Meere - Tierparadiese unserer Erde
ein Fliegender Fisch von einem Raubfisch bedrängt, kann er sich durch Flucht aus dem nassen Element seinem Verfolger entziehen. Als Antriebsmotor dient die asymmetrisch geformte Schwanzflosse, die von einer kräftigen Muskulatur versorgt wird. Durch heftiges Schlagen der Schwanzflosse nimmt der Fisch auf der Flucht mehr und mehr Geschwindigkeit auf. Nach etwa 20 m durchstößt er dann mit einer Aufwärtsneigung von 30 Grad die Wasseroberfläche. Sind während der Anlaufphase die gefalteten Brust- und Bauchflossen noch eng an den Körper gelegt, so werden sie nach Durchbrechen der Wasseroberfläche wie Tragflächen ausgebreitet. Das untere verlängerte Flossenblatt bleibt zunächst noch im Wasser und schlägt bis zu 50-mal pro Sekunde. Mit rund 60 km/h schnellt der Fisch aus dem Wasser empor und gleitet dann in bis zu 8 m Höhe über dem Wasser 20–50 m durch die Luft. Kräftiger Rückenwind kann die Flugweite vervielfachen, starker Gegenwind verkürzt sie, vergrößert dafür aber die Flughöhe. Sinkt die Fluggeschwindigkeit, fällt der Fisch – der Schwerkraft folgend – unweigerlich wieder ins Wasser zurück. Doch kaum dass der Schwanz die Wasseroberfläche wieder berührt, beginnt der untere Schwanzflossenlappen als Antriebsmittel für den Gleitflug seitwärts zu schlagen. Jetzt beschleunigt der Fisch und katapultiert sich erneut in die Luft; gelegentlich folgt ein dritter oder vierter Anlauf. Danach ist der Flugfisch ermattet und fällt endgültig ins Wasser. Hat ein Verfolger genug Ausdauer bewiesen und nicht bereits während der ersten Flugphase die Beute aufgegeben, besitzt er jetzt gute Aussichten auf einen erfolgreichen Fang.
Fliegende Fische
Exocoetidae
Klasse Knochenfische
Ordnung Hornhechtartige
Familie Fliegende Fische
Verbreitung tropische und subtropische Meere
Maße Länge: 20–45 cm
Andere »Flugfische«
Nicht nur die eigentlichen Fliegenden Fische, sondern auch andere Meeresfische haben den rettenden Befreiungssprung aus dem Wasser für sich entdeckt – wenn auch nicht mit einer solch formvollendeten Technik. Der Hornhecht (
Belone belone
), ein bis zu 1 m langer und etwa 1 kg schwerer Fisch der mittel- und nordeuropäischen Küstengewässer, oder der ganz ähnlich ausgestattete Makrelenhecht (
Scomberesox saurus
) können einen gewaltigen Luftsprung vollführen, bevor sie mit dem Schwanz voran wieder ins Wasser fallen. Auch dem etwa 50 cm langen Flughahn (
Dactylopterus volitans
) wird die Fähigkeit nachgesagt, sich aus dem Wasser erheben zu können. Der mit Dornen und Stacheln bewehrte Grundbewohner lebt in den warmen Gebieten des Atlantiks, im Mittelmeer und im Roten Meer und sieht den Vertretern aus der Familie der Knurrhähne (Triglidae) sehr ähnlich. Bei dem am Boden ruhenden Fisch sind die verbreiterten Brustflossen meist nach hinten zusammengefaltet. Aufgescheucht jedoch breitet er die Brustflossen flügelartig aus. Beim Sprung aus dem Wasser helfen die Brustflossen, den Gleitflug mithilfe des Windes als Auftriebskraft auszudehnen.
Lederschildkröten: wandernde Riesen
Die Lederschildkröte (
Dermochelys coriacea
) ist nicht nur die größte aller Meeresschildkröten, sondern, abgesehen vom Leistenkrokodil, auch das größte heute noch im Meer lebende Reptil. Darüber hinaus hat sie auch das weiteste Verbreitungsgebiet unter den Meeresschildkröten und sie wandert extrem weit.
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Die Lederschildkröte ist die größte Schildkrötenart.
Massige Tiere mit warmem Blut
Eine Panzerlänge von rd. 2,5 m und ein Gewicht von 900 kg – das sind die Merkmale der größten jemals gefundenen Lederschildkröte (
Dermochelys coriacea
). Im Durchschnitt ist der Panzer der ausgewachsenen Tiere immerhin etwa 1,5 m lang und sie wiegen 250–600 kg. Damit sind diese Meeresschildkröten gewaltiger als ihre größten an Land lebenden Verwandten, die Seychellen-Riesenschildkröten.
Ihre Größe und Masse bringt der Lederschildkröte einige Vorteile: So hat sie beispielsweise nur wenige Feinde. Und dank ihrer isolierenden Fettschicht und dem Wärme absorbierenden Dunkelbraun bis Blauschwarz ihres Panzers kann sie im Gegensatz zu anderen Reptilien ihre Körpertemperatur bis zu 18 °C über der umgebenden Wassertemperatur halten – jedenfalls, solange sie sich mit ihren flossenartigen, krallenlosen Beinen fortbewegt. So ausgestattet, durchstreifen Lederschildkröten sowohl warme tropische Meere als auch die Tiefen gemäßigter Breiten bis hin zum Eismeerrand.
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