ich muß das lernen. Ich muß das unbedingt lernen«,
    Sie hörte nicht zu. Sah ihn durch eine Seitentür verschwinden, den Magier,
    »Komm«, sagte Jacques, »Du brauchst einen Drink. Wir gehen an die Bar«,
    Wo andere Gäste standen, Sina mit Fragen bedrängten, der Magier selbst war nicht da: Deshalb fragte man Sina. Sie zitterte immer noch. Antwortete einsilbig, hörte dann seine Stimme hinter sich,
    »Thank you again for your assistance, lady«,
    Hatte er ihr schon einmal gedankt? Sie konnte sich nicht erinnern, nun umringte man ihn. Wollte seinen Arm ansehen, seine Kehle: an denen keine Spuren mehr zu entdecken waren,
    »Hätten Sie das wirklich gemacht? Das mit dem Augenlid, hätten Sie es gemacht«,
    Eine blonde Frau hatte seinen Arm gepackt. Er gab ihr keine Antwort, Jacques lud ihn auf ein Bier ein. Bestellte für sich selbst Bier, für Sina, sagte,
    »Wie machst du das. Du bist verdammt gut, wie machst du es, daß es nicht blutet«,
    »Konzentration«, sagte der Magier. »Es ist Konzentration, und die Liebe Gottes«,
    Ein paar Leute hatten begonnen zu tanzen. Sina sagte,
    »Du hättest mir das nicht antun dürfen. Warum hast du mir das angetan«,
    Er lächelte, höflich. Sagte aber nichts: Und was hätte ihn zurückhalten sollen? Er kannte sie nicht. War ihr nicht verpflichtet, niemand kannte sie hier: Sie war fremd. Oder er war es, der fremd war: Er kam von einer fernen Insel, was hatte ihn überhaupt nach Charleston verschlagen?
    Er antwortete wieder nicht. Ließ sie mit Worten nichtsüber sich erfahren, gab nun seinerseits einen Drink aus. Berührte ihre Hand, als er ihr das Glas reichte: Seine Berührung, sein Körper waren ihr schon vertraut. Sie begriff, daß sie mit ihm schlafen würde.
    In einem Zimmer über der Kneipe. Wo er sie hingebracht hatte mit einer Bemerkung. Mit einer simplen Aufforderung,
    Laß uns hier weggehen, ich bin müde. Ich bin nicht in meinem Körper, während der Show. Ich muß erst nach Hause zurückfinden, in meinen Körper,
    Sie ging vor ihm her, eine steile Treppe hinauf. Ging an Türen vorbei im Licht einer Glühbirne, bis er stehenblieb, eine der Türen aufschloß, er ließ ihr den Vortritt. Sie zögerte: Da schob er sie an den Schultern ins Zimmer, er machte kein Licht. Der Schein einer Straßenlaterne fiel auf eine fleckige Wand. Er lehnte sie dagegen, vorsichtig wie einen Spiegel oder ein Bild. Während er sie küßte, tastete sie über seinen Arm. Suchte die Stelle, die er mit ihrer Hilfe verletzt hatte, als sie sie endlich gefunden zu haben glaubte, preßte sie die Finger darauf. Unter ihren Fingern pochte sein Blut. Er hielt still. So standen sie eine Weile. Sein Geruch war ihr vertraut wie der einer Erinnerung. Er hob sie hoch. Sie fühlte sich leicht in seinen Armen, gewichtlos: Er war so groß. Er legte sie aufs Bett, küßte ihre Knie.
    Küßte ihre Schenkel: die er auseinanderbog, sie spürte seinen Atem durch den Stoff ihrer Jeans. Spürte seinen Speichel: der durch den Stoff ihres T-Shirts sickerte, als er ihre Brust in den Mund nahm, dann waren sie nackt. Die Decke war etwas Synthetisches, kratzig. Er beugte sich über sie, ihre Beine begannen wieder zu zittern, eswar die Gewalt. Seine Gewaltsamkeit: mit der er ihr keine Verletzung zugefügt hatte, er küßte ihren Bauch. Jemand, den sie kaum flüchtig kannte, begann in ihr zu singen, hoch und schrill. Sie bäumte sich auf. Er drückte ihre Schultern ins Laken zurück. Sah sie an, während er sie festhielt: ihren sich windenden, hilflosen Körper, er sagte,
    »Ich hätte es getan. Das mit dem Augenlid, ich tue

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