Meere - Tierparadiese unserer Erde
aus und nutzen den Rückstoß. Mit dieser »Düse« können sie nicht nur wie ein Senkrechtstarter die Schwimmrichtung steuern, sondern dabei auch Geschwindigkeiten bis über 30 km/h erreichen. Darin sind Kalmare einzigartig in der Kopffüßerverwandtschaft, die mit ihrem Siphon nur ruckartig und langsam schwimmen kann. Selbst Sepias gleiten mit ihrem Flossensaum nur gemächlich und meist in Bodennähe.
Die Mundöffnung ist mit einem hornigen »Papageienschnabel« versehen, der wirksam Beute töten und Stücke herausbeißen kann. Acht Fangarme sind relativ kurz, auf ihrer ganzen Länge mit Saugnäpfen besetzt und führen die Beute an die Mundöffnung. Die beiden verlängerten Tentakelarme können die meisten Kalmare wie Harpunen auf ihre Beute schießen. Dazu tragen sie am Ende eine mit Saugnäpfen versehene, mehr oder weniger spatelförmige Verbreiterung. Als Mundwerkzeug zum Zerkleinern der Nahrung dient die Radula, eine Platte mit messerscharfen Zähnen.
Kalmare
Teuthida
Klasse Kopffüßer
Ordnung Maulstachler
Familie Kalmare
Verbreitung Meere weltweit
Maße Länge: etwa 8–400 cm, sehr selten bis 10 m
Gewicht bis 100 kg, sehr selten 500 kg
Nahrung vorwiegend Fische, seltener Weichtiere und Krebse
Licht und Farbe
Das Licht spielt im Leben der Kalmare eine besondere Rolle. Einerseits haben sie hoch entwickelte und leistungsfähige Linsenaugen, andererseits können die Kalmare ihre Körperfarbe wechseln und so ihre Sichtbarkeit für andere Tiere verändern. Dafür besitzen sie in der Haut spezielle, pigmenthaltige Zellen, die Chromatophoren, die sie aktiv und sekundenschnell durch Nervenimpulse erweitern und zusammenziehen können. So passen sie nicht nur ihre Farben und Muster zur Tarnung vor Fressfeinden der Umgebung an, sondern drücken auch Stimmungen wie Angst, Aggression und Paarungsbereitschaft aus und kommunizieren miteinander. Tiefseebewohnende Arten verfügen außerdem über Leuchtorgane, sog. Photophoren, mit denen sie ihre Feinde verwirren und Beutetiere anlocken. Wie ein dreiarmiger Leuchter erscheint der Kopf eines der skurrilsten Tiefseebewohner: Die kleinen Augen der Jungtiere des glasklar und durchsichtigen
Bathothauma lyromma
aus der Familie Cranchiidae sitzen beweglich auf weit ausladenden Stielen (ähnlich einer Weinbergschnecke) und tragen jeweils ein Leuchtorgan neben sich. Ihre zehn Arme sitzen auf einem rüsselförmig vorgezogenen Stiel in der Kopfmitte; acht davon sind winzig klein. Nur die beiden langen Fangarme scheinen wirklich dem Beutefang zu dienen. Am Mantelende sorgen zwei kleine, ohrförmige Flossenpaddel für Vortrieb. Mit dieser Ausstattung leben diese Kalmare, bis sie etwa 10 cm groß sind. Danach wandeln sie ihre gesamte Kopfregion zur kalmartypischen mit zwei großen Augen und zehn Armen um. Während des Erwachsenwerdens verlagern sie ihren Lebensraum von 200 m bis unter 1000 m Wassertiefe.
Jäger und Beute zugleich
Kalmare sind eine wichtige Komponente im marinen Ökosystem, nicht nur als Jäger kleinerer Fische, Weichtiere, Krebse und anderer Tiere, sondern auch als Beute von Raubfischen, Sturmvögeln, Möwen, Robben und vieler Zahnwale. Viele Arten sind auch wirtschaftlich von Bedeutung und werden nicht nur von lokalen Fischern geangelt, sondern seit einigen Jahrzehnten mit Schleppnetzen befischt. Wissenschaftler vermuten, dass die weltweite Ausbeutung der Fischbestände in den Ozeanen wegen des verminderten Konkurrenzdruckes eine beträchtliche Zunahme der Kalmarbestände verursacht hat.
Wunderlampen
Die Wunderlampen (Lycoteuthidae) sind kleine Tiefseebewohner vorwiegend tropischer und subtropischer Meere mit maximal 8 cm Rumpflänge. Ihr auffälligstes Merkmal sind die Leuchtorgane oder Photophoren, denen sie auch ihren Namen verdanken. Bei jeder Art sind diese »Laternchen« in Charakteristischer Weise auf Mantel, Fangarmen und um die Augen herum angeordnet, wobei sie aber bei den Männchen jeweils stärker ausgeprägt zu sein scheinen.
Das Licht der Photophoren entsteht durch Biolumineszenz, also die Umwandlung chemischer Energie in Lichtenergie, und dient offenbar der Tarnung, da die Körperkonturen verschwimmen und das Tier dadurch fast unsichtbar wird. Die Wunderlampen leben in der Tiefsee in bis zu 3000 m Tiefe, steigen nachts aber in der Wassersäule auf, wo sie sich von kleinen Fischen und Krebsen ernähren. Beim Aufsteigen ändern die Tiere die Farbe des ausgestrahlten Lichts mit der Wassertemperatur: von Blau im kalten Tiefenwasser nach Grün in
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