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Meer ohne Strand

Meer ohne Strand

Titel: Meer ohne Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Friedrich
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Robert konnte es nicht fassen, daß er daran noch nie gedacht hatte.
    Daß es ihm entfallen war, wem das Haus tatsächlich gehörte: Gabriel Phillips, dieses Haus war nicht Robert Brauers Haus.
    War niemals sein Haus gewesen. War schon gar nicht sein magischer Turm: konnte nicht verschlossen gehalten werden, er selbst hatte es entgrenzt. Hatte die Räume zueinander, das gesamte Haus zum Meer hin geöffnet. Hatte die Farben von Wasser, Sand, Himmel ins Innere schwappen lassen, die Umgestaltung war schwieriger gewesen,als er geglaubt hatte: Aber hatte er auch nur einmal erwogen, das Projekt aufzugeben?
    Bloß, weil die Arbeit daran problematisch war, Robert sprang auf. Begann auf und ab zu gehen, er hatte es erforscht, das Objekt seiner Begeisterung. Hatte es ständig vor Augen gehabt: das gezeitenschiefe, wunderbar einmalige Ding, es war ja kaum mehr als ein Schuppen gewesen. Oder zwei Schuppen: die er zu einem einzigen Gebäude hatte verschmelzen lassen müssen, ohne ihnen ihre Eigenart zu nehmen, Sina war immer noch nicht zurück.
    Und vielleicht hatte er sie nun tatsächlich verjagt.
    Hatte sie verscheucht, um sie zu halten. Hatte sie weggetrieben, um sie nicht zu verlieren, er eilte auf das Deck hinaus. Fürchtete halb und halb, niemanden mehr zu sehen, dort unten am Strand: Aber sie saßen noch immer da. Sina und der andere, nebeneinander am Wasser.
    »Soll ich wieder gehen, Sina?«
    Jacques sah Sina nicht an. Scharrte Sand zusammen, zu einer Burgruine. Zu einem Wall, einem spanischen Fort vielleicht, er sagte,
    »Jetzt, wo ich dir alles erzählt habe. Wo ich gesehen habe, daß es dir gutgeht, ich will keine Probleme schaffen zwischen dir und Robert. Er ist ein prima Typ, glaube ich. Er ist immerhin Architekt, und er hat dich gerettet«,
    Robert, der Ritter: Ein Mann Mitte Vierzig, etwas zu schwer. Mit Haar, das an den Schläfen schon licht wurde, Tränensäcken. Einem zu wohlgenährten Körper: den er von ihr weggedreht hatte, während sie geweint hatte in der Nacht, und quatschte sie sich jetzt Robert Brauer häßlich?
    Mit wilder Freude an der Zerstörung, er war auch bloß irgendein Mann. Ein ganz normaler Mann, der erstickte hinter seiner Schweigemauer, so war Sina nun mal: Eine einzige Kränkung, und ein Mann war unten durch, sie sagte: »Bitte bleib hier, Jacques. Ich habe dir alles verziehen. Daß du mich im Wald gelassen hast, alles, ich bin so froh, daß du endlich da bist. Ich habe dir genauso verziehen wie du Maurice«,
    Jacques nickte. Klopfte sich den Sand von den Fingern, seufzte.
    Sagte dann: »Ihr geht eben miteinander ins Bett, Robert und du. Das ändert alles. Wenn es überhaupt was bedeutet, daß man miteinander ins Bett geht, dann ändert es sofort alles.«
    Als sie zum Haus zurückkamen, stand Robert auf dem Deck. Sah ihnen entgegen, kam dann über den Sand auf sie zu. Half Sina die Stiege hinauf, wie immer, oben sah er ihr einen Moment lang ins Gesicht. Suchte etwas darin, ließ sie dann los. War unglücklich: Sie konnte es sehen, er ging an ihr vorbei in die Küche. Sie setzte sich vor den kalten Kamin.
    Blieb dort sitzen, allein. Berührte einmal ihr Gesicht mit den Fingerspitzen. Hoffte inständig, daß er darin gefunden hatte, was er gesucht hatte.
    »Soll ich wieder gehen, Robert?«
    Jacques stand in der Küchentür. Robert stand vor dem Kühlschrank. Nahm eine Dose Cola heraus, hatte er überhaupt Durst? Oder brauchte er nur einen Grund dafür, in der Küche zu bleiben, Jacques seufzte. Sagte,
    »Wozu frage ich eigentlich. Ich weiß ja genau, daß ichgehen soll. Ich weiß ganz genau, du wünschst mich zum Teufel«,
    »Quatsch«, sagte Robert. Zog an dem Metallring der Dose, der Ring riß ab. Die Dose blieb zu, Robert stellte sie auf den Tisch. Dies war also das Ende des Märchens.
    Was immer nun noch geschah: Dies war jedenfalls das Ende des Mythos. Der Super-Duper-Turbo-Love-Story: Sina und Robert, sie waren auch nur irgendein Paar. Waren nicht Tristan und Isolde. Waren nicht Lancelot und die Königin oder sonstwer, sie waren nur Hinz und Kunz. Stritten wie Hinz und Kunz. Machten einander unglücklich wie Hinz und Kunz, bestimmt weinte sie längst, dort drüben in ihrem Sessel. Bestimmt gab es nirgendwo auf der Welt noch eine Frau, die dermaßen nah ans Wasser gebaut hatte, er sah zu Jacques hinüber: der mager im Türrahmen lehnte, auf den Boden starrte, und woran genau war nun eigentlich dieser Junge schuld? Der sie zusammengebracht hatte, nun eben mithalf, sie zu trennen,
    »Von

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