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Meer ohne Strand

Meer ohne Strand

Titel: Meer ohne Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Friedrich
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es immer. Ich habe es für dich nicht getan«,
    Als er sie losließ, warf sie sich über ihn. Streckte sich auf ihm aus, in ganzer Länge, er bot ihr Platz. Sie leckte ihn ab, sein Schweiß war auf ihm getrocknet. Schmeckte nach Meerwasser. Nach Durst, sie trank seinen Speichel. Saugte Speichel aus seinem Mund, leckte über seine Kehle: durch die er den Draht gezogen hatte, ohne ihrer dabei zu bedürfen, er schlang die Arme um sie. Drehte sie auf den Rücken. Vergrub das Gesicht an ihrem Hals, bog seinen Körper von dem ihren weg: so daß sie nun endlich die Schenkel spreizen konnte, er sagte,
    »Jetzt komme ich nach Hause, in meinen Körper.«
    Am Morgen waren seine Verletzungen sichtbar. Hatten sich in der Nacht entzündet, verhärtet,
    »Man kann nicht erwarten, daß es jedesmal glattläuft«,
    Das sagte er. Sie konnte seinen verletzten Arm sehen, seinen Hals. Konnte ihn dort berühren, sie kauerte auf ihm: Froschhaltung, half ihm, sich in ihr zu bewegen, warum war sie nicht müde? Sie hatten kaum geschlafen. Hatten in der Nacht miteinander geflüstert, ein paarmal leise gelacht: aber nicht über einen Scherz. Kein einziges Mal über einen Scherz,
    Siehst du den Vogel da, an der Wand? Da, wo die Schatten der Blätter sind, manchmal sehen sie aus wie Vögel. Wir haben das als Kinder gespielt. Auf meiner Insel haben wir das gespielt, nachts in der Hütte, der Mond schien durch die Blätter hinein, kannst du sie sehen? Die Blattschattenvögel,
    Durch die Jalousien drang streifiges Morgenlicht. Fiel auf sein Gesicht, seine Brust, sie wand die schwarzen Stricke seiner Haare um ihre Handgelenke, zog ihn zu sich hinauf. Er hielt sie auf seinem Schoß: während er sich aufsetzte, die Beine aus dem Bett schwang,
    Jetzt so .
    Sie verschränkte die Füße hinter seinem Rücken. Lehnte die Stirn auf seine Schulter, hörte seinen Atem tiefer werden. Hörte dann ihren eigenen Atem. Ihre Atemlosigkeit: als liefe sie einen Berg hinauf, sie ließ den Kopf in den Nacken fallen. Ließ sich fallen: in die summende rote Tiefe, wurde einen Moment später wieder emporgeschleudert, zuckend und blind. Klammerte sich an ihn, sank auf ihm zusammen. Sie hätte nicht sagen können, ob sie ihm im Verlauf des Abends, der Nacht ihren Namen genannt hatte.
    Später machte er Kaffee. Stand an der Kaffeemaschine, ein Handtuch um die Hüften, briet Eier auf einer Herdplatte, die auf der Kommode stand, im Licht des Tages war er ihr vollkommen fremd. Sie saßen einander gegenüber, an einem Tisch in der Zimmerecke. Er summte vor sich hin, während er aß: war schon nicht mehr bei ihr, sie rief ihn nicht zurück. Beeilte sich mit dem Frühstück: das sie nur aß, um ihn nicht zu kränken, er sagte,
    »Heute abend bin ich noch hier.«
    Sie nickte. Er fragte sie nicht, ob sie kommen würde. Bat sie nicht darum, sie zog ihre Jacke an. An der Tür küßten sie sich: wie man nachlässig eine Unterschrift unter eine Vereinbarung krakelt, es war gegen Mittag. Draußen auf der Straße schien die Sonne. Die Luft roch nach feuchter Erde, Autoabgasen, es war warm. Sie schlenderte eine fremde Straße entlang, vage auf der Suche nach einem Taxistand: Das Wohnmobil stand außerhalb der Stadt. Das Singen in ihr kehrte zurück, vielleicht etwas leiser. Irgendwo kaufte sie einen Becher Kaffee. Konnte den Mann noch an ihren Händen riechen, als sie den Styroporbecher an den Mund führte, sie fragte sich, was Jacques gerade tat.
    Dem sie gestern nacht gesagt hatte, daß sie den Magier begleiten, am nächsten Morgen zum Camp zurückkehren würde, Jacques hatte die Schultern gezuckt, Kein Problem, Sina. Du bist frei. Du kannst tun, was du willst,
    Ihr kam es so vor, als wäre sie tagelang weggewesen.
    Sie fand ein Taxi. Der Fahrer sah sie wiederholt im Rückspiegel an, prüfend. Ihr wurde klar, daß sie lächelte.
    Die Tür des Wohnmobils stand offen. Sie ging die Stufen hinauf, Jacques saß drinnen am Tisch. Sah aus wie immer: völlig vertraut, fütterte Maurice mit Obstbrei, blickte kurz auf, als sie eintrat. Sah sofort wieder weg, das Kind krähte vor Vergnügen. Stieß kleine hohe Vogelschreie aus, streckte ihr die Arme entgegen, Sina sagte, »Guten Morgen.«
    Nahm Maurice auf den Arm: der sich ihr entgegenwand auf dem Schoß seines Vaters, Jacques knallte den Löffel auf den Tisch. Stand auf, ging zur Tür. Kam wieder zurück. Baute sich vor ihr auf, sagte,
    »Guten Morgen? Das ist doch der Gipfel. Das ist wirklich gut, schau mal auf die Uhr! Es ist fast eins, und das

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